WM-Gastgeber Russland und Saudi-Arabien werden heute Abend (17 Uhr MEZ, live in der ARD) feierlich die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 eröffnen. Für die Sbornaja ist das Auftaktspiel extrem wichtig, mit einem Sieg gegen die Saudis möchte Russland die Fußball Euphorie im eigenem Land entfachen, die bis dato kaum zu spüren ist. Auch sportlich wäre ein Sieg mit Blick auf das Achtelfinale wichtig.
Das Warten hat (endlich) ein Ende! Heute Abend geht es los, die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 wird feierlich eröffnet. Gastgeber Russland bestreitet das 1 von insgesamt 64 WM-Spielen gegen Saudi-Arabien. Vor dem Anstoß um 17 Uhr MEZ wird die 21. WM-Endrunde feierlich eröffnet. Wie bereits bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi erwartet die rund 81.000 Zuschauer im Moskauer Luschniki Stadion und die Milliarden Zuschauer vor dem TV eine spektakuläre Eröffnungsshow.
Aber nicht nur die WM-Eröffnung steht heute im Fokus, sondern auch die russische Nationalmannschaft. Anders wie vor vier Jahren, als WM-Gastgeber Brasilien zu den absoluten Top-Favoriten zählte, ist das Team von Stanislav Cherchesov alles andere als ein Titelanwärter. Weder die Fans, noch die Experten glauben ernsthaft daran, dass Russland ein Wörtchen mitreden kann wenn es um den Titel geht. Viele zweifeln sogar daran, dass die Sbornaja die Vorrunden in der Gruppe A gegen Saudi-Arabien, Uruguay und Ägypten überstehen wird.
Russland möchte mit einem Sieg die WM-Euphorie im eigenen Land entfachen
Sieben Spiele in Folge hat Russland nicht mehr gewonnen. Den letzten Erfolg gab es im Oktober 2017, beim 4:2-Heimsieg gegen WM-Teilnehmer Südkorea. Es wäre untertrieben zu behaupten, dass die WM-Vorbereitung suboptimal für die russische Mannschaft lief. Sowohl gegen Gegner auf Augenhöhe wie die Türkei (1:1) oder Österreich (0:1) tat man sich schwer, aber auch gegen Top-Teams wie Argentinien (0:1), Brasilien (0:3) und Frankreich (1:3). Die Erwartungen bei den russischen Fans vor der WM sind gering und kurioserweise könnte genau dies eine Chance für Russland sein. Mit einem Auftaktsieg gegen den Außenseiter Saudi-Arabien würde man nicht nur den Negativtrend der letzten Monate beenden, sondern auch die Stimmung im eigenen Land deutlich verbessern. Auch sportlich wäre damit das Erreichen der K.o.-Runde deutlich näher als sie aktuell erscheint.
Die russische Nationalmannschaft ist ein Team ohne echte Stars. Vor zehn Jahren schaffte man bei der EM in Österreich und der Schweiz vollkommen überraschend den Sprung bis ins Halbfinale, doch aus der damaligen Generation rund um Star Stürmer Andrey Arshavin ist kaum noch jemand übrig geblieben. Die meisten russischen Spieler verdienen ihr Geld in der heimischen Premier Liga und spielen dort für einen der Top-Klubs aus der Hauptstadt (ZSKA, Lokomotive oder Spartak). Mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren ist Russland alles andere als ein „junges, unerfahrenes“ Team. Dennoch fehlt es auf nahezu jeder Positon an absoluter Spitzenklasse. Selbst der Star und Kapitän der Mannschaft, Igor Akinfeev, ist nicht auf einem Niveau von Manuel Neuer oder David de Gea. Der 32-jährige Torhüter ist einer der Führungsspieler bei Russland, erlaubt sich jedoch in regelmäßigen Abständen skurrile Aussetzer.
Nationaltrainer Stanislav Cherchesov hat nicht das Spielerpotenzial wie Joachim Löw, dennoch freut sich der 54-jährige auf das Turnier, denn die Heim-WM ist zweifelsfrei ein Höhepunkt seiner Karriere: „Es ist eine Ehre für mich, bei der WM auf heimischem Boden Cheftrainer der Nationalmannschaft zu sein. Ich sehe das als ein besonderes Privileg und werde alles in meiner Macht stehende tun, damit die Spieler an das denken, was sie zu tun haben.“ Cherchesov ist kein Unbekannter in Deutschland, von 1993 bis 1995 stand er bei Dynamo Dresden an der Seitenlinie. Als Vereinstrainer hat Cherchesov bescheidene Erfolge gefeiert. Der Ex-Torwart hat bis dato „nur“ die polnische Meisterschaft gewonnen hat (2016 mit Legia Warschau). Anders als sein Kritiker, die in den letzten Wochen immer wieder von einer Krise sprachen, sieht dies Cherchesov deutlich anders: „Wir haben keine Krise, nur ein paar Probleme, die zu lösen sind.“
Saudi-Arabien ist immer für eine Überraschung gut
Ähnlich wie Russland gehört auch Saudi-Arabien alles andere als zu den engeren Favoritenkreis. Für die Grünen Falken ist es die insgesamt fünfte Teilnahme an einer WM-Endrunde, den Sprung ins Achtelfinale hat man bis dato nie geschafft. Auch bei der WM 2018 wird es schwer dieses Ziel zu erreichen.
Saudi-Arabien ist ein Team welches aus „No Names“ besteht. 90% des Kaders steht in der heimischen Liga unter Vertrag, viele davon beim Rekordmeister Al Hilal Riad. Mit Yahia Al-Shehri (CD Leganes) und Salem Al-Dawsari (FC Valencia) hat man immer hin zwei Legionäre, die in der spanischen La Liga spielen. Der spanische Nationaltrainer Juan Antonio Pizzi setzt auf ein Kollektiv, nur wenn alle 11 Spieler an ihr Leistungslimit rangehen, sind die Saudis in der Lage auch bessere Gegner zu ärgern bzw. auch zu besiegen.
Auch wenn man die letzten drei Testspiele vor der WM alle samt verloren hat, konnte man immer wieder sehen, dass die Mannschaft an sich glaubt. Die die beiden europäischen Top-Mannschaften Italien und Deutschland gab es jeweils „nur“ eine knappe 1:2-Niederlage. Griechenland hingegen hat man mit Mitte Mai 2:0 besiegt. Auch das Engagement von Deutschland Torwart-Ikone Oliver Kahn, der seit 2017 als Torwart-Trainer die saudische Mannschaft betreut und dies auch nach der WM tun wird, ist zu spüren. Stammtorhüter Abdullah Al-Muaiuf hat sich unter den „Fittichen“ von Kahn sichtlich stabilisiert. Sorgen bereitet dem Team vor allem die Offensive, was auch daran liegt, dass Torjäger Mohammed Al-Sahlawi seit fast einem Jahr nicht mehr getroffen hat.
Saudi Arabien spielt einen sehr unkonventionellen Fußball, dieser ist weniger von Taktik und Technik geprägt, sondern viel mehr von einem laufintensiven Spiel. Sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive. Pizzi hat keine allzu großen Erwartungen und betonte nach der Auslosung wie undankbar es ist direkt zum Auftakt gegen den Gastgeber zu spielen: „Das Auftaktspiel gegen den Gastgeber ist das schwierigste Spiel, das man haben kann.“
Bisher standen sich die Nationalteams von Russland und Saudi-Arabien nur einmal gegenüber. In einem Testspiel behielt Saudi-Arabien im Oktober 1993 mit 4:2 die Oberhand. Sollte man knapp 25 Jahre erneut einen Sieg feiern, wäre dies sicherlich eine kleine Sensation.
Russland – Saudi Arabien: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Teams
Russland: Akinfeev – Mario Fernandes, Kutepov, Ignashevich, Zhirkov – Kuzyaev, Zobnin – Samedov, Dzagoev, Golovin – Smolov
Saudi-Arabien: Al-Mayouf – Al-Shahrani, Os. Hawsawi, Om. Hawsawi, Al-Breik – Otayf, Al-Jassim – Al-Faraj, Al-Shehri, Al-Dawsari – Al-Muwallad
Anpfiff der Partie ist heute Abend um 17 Uhr MEZ. Das ARD wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen. Bereits ab 15:10 Uhr beginnt die Live-Übertragung aus Moskau. Unmittelbar vor dem Spiel, 16 Uhr, wird auch die Eröffnungsfeier live zu sehen sein. Natürlich kann man das Spiel auch im kostenlosen Online Livestream in der ARD Mediathek verfolgen.