Lohnt sich eine Wette auf Borussia Mönchengladbach als Deutscher Meister 2020? Dass man sich diese Frage derzeit überhaupt stellen muss, hätten vor der Saison nur die wenigsten Experten gedacht. Wie immer sah alles nach einem Zweikampf zwischen dem FC Bayern und dem BVB aus, eine Außenseiter-Chance hatte man lediglich RB Leipzig zugetraut. Und dann nagelt Gladbach unter dem neuen Trainer Marco Rose plötzlich durch die Hinrunde und ist schon seit Wochen souveräner Tabellenführer der Bundesliga. Die ungewöhnliche Entwicklung hat natürlich auch Wettanbieter alarmiert, die Meister-Quoten auf Gladbach sind inzwischen schon deutlich gesunken. Aber kann es die Borussia wirklich packen? Unsere Sportwetten-Experten beleuchten die aktuelle Lage und geben eine klare Prognose.
Die Fans am Niederrhein träumen längst von der ersten Meisterschaft seit 1977 – und auch bei den Buchmachern steigen seit Wochen die Einsätze auf eine Gladbach-Meisterwette 2020. Verwunderlich ist das nicht, denn die Borussia spielt konstant guten und vor allem erfolgreichen Fußball. Der Lohn: Gladbach ist seit dem siebten Spieltag ununterbrochen der Spitzenreiter der Bundesliga.
Marco Rose: Der Trainer ist der Schlüssel
Als die Gladbacher Verantwortlichen – allen voran Sportdirektor Max Eberl – am Ende der vergangenen Saison verkündeten, im Sommer einen Trainerwechsel zu vollziehen, da stieß diese Entscheidung teilweise auf Unverständnis. Immerhin hatte Dieter Hecking eine erfolgreiche Spielzeit hingelegt und die Fohlen in die Europa League geführt.
Das Problem aus der Sicht von Hecking: Marco Rose war auf dem Trainermarkt – und diese Chance wollte Eberl sich nicht entgehen lassen. Der Sportdirektor buhlte so lange um den europaweit begehrten Coach, bis Rose schließlich bei der Borussia zusagte – und sich unter anderem gegen die Angebote von Schalke und Wolfsburg entschied.
Ein halbes Jahr später kann man festhalten, dass Eberl und die Gladbacher Bosse wohl alles richtig gemacht haben. Rose hat der Mannschaft eine neue Identität verpasst – und die Spieler ziehen bereitwillig mit. Aus dem Team hört man nur Lobeshymnen auf den neuen Trainer, in Gladbach stimmt es derzeit einfach in allen Bereichen.
Auswärtsstärke: Vorsicht, wenn die Borussia kommt!
Auffällig ist in dieser Saison, wie stark die Gladbacher sich in Auswärtsspielen präsentieren. Die Rose-Elf ist bislang fünf Mal auf fremdem Platz angetreten, vier Mal ging Gladbach als Sieger vom Platz. Außerdem kassierte die Borussia in diesen fünf Partien in der Fremde nur drei Gegentore – das ist ein Bestwert in der Liga.
Die Philosophie von Rose greift auswärts fast noch besser als in Heimspielen. Die Borussia arbeitet bärenstark gegen den Ball und schaltet dann blitzschnell um – genau das ist der Rose-Fußball, der schon bei RB Salzburg überaus erfolgreich war.
Und so waren Mainz o5 (1:3), der 1. FC Köln (0:1), die TSG Hoffenheim (0:3) und Bayer Leverkusen (1:2) zu Hause chancenlos gegen Gladbach. Einzig und allein im “Borussen-Duell” in Dortmund kassierten die Fohlen eine mehr als unglückliche 0:1-Niederlage.
Gladbach hat keine Dreifachbelastung mehr
Apropos Dortmund: Auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals musste Gladbach beim BVB antreten. Wieder gab es eine Niederlage (1:2), wieder war sie äußerst vermeidbar. Das Ausscheiden kann aber auch etwas Gutes haben, denn ab sofort fällt diese Belastung weg.
Sollte Gladbach auch in der Europa League schon in der Vorrunde rausfliegen – und derzeit ist in der Gruppe J wirklich noch alles offen – dann könnte dies in der Rückrunde zu einem entscheidenden Vorteil beim Kampf um die Deutsche Meisterschaft werden.
Während Bayern, der BVB und Leipzig sich womöglich noch gegen die europäischen Top-Clubs in der Champions League aufreiben, könnten die Gladbacher unter der Woche regenerieren.
Die Euphorie bei der Borussia ist grenzenlos
Lang, lang ist es her, dass man in Gladbach einen Titel feiern konnte. Im Jahr 1995 holte die Borussia unter Trainer Bernd Krauss den DFB-Pokal, der Kapitän war damals ein gewisser Stefan Effenberg.
Die Fans der Fohlen lechzten geradezu nach einem Erfolg, die Euphorie rund um die Borussia ist derzeit gigantisch. “Natürlich ist der Blick auf die Tabelle geil. Und die Fans sollen auch träumen und Meisterschalen ausschneiden. Das Problem ist nur, dass wir noch 23 Spiele zu absolvieren haben”, so Mittelfeldspieler Christoph Kramer nach dem elften Spieltag.
Und dennoch: Sollte die Rose-Elf bis zum Ende um die Meisterschaft 2020 mitspielen, dann könnten die frenetischen Fans am Ende ein wichtiger Faktor werden.
Zakaria und Thuram ragen heraus
Der aktuelle Erfolg der Fohlen ist auch eng mit der Tatsache verknüpft, dass sich gleich mehrere Spieler in absoluter Top-Form befinden. Torwart Yann Sommer agiert schon seit Wochen überragend. Dazu kommt völlig überraschend auch Patrick Herrmann, der so gut wie selten zuvor aufspielt.
Der Topstar ist allerdings Denis Zakaria, der momentan vielleicht der beste “Sechser” der Bundesliga ist. Ob Gladbach den Schweizer Nationalspieler über die Saison hinaus halten können, ist schon jetzt mehr als fraglich.
Und dann wäre da ja noch Top-Stürmer Marcus Thuram, für dessen Verpflichtung sich Sportdirektor Max Eberl einmal mehr auf die Schulter klopfen darf. Der Franzose hat voll eingeschlagen. “Mit ihm haben wir Körperlichkeit, Schnelligkeit, Dribblings und Tore dazubekommen”, so Eberl über den Sohn von 98er-Weltmeister Lilian Thuram.
Langzeitwette auf Gladbach als Meister: Die Quoten
Trotz des Gladbacher Höhenflugs ist die Borussia noch weit davon entfernt, als Top-Favorit auf die Meisterschaft zu gelten. Das ist weiterhin der FC Bayern, gefolgt von Borussia Dortmund und RB Leipzig. Aber dann kommen auch schon die Gladbacher, deren Quote in den zurückliegenden Wochen massiv gesunken ist.
Wir blicken mal kurz zurück: Wer vor dem ersten Saisonspiel auf Borussia Mönchengladbach als Deutscher Meister 2020 gesetzt hat, konnte sich bei Betway eine Quote von 101,0 sichern! Jetzt, im November 2019, liegt die Meisterquote auf Gladbach nur noch bei 15,0.
Aber was heißt hier “nur”? Ein totaler Einbruch der Gladbacher ist nicht zu erwarten. Und bei einem Titelgewinn das 15-fache des Einsatzes einzustreichen, ist immer noch äußerst lukrativ.
Prognose: Kann Gladbach wirklich Meister 2020 werden?
Sagen wir mal so: Ja, wir trauen der Borussia durchaus zu, bis zum Ende um die Schale mitzuspielen. Trainer Marco Rose hat eine nachhaltige Euphorie entfacht – und in der Mannschaft passt derzeit alles zusammen. Die Frage ist nur, wie lange die Spieler auf diesem Top-Niveau durchhalten können.
Dass das Gladbacher Gebilde durchaus noch fragil sein kann, hat die fast schon bizarre 0:4-Heimpleite gegen den Wolfsberger AC in der Europa League bewiesen. Zugleich war die peinliche Schlappe gegen die Österreicher aber auch ein Weckruf zur rechten Zeit.
Dass die Fohlen nach 34 Spieltagen wirklich mehr Punkte auf dem Konto haben als der FC Bayern oder der BVB, das ist für uns weiterhin schwer vorstellbar. Aber bei einer Quote von 15,0 lohnt sich ein moderater Einsatz trotzdem – allein schon für eine mögliche Cash-Out-Option, falls Gladbach bis zum Schluss ganz oben mitspielt.