23 Spieler haben für Deutschland in Russland das schwächste Abschneiden aller Zeiten bei einer WM zu verantworten. Die Öffentlichkeit schoss sich nach dem Turnier aber auf Mesut Özil ein, der teilweise fast allein für das desaströse Vorrunden- Aus verantwortlich gemacht wurde – ungeschützt vom DFB, ganz im Gegenteil. Manche ehemalige Nationalmannschaftskollegen des mittlerweile zurückgetretenen Özil sprangen ihm verbal zur Seite wie Jerome Boateng oder der junge Julian Brandt. Nicht mehr zurückblicken mag dagegen Nationalspieler Leon Goretzka. Der frisch zum FC Bayern München gewechselte Mittelfeldmotor blickt bei seiner offiziellen Vorstellung lieber selbstbewusst auf seine neuen Aufgaben und Herausforderungen beim Rekordmeister.
So war eine der ersten Aussagen des 23-Jährigen auch nachvollziehbarerweise: “Ich bin froh, hier zu sein!” Ein langer, fußballerisch enttäuschender Sommer geht somit zu Ende, neue Aufgaben warten. Die erste wird für Goretzka sein, sich im übervollen Mittelfeld des FC Bayern durchzusetzen und einen Stammplatz zu ergattern. Die Konkurrenz ist allerdings groß und namenhaft. In der Zentrale tümmeln sich neben Goretzka mit Javi Martinez, Sebastian Rudy, Arturo Vidal, Thiago, James Rodriguez, Thomas Müller und dem einen zweiten Anlauf startenden Renato Sanches mehr als hochkarätige Akteuere.
Selbstbewusst verkündet Goretzka dennoch: “Es ist glaube ich schon bekannt, dass ich mich selbst auf der Achter-Position sehe. Dort spiele ich meiner Meinung nach am besten. Allerdings bin ich auch flexibel, was eine meiner Stärken ist”, so der 16-malige deutsche Nationalspieler. “Ich bin aber auch bereit, mehrere Positionen in Angriff zu nehmen. Man wird am Ende des Gesprächs mit dem Trainer sehe, wo er mit mir rechnet.”
Weg zum FC Bayern München für Goretzka “ein Stück weit vorgezeichnet”
Selbstbewusst gibt sich der beim VfL Bochum ausgebildete und bei Schalke 04 in der Bundesliga eingeschlagene Mittelfeldmann auch bezüglich seines Karriereweges. “Es war ein Weg, der ein Stück weit vorgezeichnet war. Deswegen bin ich froh, jetzt hier zu sein. Ich sehe den Wechsel zum FC Bayern aber nicht als erreichtes Ziel, denn ein erreichtes Ziel bedeutet auch Stagnation.” Denn das nächste Ziel Goretzka ist es, beim FCB auch richtig wichtig zu werden. “Ich habe in der Vergangenheit schon bewiesen, Verantwortung zu übernehmen.”
Bei der Integration in München könnte ihm die Generation von '95 helfen, der auch Goretzka angehört und die beim FC Bayern stark vertreten ist. “Es hilft natürlich am Anfang bei der Integration, bereits mit einigen Spielern zusammengespielt zu haben. Ich bin zwar immer noch dabei, alle kennenzulernen. Es liegt aber in der Natur der Sache, mich erst einmal mit denen zu unterhalten, die ich schon länger kenne. Vor allem der Jahrgang 1995 (Süle, Kimmich, Gnabry; Anm.d.Red.) ist hier enorm vertreten – und mit diesen unterhalte ich mich über organisatorische Dinge natürlich als erstes.”
Doch dem Ex-Schalker ist auch bewusst, dass ihm die Bekanntschaft mit einigen anderen Bayern-Profis am Ende des Tages beim Kampf um die Plätze nicht weiterhelfen wird. Da ist er ganz auf sich allein gestellt. “Es liegt an einem selbst, wie viele Einsatzzeiten du letztlich bekommst.” Und: “Die Saisonziele sind klar, sie sind beim FC Bayern München vor jeder Saison gleich.”
FCB-Sportdirektor Salihamidzic ist aber überzeugt, dass Goretzka den Münchnern beim Erreichen der großen Ziele behilflich sein wird: “Leon ist ein richtig guter Fußballer mit Qualitäten, die unsere Mannschaft weiterbringen werden. Er ist dynamisch, schnell und technisch stark.”