Es ist das sechste Mal in Folge, dass Jürgen Klopp im Finale verliert. Seine Ansprache in der Halbzeit konnte Liverpool nur kurz helfen, am Ende wird Zidane gekrönt. Nachts lässt es der deutsche Trainer krachen.
Dieses Mal war vieles anders, und trotzdem musste Klopp am Ende dem Gegner gratulieren. Der Finalfluch besteht, Klopp verlor mit Liverpool gegen Real sein sechstes Finalspiel in Floge. Er zeigte eine faire Reaktion, gab allen Spielern die Hand, denen er nach dem Abpfiff begegnete. Er hielt sogar noch ein kurzes Gespräch mit Gareth Bale und zeigte ihm seinen Respekt für den herausragenden Fallrückzieher.
„Unsere größte Stärke in diesem Jahr war eindeutig der Teamgeist“, sagte Klopp auf einer Pressekonferenz vor dem Finale. Jedoch brach dieser Teamgeist, nachdem Mohamed Salah in der 25. Minute verletzungsbedingt ausgefallen war.
Liverpool hatte gut begonnen, befand sich oft genug in der Abwehr Real Madrids, zeigte schnelle und technisch hochwertige Ballstafetten, aber immer wieder unter der Beteiligung von Salah. Dass es keine großen Torchancen gab, lag auch am reaktionsschnellen Real-Torhüter Keylor Navas, der sich wie ein dritter Innenverteidiger verhielt und den ganzen Strafraum beackerte.
Mit Salah ging allerdings auch die Spielenergie von Liverpool flöten, sodass Real zunehmend dominieren konnte. „Klopp meinte in der Kabine zu uns, dass wir nicht mehr über Mo nachdenken sollen. Am Ausfall könnte man jetzt nichts mehr ändern“, sagte Georginio Wijnaldum danach.
„Seit neun Monaten haben wir nicht so gespielt“
Nicht nur der mentale Druck brachte das Spiel durcheinander. Die gesamte Spielweise änderte sich ohne Salah. Klopp brachte Adam Lallana hinein, ein typischer Klopp-Spieler, der durch aggressives Pressen und Tempo angreift – das konnte er schon oft unter Beweis stellen.
Doch Lallana plagen seit Langem die Verletzungen, sodass er nur wenige Spiele in der Saison machen konnte. Auch die WM in Russland wird er verpassen. In den ersten 15 Minuten schaffte er nicht einen Pass zu seinen Mitspielern.
Am Ende war es Zidane, der das Trainerduell gewann. Bereits gegen Bayern und Paris konnte der Real-Trainer kluge Einwechslungen durchführen. Auch dieses Mal traf Joker Gareth Bale keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung.
Beide, Zidane und Klopp, standen bei ihren Vereinen auf der Kippe. Im Februar hätte man Zidane beinahe entlassen, da die Ligasaison enttäuschend verlaufen war. Zudem flog man im Pokalspiel gegen den Aufsteiger raus. Es blieb nur eine Hoffnung, die Champions League. Genau dort konnte Zidane glänzen.
Party mit Kerner und Campino
Niemand in Liverpool ist böse auf Klopp wegen der Finalniederlage in der Champions League. Denn bereits der Einzug in dieses Spiel war überraschend genug, kaum jemand hätte am Anfang der Saison, nach einer erfolgreichen Qualifikation gegen Hoffenheim, damit gerechnet. Zudem werden die Reds im kommenden Jahr ebenfalls die Königsklasse stürmen. Obwohl Klopp nach dem Spiel wieder seinem Gegner gratulieren musste, wird es in Liverpool „We Trust in Klopp“ heißen.
Derweil feierte sich Klopp den Frust des verlorenen Finals mit den Toten Hosen weg. Mit dabei waren Johannes B. Kerner und Campino, mit denen er um sechs Uhr in der Früh erst Englisch, dann Deutsch sang: „Wir haben den Pott gesehen, es war so wunderschön. Er musste aber nach Madrid, wir bekommen ihn zurück.“