Wenn es darum geht, heiß begehrte Spiele direkt im Stadion zu sehen, dann ist jeder Platz auf der Tribüne hart umkämpft. Dennoch kommen auch Influencer ins Stadion und erhalten noch dazu teilweise kostenlose Tickets. Fans fordern jetzt, dass es für diese Zuschauer-Gruppe eigene Bereiche geben soll, da sie nicht wie die “echten Fans” Interesse am Spiel hätten.
Es heißt, Influencer würden den echten Fans Plätze wegnehmen und ihre Plätze wiederum für Werbezwecke missbrauchen. Das sei auch während der EM 2024 geschehen.
Sprecher von Unsere Kurve e.V. äußert sich
Ein Sprecher von “Unsere Kurve e.V.” äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der Verein ist die “bundesweite Vertretung organisierter Fans” und dient daher als Sprachrohr von Fußballfans.
Thomas Kessen betont, man müsse Personen, die ein Stadion betreten, in zwei Gruppen aufteilen. Sind es Fans, die echtes Interesse am Spiel haben und deswegen kommen? Also ausschließlich aus privatem Interesse und als Fan? In diesem Fall gehöre der Zuschauer auf die normale Tribüne. Kessen ist der Ansicht, dass die zweite Gruppe zur Pressetribüne gehöre, wenn sie zum Arbeiten und mit Gewinnerzielungsabsicht ins Stadion kämen. Dazu zähle er auch Influencer.
Nehmen Influencer echten Fans die Plätze weg?
Viele Fußballfans werfen Influencern vor, sie würden den Stadionplatz nur werblich nutzen und damit echten Fans einen Platz wegnehmen. In der Regel bekommen Influencer die Karten von ihren Werbepartnern kostenlos. Das bedeutet, dass sie nicht wie die normalen Fans Eintritt zahlen müssen und daher ganz allgemein aus einer andere Absicht und auch mit einer anderen Einstellung ins Stadion gingen.
Für besagte “echte” Fans fühlt es sich daher so an, als würden sie – vor allem, weil sie die Karten geschenkt bekommen und dort arbeiten – die Plätze wegschnappen, die eigentlich richtigen Fußballfans vorbehalten wären.
Verein fordert spezielle Bereiche für Influencer
Diese Situation sieht der Sprecher Kessen kritisch. Gerade wenn es um Spiele geht, in denen das Stadion schnell ausgebucht ist, müsse man die Situation kritisieren. Er sprach explizit von Spielen von Schalke, Bayern und Dortmund als Beispiele.
Kessen betont, dass er es schräg findet, wenn hier (damit sind wohl vor allem die schnell ausgebuchten Spiele gemeint, die für Fans von besonderem Interesse sind) Menschen Zugang zum Stadion bekommen, die kein Fan-Interesse haben. Sie kommen stattdessen, um sich selbst zu vermarkten. Kessen sagte zwar auch, dass das “vorsichtig formuliert” sei, aber seinen Ärger darüber, dass Influencer Fans Plätze wegnehmen würden, konnte er nicht verbergen.
Sind alle Fans der Meinung?
Es gibt natürlich keine repräsentative Umfrage oder Studie darüber, ob tatsächlich alle Fans der Ansicht sind, dass Influencer ihnen die Plätze wegnehmen. Fakt ist wohl, dass sie schlichtweg ihrer Arbeit nachgehen, ein Geschenk nicht ablehnen und gleichzeitig über das Spiel berichten. Es stimmt aber auch, dass nicht jeder Influencer das Ganze wohl so als Fan empfindet, wie es richtige Fußballfans täten.
Ob es tatsächlich nur ein Mittel zum Zweck ist und eine Vermarktungs-Möglichkeit? Dann wäre der Vorwurf durchaus berechtigt und Influencer sollten statt im Fan-Bereich im Presse-Abschnitt arbeiten. Möglich ist aber auch der Gedanke, dass diese Influencer ein aufrichtiges Interesse an der Mannschaft und am Spiel haben, sodass die Grenze zwischen privat und Arbeit, Fan und Influencer, zu verschwimmen droht.
Es dürfte wohl nie Gewissheit darüber geben, was die tatsächliche Motivation einzelner Influencer ist, die bei einem Spiel gesichtet werden. Ob echtes Fan-Interesse, rein berufliches Interesse oder tatsächlich ein zur Schau stellen der eigenen Persönlichkeit? Niemand weiß es.