Was für ein Desaster für den Hamburger SV: Durch die auch in der Höhe verdiente 1:4-Klatsche beim SC Paderborn hat der HSV den direkten Wiederaufstieg definitiv verspielt. Der einstmals stolze Traditionsverein steht jetzt vor einem Trümmerhaufen. Die katastrophale Rückrunde beschwert dem HSV nicht nur ein weiteres Jahr in der zweiten Liga, sondern wird auch Trainer Hannes Wolf den Job kosten. Gerüchten zu Folge berät der Aufsichtsrat bereits über einen radikalen Neuanfang mit Felix Magath.
Der beispiellose Absturz des Hamburger SV in der zweiten Saisonhälfe lässt sich auch den nackten Zahlen ablesen: Die Hinrunde hatte der HSV noch mit 37 Punkten als Herbstmeister abgeschlossen. Der ehemalige Bundesliga-Dino schien auf dem besten Weg zurück in die erste Liga.
Katastrophale Rückrunde
Doch im Kalenderjahr 2019 klappte plötzlich überhaupt nichts mehr. In der Rückrundentabelle steht der HSV auf Platz 16 (!) und hat bereits acht Niederlagen auf dem Konto. Keine andere Mannschaft verlor seit dem 18. Spieltag häufiger als das Team von Hannes Wolf.
Trotzdem sah es Mitte März noch so aus, als wenn der HSV den Aufstieg packen würde. Das Derby gegen St. Pauli wurde mit 4:0 gewonnen, auch die andere Konkurrenten ließen regelmäßig Federn.
Wolf konnte Negativtrend nicht stoppen
Da ahnte noch niemand, dass der Sieg am Millerntor für lange Zeit der letzte Dreier des HSV bleiben sollte. Es folgten bis heute acht sieglose Partien, aus denen die Wolf-Elf nur drei Punkte holte. Da ist es fast schon ein Wunder, dass der Aufstieg erst am vorletzten Spieltag endgültig vergeigt wurde.
“Seit ein paar Wochen gab es einen extrem negativen Trend. Wir haben alles getan, um diese Dynamik zu stoppen, aber es ist uns nicht gelungen. Mir tut es vor allem leid für die Fans und die Mitarbeiter”, sagte ein sichtlich mitgenommener Hannes Wolf am Sonntag nach dem Debakel in Paderborn.
Kader wird sich radikal verändern
Seine Mannschaft hatte sich erneut in einem fast schon jämmerlichen Zustand präsentiert, der Gastgeber aus Ostwestfalen war einfach gieriger und in allen Belangen überlegen. “Die Mannschaft kommt mit dem Druck nicht klar, anders kann ich mir das nicht erklären. Wir haben komplett versagt”, meinte HSV-Kapitän Aaron Hunt.
Hunt und weitere Leistungsträger werden den Verein nun wohl verlassen. Auch Lewis Holtby, Jann-Fiete Arp, Orel Mangala, Hee-Chan Hwang, Pierre-Michel Lasogga und wohl auch Douglas Santos und Leo Lacroix werden in der kommenden Saison nicht mehr das HSV-Trikot tragen.
Kleinerer Etat
Der verpasste Aufstieg ist für den Hamburger SV auch wirtschaftlich eine kleine Katastrophe. Der Etat für die kommende Spielzeit wird deutlich gekürzt werden müssen, ein weiteres Jahr fehlen die üppigen TV-Gelder aus der ersten Liga. Den Aufstieg in der nächsten Saison zu schaffen, wird sicher nicht leichter. Der 1. FC Nürnberg, Hannover 96 und vielleicht ja sogar der VfB Stuttgart scheinen besser aufgestellt zu sein.
Magath “blutet das Herz”
Sportvorstand Ralf Becker hat jetzt eine “knallharte Analyse” angekündigt, an deren Ende wohl sehr sicher die Beurlaubung von Hannes Wolf stehen wird. Der HSV braucht für den Neuanfang also mal wieder einen neuen Trainer, der Boulevard spekuliert bereits auf Felix Magath.
Die HSV-Ikone hatte sich noch am Sonntag bei Facebook zu Wort gemeldet und gesagt, ihm blute angesichts des verpassten Aufstiegs das Herz. Und Magath stellte auch eine rhetorische Frage: “Wer übernimmt jetzt die Verantwortung?”.
Kühne will Magath
Magath hatte sich in Hamburg schon seit Monaten immer wieder ins Gespräch gebracht, jetzt könnte seine Stunde tatsächlich schlagen. Investor Klaus-Michael Kühne gilt als ausgewiesener Magath-Fan, gut möglich, dass der Milliardär jetzt seinen Einfluss geltend macht.
Kommt wieder Labbadia?
Ein weiterer Kandidat für den Trainerposten ist offenbar Bruno Labbadia. Der gebürtige Darmstädter stand bereits als Spieler und Trainer (zwei Mal) beim HSV unter Vertrag, jetzt wird dem Vernehmen nach über eine erneute Rückkehr beraten.
Sonntag gegen Duisburg
Am Sonntag (19. Mai) steht für den HSV das letzte Heimspiel der Saison an, der Gegner ist der schon abgestiegene MSV Duisburg. Erwartet wird ein regelrechter Spießrutenlauf für die Mannschaft, die HSV-Fans werden ihrem Ärger Luft machen.