Mit der späten 1:2-Niederlage vor der Länderspielpause gegen Eintracht Frankfurt hat die SpVgg Greuther Fürth nicht nur einen weiteren Nackenschlag erhalten, sondern sich gleichzeitig auch einen Rekord gesichert, auf den man am Ronhof gerne verzichtet hätte. Denn nur ein Punkt aus den ersten elf Spielen ist die schlechteste Bilanz, die je ein Bundesligist zu diesem Zeitpunkt vorzuweisen hatte. Nach zehn Runden hatte der 1. FC Saarbrücken im Bundesliga-Premierenjahr 1963/64 ebenfalls nur einen Zähler auf dem Konto, doch nach elf Spieltagen gehört der Negativ-Rekord Fürth nun alleine.
Gleichzeitig schwindet im Frankenland die Hoffnung auf den Klassenerhalt immer mehr. Und in der Tat spricht aktuell kaum etwas dafür, dass Fürth den direkten Wiederabstieg noch vermeiden kann.
Greuther Fürth mit vielen Negativwerten
Davon ausgehend, dass für den Klassenerhalt bzw. zumindest die Relegation zwar vielleicht nicht die gerne genannten 40 Punkte, allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit schon rund 35 Zähler nötig sein werden, ist die Rechnung relativ einfach.
Aus den verbleibenden 23 Spielen müsste die SpVgg noch 34 Punkte holen und damit im Schnitt pro Begegnung fast 1,5 Punkte, was in etwa einem Sieg an jedem zweiten Spieltag entspricht. Kaum vorstellbar bei einer Mannschaft, die nicht zufällig das Tabellenende ziert, sondern in fast ausnahmslos allen Statistiken ganz oder weit hinten zu finden ist.
Zu viele Gegentore
Die acht erzielten Tore werden zwar noch knapp von Arminia Bielefeld (7) unterboten, doch 29 Gegentreffer sind mit deutlichem Abstand die meisten vor Hertha BSC (24). Darunter sind gleich zehn Gegentore nach Standardsituation – Negativwert zusammen mit der Hertha.
Sieben Gegentreffer per Kopf und gleich drei Eigentore verzeichnet derweil kein anderer Bundesligist, während Fürth vom “kicker“ bei der Anzahl der erspielen Chancen auf Rang 15 und bei deren Verwertung auf Platz 17 geführt wird.
Hat der Kader genügend Qualität für die erste Bundesliga?
Sicherlich haben diese Negativwerte auch einen Zusammenhang mit der fehlenden Qualität im Kader. Nachdem mit einem der kleineren Budgets in der 2. Bundesliga überraschend der Aufstieg gelungen war, verabschiedeten sich mit dem mittlerweile zum Nationalspieler avancierten David Raum (TSG 1899 Hoffenheim), Sebastian Ernst (Hannover 96) und Paul Jaeckel (1. FC Union Berlin) gleich drei Leistungsträger zum Nulltarif.
Mit Anton Stach, für den zumindest noch eine stattliche Ablöse eingestrichen werden konnte, ging eine weitere Stammkraft zum 1. FSV Mainz 05.
Im Gegenzug kamen viele Neuzugänge nicht nur für kleines Geld, sondern erst spät und teils auch erst nach dem Saisonstart, sodass die Integration noch immer nicht bei allen abgeschlossen ist, zumal zahlreiche Ausfälle durch Verletzungen und Corona-Infektionen die Trainingsarbeit erschwert haben.
Finanziell kaum Spielraum für Winter-Transfers
Weil in Fürth wirtschaftliche Vernunft oberstes Gebot ist und man die eigenen Möglichkeiten durchaus realistisch einschätzen kann, ist es bisher kein Thema gewesen, eine Trennung von Trainer Stefan Leitl in Erwägung zu ziehen. Aktuell ist auch nicht davon auszugehen, dass sich dies ändert.
Nicht zu erwarten ist darüber hinaus eine winterliche Transferoffensive. Anstatt finanziell ins Risiko zu gehen bzw. die mit dem Aufstieg verbundenen Zusatzeinnahmen in eine weitgehend aussichtslos erscheinende Mission Klassenerhalt zu buttern, nimmt man in Fürth das Risiko in Kauf, abgeschlagen abzusteigen und weitere Negativ-Rekorde aufzustellen.
Dafür aber wäre anschließend eine gute Basis vorhanden, um in der 2. Bundesliga direkte wieder eine ordentliche Rolle spielen zu können.
Happiges Programm nach der Länderspielpause
Noch freilich hat man in Fürth auch die Hoffnung, das mit den vorhandenen Mitteln der Knoten platzt und das Wunder vielleicht doch noch gelingt. Möglich aber auch, dass es schon zeitnah weitere Nackenschläge setzt und das rettende Ufer in immer weitere Ferne gerät.
Denn das Programm nach der letzten Länderspielpause des Jahres hat es mit Auswärtsspielen bei Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach sowie einem zwischenzeitlichen Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim in sich.