Mit einem letzten Aufbäumen auf dem Spielfeld gegen den VfL Bochum hofft Hertha BSC am Samstag auf eine geringe Überlebenschance. Währenddessen laufen im Hintergrund schon seit Wochen Planungen für beide möglichen Szenarien. Es steht fest: Ein Abstieg würde tiefgreifende Änderungen mit sich bringen.
Noch einmal auf die große Bühne, noch einmal in ein gefülltes Olympiastadion: Hertha BSC erwartet am Samstag deutlich über 60.000 Zuschauer für das Spiel gegen Bochum. Sollten fast 68.000 Fans kommen, würde der Verein trotz der sportlichen Misere seinen Zuschauerrekord brechen (Saison 2011/12: 53.449). Hertha steht vor der Herausforderung, das Spiel zu gewinnen und gleichzeitig darauf zu hoffen, dass die anderen Ergebnisse mitspielen. Das sind viele Unsicherheitsfaktoren für einen Verein, bei dem in den letzten Jahren kaum etwas nach Plan verlief. Hertha droht der siebte Bundesliga-Abstieg in der Vereinsgeschichte, nur der 1. FC Nürnberg (neunmal) und Arminia Bielefeld (achtmal) haben häufiger den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen. Im Hintergrund laufen bereits seit Wochen intensive Planungen für den möglichen Zweitliga-Fall.
Trainer: Pal Dardai, der Sandro Schwarz Mitte April ablöste und bis zum Saisonende zugesagt hat, ist der Favorit der Führungsetage für einen Neubeginn in der 2. Liga. Der Ungar, der Hertha in den Jahren 2015 und 2021 in der Bundesliga hielt, hat in Präsident Kay Bernstein, Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas “Zecke” Neuendorf (Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich) einflussreiche Unterstützer. Dardai ist bekannt für seine direkte Art und seine Fähigkeit, Talente zu fördern. Er kennt den Unterbau von Hertha aus seiner Trainerzeit in der Akademie besser als die meisten anderen. Mit dem von den Führungskräften verkündeten “Berliner Weg” kann sich Dardai identifizieren: “Das ist ein ehrlicher Weg, der mir gefällt.” Mögliche Überlegungen, den U-19-Trainer Oliver Reiß nach einem Abstieg zum Cheftrainer der Profis zu machen, wurden verworfen.
Kader: Es wird einen massiven Umbruch geben. Alle Spieler, deren Verträge über den 30. Juni hinaus laufen, haben Verträge, die auch für die 2. Liga gelten – bei durchschnittlichen Gehaltskürzungen von etwa 40 Prozent. Die Verträge von Stevan Jovetic (33), Marvin Plattenhardt (31), Kevin-Prince Boateng (36), Peter Pekarik (36) und Lukas Ullrich (19, geht zu Gladbach) laufen aus. Der von Dardai suspendierte Leihspieler Ivan Sunjic (26) kehrt zu Birmingham City zurück, auch Chidera Ejuke (25, ausgeliehen von ZSKA Moskau) verlässt Berlin.
Bei einem möglichen Abstieg von Hertha BSC ist vieles ungewiss. Die Mannschaft muss am Samstag gegen VfL Bochum siegen und gleichzeitig hoffen, dass die Konkurrenz Fehler macht. Ein Abstieg hätte signifikante Auswirkungen auf den Club und hinter den Kulissen gibt es seit Wochen umfangreiche Pläne für die 2. Liga.
Trotz der sportlichen Schwierigkeiten könnte Hertha am Samstag in einem vollen Olympiastadion von mehr als 60.000 Fans unterstützt werden. Mit fast 68.000 Zuschauern könnte der Club sogar seinen Zuschauerrekord aus der Saison 2011/12 brechen. Allerdings droht Hertha der siebte Abstieg in die 2. Bundesliga. Lediglich der 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld haben häufiger die Klasse gewechselt.
Pal Dardai ist bei den Verantwortlichen der Wunschkandidat für den Neubeginn in der 2. Liga. Dardai wird für seine geradlinige Art und sein Talent für die Arbeit mit jungen Spielern geschätzt. Zudem kennt er die Nachwuchsarbeit bei Hertha sehr gut.
Im Falle eines Abstiegs wird es einen massiven Umbruch im Kader geben. Alle Spieler mit Verträgen, die über den 30. Juni hinausgehen, haben Arbeitspapiere für die 2. Liga, allerdings mit durchschnittlich 40 Prozent Gehaltskürzungen. Einige Verträge laufen aus und einige Leihspieler kehren zu ihren Clubs zurück. Kein Spieler ist unverkäuflich, da Hertha dringend Transfereinnahmen benötigt und die Personalkosten stark reduzieren muss.
Sportdirektor Benjamin Weber wird eine arbeitsreiche Sommerpause haben, um unter anderem Abnehmer für die ausgeliehenen Spieler zu finden, die den Gehaltsetat belasten und in Berlin keine Zukunft haben. Präsident Kay Bernstein und Geschäftsführer Thomas E. Herrich werden voraussichtlich im Amt bleiben.
Hertha plant, ihre Ausgaben zu senken. Bei Klassenerhalt soll der Lizenzspieleretat um etwa 30 Prozent und bei Abstieg um etwa 50 Prozent reduziert werden. Der im März abgeschlossene Vertrag mit US-Investor 777 Partners, der ein Investvolumen von zunächst 100 Millionen Euro vorsieht, gilt unabhängig von der Liga. Der Club sucht derzeit auf allen Ebenen nach frischem Geld. Es gibt Gespräche über vorzeitige Vertragsverlängerungen und eventuell eine Stundung der Stadionmiete. Die Suche nach einem neuen Hauptsponsor ist jedoch noch nicht abgeschlossen.