In der ZDF-Mediathek gibt ab sofort ein 90-minütiger-Film Gelegenheit, Joshua Kimmich nicht nur als „Anführer und Antreiber“ zu erleben. Der Bayern-Profi zeigt auch sanftere Seiten und kämpfte sogar mit den Tränen.
„Joshua Kimmich – Anführer und Rebell“ – so der Titel einer Doku über den Bayern-Kicker, die am kommenden Samstag im ZDF läuft und vorab bereits in der Mediathek geschaut werden kann. Nicht nur bei Kimmich selbst reißen dabei alte Wunden aus der Corona-Zeit auf.
Kimmich in der Impf-Kritik
Menschen zu tausenden auf den Straßen, in den Fanmeilen, auf den Stadionrängen. Masken ein Fremdwort, Corona noch bestenfalls eine leichte Grippe. Wer die Pandemie erfolgreich verdrängt hat, wird vermutlich einen Rückfall bekommen, wenn der Kimmich-Film über den Bildschirm flimmert.
Kimmich selbst stand als Impfgegner im Feuer der Kritik. Rückblick: Dezember 2021 – Kimmich befindet sich in Quarantäne, ungeimpft. Eine Videoschalte wird im Film aufgegriffen. Kimmich äußert sich zur Impfdebatte: „Am Ende ist es doch so, dass es jetzt heißt: Pandemie der Ungeimpften. Und wer steht für die Ungeimpften? Joshua Kimmich ist der, der für die Pandemie verantwortlich ist.“
Kimmich: Eine brutale Zeit
Im Film empfängt uns Kimmich in seinem Münchner Haus, flankiert von einem Bücherregal. Wir folgen seinen Worten, nicht ohne selbst Rückschau zu halten und Corona plötzlich wieder direkt ins Gesicht zu blicken. „Ich frage mich wirklich, ob es meine Aufgabe als Profi-Sportler ist, die Menschen von einer Corona-Impfung zu überzeugen. Das bleibt die Aufgabe von Politikern, Wissenschaftlern und Experten, aber doch nicht meine.“
Kimmich möchte weiter sprechen über diese „brutale Zeit“. Plötzlich gerät er ins Stocken, dreht die Kamera weg und kämpft mit den Tränen: „Es ist so brutal, wenn du Freunde hast, die einem tatsächlich sagen…, die einem…ja…ein Kumpel, er hat gesagt, dass weniger Leute gestorben wären, wenn ich mich impfen lassen hätte. Das ist so brutal. Klar, wenn du keine Familie hinter dir weißt, kannst du zerbrechen.“
Bei den Bayern allein gefühlt
Die Doku bleibt auch nicht ohne Vorwürfe, die an die Adresse des FC Bayern gehen. Im März 2022 äußerte sich Kimmich dazu: „Viel zu lange habe ich mich alleingelassen gefühlt. Man muss sich vorstellen, fast sieben Jahre bin ich nun in der Mannschaft. Um meine Person gab es nicht viele Skandale. Als dann die erste Talfahrt kam, habe ich mitbekommen, wie die Reaktion des Vereins war und bin nun entsprechend getroffen und enttäuscht.“
Auf seine Vertragsverlängerung im Sommer 2021 angesprochen, meinte Kimmich den Vertrag vor dem Hintergrund unterschrieben zu haben, in den nächsten vier Jahren mit dem FC Bayern zweimal die Champions League zu gewinnen. „Genau das will ich noch immer“, so Kimmich mit Nachdruck in der Stimme.
Aber es ist nicht mehr wie vorher, das Vertrauensgefühl dem Verein gegenüber sei kaputt, erklärt Kimmich mit Bedauern. Wenn ich mit jemand spreche, weiß ich nie, was davon an die große Glocke gehängt wird und an die Öffentlichkeit gelangt. Mit Blick in die Zukunft ist sich Kimmich sicher, dass sich der Riss auch nicht „mit einigen wenigen Gesprächen“ wieder kitten lässt.