In der Fußball-Bundesliga gibt es einen riesigen Streit unter den 18 Vereinen. Es geht dabei um die Frage, wie die Spielzeit im Falle eines Saisonabbruchs gewertet wird. Denn dieses Horror-Szenario steht weiterhin im Raum. Die Vorkommnisse beim Zweitligisten Dynamo Dresden haben gezeigt, dass das Konzept der DFL (Deutsche Fußball Liga) auf ganz dünnem Eis steht. Sollte es bei weiteren Clubs positive Coronatests geben und die lokalen Behörden dann die komplette Mannschaft in zweiwöchige Quarantäne schicken, dann würde der Spielplan irgendwann kollabieren. Die DFL will für diesen Fall nun verbindliche Regeln festlegen – und die sorgen für großen Ärger. Denn geplant ist, dass auch bei einem Saisonabbruch zwei Teams direkt absteigen. Werder Bremen wittert einen krassen Nachteil.
Alle Beteiligten im Profifußball so wie Millionen von Fans hoffen, dass die Saison 2019/2020 sportlich zu Ende gebracht werden kann. Aber Gewissheiten gibt es in Zeiten der Corona-Pandemie nicht. Und die Situation bei Dynamo Dresden hat viele Frage aufgeworfen. Hinter vorgehaltener Hand wird den Sachsen sogar vorgeworfen, einen Abbruch der Saison bewusst zu provozieren – und so einem Abstieg zu entgehen.
Viele Fragezeichen beim Fall Dresden
Denn Dresden ist aktuell Tabellenletzter der zweiten Liga. Dass Dynamo den Klassenerhalt noch auf sportlichem Wege schafft, gilt unter Experten als unwahrscheinlich. Deswegen hatte es schon einen gewissen Beigeschmack, dass nun ausgerechnet das Dresdner Gesundheitsamt das Hygienekonzept der DFL komplett ignorierte.
Darin war vorgesehen, im Falle von positiv auf Covid-19 getesteten Spielern nur die Betroffenen zu isolieren – nicht aber das komplette Team für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu schicken. Warum dies in Dresden trotzdem angeordnet wurde, ist völlig unklar. Steckt der Verein vielleicht mit den Behörden unter einer Decke? Soll die Fortsetzung der Saison torpediert werden?
Spielplan gerät durcheinander
Rätselhaft sind auch die Testergebnisse aus Dresden: Die erste Reihe ergab einen positiven Fall, beim zweiten Durchgang waren dann alle Personen negativ. Wenige Tage später folgte dann der dritte Test – und plötzlich waren zwei Spieler negativ. Das Gesundheitsamt in Dresden ordnete zwei Wochen Quarantäne für alle Spieler, Trainer und Betreuer an.
Inzwischen gab es eine vierte Testreihe, bei der alle getesteten Personen negativ waren. Wie kann das sein? Fakt ist, dass die Quarantäne bestehen bleibt. Damit fallen die nächsten beiden Dynamo-Spiele gegen Hannover 96 und Greuther Fürth aus.
Kippt auch das Bielefeld-Spiel?
Ob das Match gegen Arminia Bielefeld (27.05.) danach stattfinden wird, ist ebenfalls zweifelhaft. “Ich kann mir nich vorstellen, dass wir da antreten können”, hat Dresdens Sportchef Ralf Minge bereits gesagt. Bei Dynamo befürchtet man einen Wettbewerbsnachteil, weil die Mannschaft ja zwei Wochen lang nicht trainieren kann.
Das heißt, dass der Spielplan der 2. Bundesliga schon jetzt gehörig durcheinander gewürfelt wird. Sollten weitere Vereine in den kommenden Wochen von einer solchen Quarantäne-Maßnahme betroffen sein, müsste die Saison wohl abgebrochen werden. Und für diesen Fall will die DFL jetzt vorsorgen.
DFL will an Abstieg festhalten
Der Plan für die erste Liga sieht vor, einen Deutschen Meister und die Europacup-Teilnehmer nach dem jeweils aktuellen Tabellenstand zu bestimmen. Außerdem sollen zwei Mannschaften direkt absteigen, die Relegation wird ausgesetzt. Dies führte bei einer Konferenz am Mittwoch zu heftigen Auseinandersetzungen. Vor allem die beiden aktuell Tabellenletzten – der SC Paderborn und Werder Bremen – fühlen sich benachteiligt.
Werder wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Botschaft der DFL ist klar: Niemand sollte auf die Idee kommen, absichtlich einen Abbruch der Saison zu provozieren. Bremens Aufsichtsratschef Marco Bode weist diesen Vorwurf von sich: “Wir wollen den Klassenerhalt sportlich schaffen. Es ist nicht verständlich, warum dieses Thema jetzt wenige Tage vor dem Saisonstart in dieser Form auf den Tisch kommt. Es geht hier um die Integrität des Wettbewerbs.”
Erste Liga mit 20 Teams?
Nach der Auffassung von Werder müsste man im Falle eines Abbruchs auch andere Optionen prüfen. Denkbar wäre, keine Absteiger zu bestimmen und die erste Liga in der kommenden Saison auf 20 Mannschaften aufzustocken. Eine endgültige Entscheidung in dieser Frage wurde von der DFL vertagt. Die Liga ist komplett gespalten.