Dass beim FC Schalke 04 nach dieser katastrophalen Saison etwas passieren musste, war klar. Der Verein reagiert jetzt auf die sportliche Talfahrt und stellt seine Strukturen komplett neu auf. Zuerst kam mit Jochen Schneider ein neuer Sportvorstand, dann wurde David Wagner als neuer Trainer verpflichtet. Und nun erweitert Schalke seine Führungsetage noch um den Posten des technischen Direktors: Michael Reschke kommt – trotz Skepsis im Aufsichtsrat – zu den Königsblauen. Das Schalker Vorbild für die kommenden Jahre ist ausgerechnet der Erzrivale Borussia Dortmund.
Am vergangenen Wochenende hat Michael Reschke bei Schalke einen Vertrag bis zum Jahr 2022 unterschrieben. Der Rheinländer wird bei den Knappen vor allem für die Kaderplanung und die gesamte Scouting-Abteilung zuständig sein, hier sieht der Verein großen Optimierungsbedarf.
Reschke hinterließ in Stuttgart einen Scherbenhaufen
Der Schalker Aufsichtsrat hatte allerdings bis zum Schluss große Bedenken in Bezug auf diese Personalie. Reschke – der einst bei Bayer Leverkusen und Bayern München als genialer Transfer-Guru im Hintergrund galt – hat sich durch sein völlig misslungenes Engagement beim VfB Stuttgart einen großen Teil seiner Reputation kaputtgemacht.
Im vergangenen Sommer war Reschke als Sportvorstand zu den Schwaben gewechselt. Der 61-Jährige stand erstmals im Rampenlicht, gab eine Menge Geld für Transfers aus und träumte vor dem Saisonstart vom internationalen Geschäft. Die zurückliegende Spielzeit geriet für den VfB dann aber zu einem Desaster: Fast alle Neueinkäufe floppten, statt um die Europa League spielte Stuttgart von Anfang an gegen den Abstieg.
Enger Draht zu Schneider
Reschke machte von Anfang an keine gute Figur, vor allem bei der Entlassung von Trainer Tayfun Korkut blamierte er sich mit einer öffentlichen Lüge bis auf die Knochen. Kurz nach dem Start der Rückrunde wurde Reschke in Stuttgart dann vom Hof gejagt. Und er hinterließ einen Scherbenhaufen, der für die Schwaben sogar mit dem Abstieg enden könnte – falls die beiden Relegationsduelle gegen Union Berlin schief gehen.
Bei Schalke half Reschke jetzt allerdings seine gute Beziehung zu Jochen Schneider. Der Schalker Sportvorstand hatte sich intern für Reschke eingesetzt und den Aufsichtsrat letztlich überzeugt. “Es macht mich stolz, auf und für Schalke arbeiten zu dürfen”, wird Reschke in einer Pressemitteilung fast schon demütig zitiert.
BVB als Vorbild
Der FC Schalke geht damit einen Weg, den auch der Reviernachbar Borussia Dortmund im vergangenen Jahr eingeschlagen hat. Auch beim BVB war man der Meinung, die sportliche Kompetenz im Club erhöhen zu müssen.
Neben Geschäftsführer Hand-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc hatte die Borussia vor der Saison noch Sebastian Kehl als Lizenzspieler-Boss und Matthias Sammer als externen Berater mit ins Boot geholt. Zuletzt verpflichtete der BVB noch die beiden Ex-Borussen Otto Addo und Michael Skibbe für die Bereiche Scouting und Nachwuchs.
Hoeneß und der Gelenkbus
Bayern Münchens Uli Hoeneß hatte noch vor Monaten gespottet, der BVB brauche für seine Chefetage bald einen “Gelenkbus” – nun scheinen viele andere Vereine dem Vorbild der Dortmunder zu folgen.
Jochen Schneider freut sich jedenfalls, mit Reschke einen echten Experten gewonnen zu haben: “Als Technischer Direktor kann Michael Reschke seine großen Stärken passgenau auf Schalke einbringen: Er ist im Profibereich auf nahezu allen Ebenen hervorragend vernetzt. Dazu besitzt er großes Fachwissen – gerade im Bereich der Personalplanung.”