Wirklich überraschend kam diese Nachricht am Freitag nicht mehr: Der Hamburger SV trennt sich nach dieser Saison von Trainer Hannes Wolf. Der HSV hatte am vergangenen Wochenende durch eine deprimierende 1:4-Pleite in Paderborn endgültig den Aufstieg verspielt. Danach war klar, dass die Tage von Wolf als Hamburger Chefcoach gezählt sind. Am Sonntag wird der 38-Jährige beim abschließenden Saisonspiel gegen den MSV Duisburg noch ein letztes Mal auf der HSV-Bank sitzen. Als Nachfolger soll Dimitrios Grammozis jetzt der Top-Kandidat sein.
Im vergangenen Oktober hatte Hannes Wolf den HSV vom glücklosen Christian Titz übernommen – und lange Zeit sah es so aus, als sei junge Trainer ein absoluter Glücksgriff. Wolf stabilisierte die verunsicherte Mannschaft und führte den HSV zur Herbstmeisterschaft in der 2. Bundesliga.
Wolf konnte den Trend nicht mehr stoppen
Was dann aber im Kalenderjahr 2019 passierte, ist bis heute rätselhaft. Das Team erlebte einen kompletten Einbruch, verlor jedes Selbstvertrauen und taumelte am Ende seinem Schicksal entgegen. “Es gab seit Wochen eine massive Negativdynamik. Wir haben alles versucht, sie umzudrehen – aber wir haben es nicht geschafft”, sagte Wolf nach der entscheidenden Niederlage in Paderborn.
Platz 16 in der Rückrundentabelle
Club-Chef Bernd Hoffmann sprach in dieser Woche von dem “unnötigsten Nicht-Aufstieg aller Zeiten”, viele Kritiker werfen den Verantwortlichen vor, viel zu lange an Wolf festgehalten zu haben. In der Rückrundentabelle belegt den HSV einen desaströsen 16. Platz, aus den vergangenen acht Spielen holten die Rothosen keinen einzigen Sieg. Der sportliche Super-GAU hatte sich lange abgezeichnet.
Wolf hat Verständnis für die eigene Entlassung
Sportvorstand Ralf Becker verkündete am Freitag das Aus für Hannes Wolf in nüchternen Worten: “Wir haben gemeinsam die Rückrunde sowie die gegenwärtige Situation und die Planungen für die kommende Runde analysiert. Wir sind als Verein dabei zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns von Hannes Wolf zum Saisonende trennen.”
Der Coach kommentierte die Entscheidung mit Verständnis. Nach dem Scheitern im Aufstiegsrennen sei der Schritt nun “nachvollziehbar”. Wolf will sich ordentlich aus Hamburg verabschieden: “Es war mir wichtig, dass wir es mit Würde und Anstand zu Ende bringen, denn wir haben immer extrem vertrauensvoll zusammengearbeitet.”
Aufstieg 2020 ist jetzt das Ziel
Der Hamburger SV wird also mindestens noch ein weiteres Jahr in der zweiten Liga spielen, was für den ehemaligen Bundesliga-Dino sportlich und wirtschaftlich eine mittlere Katastrophe ist.
Es sei nun die “klare Zielsetzung”, den Aufstieg in der kommenden Spielzeit zu realisieren, so Becker. Der HSV wird dann mit einem deutlich kleineren Etat in die Saison gehen müssen: “Wie die Mannschaft aussehen wird, ist noch unklar. Aber wir werden hart dafür arbeiten, dass wir ein richtig gutes Team zusammenbekommen.”
Wird Dimitrios Grammozis neuer HSV-Trainer?
Aber nicht der Kader wird sich wohl stark verändern, auch auf der Trainerbank wird dann ein neues Gesicht Platz nehmen. Nach übereinstimmenden Medienberichten steht Dimitrios Grammozis beim Hamburger SV ganz oben auf der Liste möglicher Kandidaten.
Das Problem: Der ehemalige HSV-Profi steht derzeit beim SV Darmstadt 98 unter Vertrag. Grammozis hat mit den Lilien gerade erst den Klassenerhalt geschafft, die Südhessen werden ihren Erfolgstrainer auf keinen Fall kampflos ziehen lassen.
HSV am Sonntag gegen Duisburg
Entsprechende Gerüchte wollte Grammozis auf der aktuellen Spieltags-Pressekonferenz nicht kommentieren. Auch die Frage, ob es Kontakt zum HSV gegeben habe, beantwortete der geborene Wuppertaler nicht. “Jeder weiß, dass ich mich in Darmstadt sehr wohl fühle. Zu allem anderen sage ich nichts”, so Grammozis schmallippig.
Das letzte Saisonspiel des Hamburger SV gegen den MSV Duisburg ist für Buchmacher und Wettfreunde eine echte Wundertüte. Für beide Teams geht es sportlich quasi um nichts mehr, der HSV kann nicht mehr aufsteigen und Duisburg muss definitv in die dritte Liga. Wetten.com bietet für einen Heimsieg des HSV eine Quote von 1,55.