Fußball wird “auf dem Altar der Profitgier” ausgenommen – Fans beenden Dialog mit Verbänden

EM 2024: Türkei reicht Bewerbung ein und richtet Kampfansage an DFB
foto2press

Weiter Gegenwind für DFB und DFL – und das bereits vor dem 1. Spieltag der neuen Saison in der 1. Bundesliga. Bei den Spielen in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals liefen in einigen Stadien erneut umfassende Protestaktionen. Damit nicht genug: Der Zusammenschluss der Fanszenen in Deutschland kündigte nun an, den Dialog mit DFB und DFL zu beenden. Nun ist es völlig offen, wie es weitergeht. Der DFB will noch heute reagieren.

Seit vergangenem Sommer hatte es zwei Gespräche mit den Verbänden gegeben. Nun habe sich aber der Eindruck verfestigt, “man wolle diesen Dialog wie in den vergangenen Jahrzehnten nutzen, um mit einem medienwirksamen Gesprächsangebot und netten Worten die Taten um jeden Preis zu vermeiden”. So steht es in einer Stellungnahme des Fan-Zusammenschlusses. “Dem DFB und der DFL sind sich weder dem Gegenwert dieser ausgestreckten Hand der Fanszenen Deutschlands, noch den Konsequenzen dieser mangelnden Wertschätzung der Basis in den Stadien bewusst. Stattdessen manifestierte sich viel mehr der Eindruck, dass der Fußballsport noch weiter seiner sozialen und kulturellen Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehmen.”

Dabei geht es um drei konkrete Maßnahmen der Verbände, die nun für den Rückzug ausschlaggebend sind. Ein Punkt ist die Einführung eines neuen Strafenkatalogs: “In puncto Sportsgerichtbarkeit goss der DFB seine bisher intransparenten Strafen in horrenden Höhen lediglich in Formen und manifestierte sein willkürliches Ersatzstrafrecht in einem Strafenkatalog. Auch hier kann weder von einer Verbesserung im Sinne von Vereinen und Fans keine Rede sein”, heißt es im Statement. Auch die Pilotphase für die einheitliche Behandlung von Fanutensilien steht unter Beschuss. Dies wäre “ein neuer Papiertiger, der bis heute keine Ergebnisse vorzuweisen hat”. Außerdem kritisieren die Fanvertreter die Einführung der Montagsspiele in der 3. Liga. In der vergangenen Saison standen auch vereinzelte Erstligamatches bereits montags auf dem Programm – unter großem Protest der Fans.

DFB-Aktionen nur halbherzig – Fans sahen nur “Hauruckmanöver”

Vor einem Jahr kam der DFB den Fans noch entgegen. Die Kollektivbestrafungen mit Zuschauerteilausschlüssen und Blocksperren wurden ausgesetzt. Außerdem zog man die Teilnahme der chinesischen U-20 in der Regionalliga Südwest wieder zurück. Auch eine Regionalliga-Reform folgte, die allerdings erneut nicht garantiert, dass alle Meister der Regionalligen automatisch aufsteigen. “Die vermeintliche Neuregelung der Regionalligen wurde in einem Hauruckmanöver zu einem Glücksspiel umfunktioniert, anstatt eine klare Regelung zu finden”, heißt es nun in der Stellungnahme.

Manche Vereine geben der Fanszene gar eine Mitschuld an der momentanen Situation. “Oftmals offenbarte ein Blick hinter die Kulissen, dass Vertreter der Vereine im Innenverhältnis gegenüber den eigenen Fanvertretern Verständnis und Zusagen geben, um innerhalb der Liga-/Verbandsversammlungen dann genau gegenteilig zu agieren”, so der Wortlaut im Statement der Fanvertreter. Außerdem heißt es, dass der Vorstoß des FC St. Pauli in Sachen 50+1 zeige, “dass es unter den Vereinsvertretern deutlich Spielraum für mehr Eigeninitiative gibt, der noch ungenutzt ist. Die Vereinsvertreter sind mitnichten die Abnicker von kommerziellen Plänen der Deutschen Fußball Liga, die allein aus Selbsterhaltungszwecken die Vermarktung der Ware Fußball vorantreiben muss. Die Vereinsvertreter sind die, die Werte und Wünsche der Basis aus Mitgliedern und Fans ihrer Vereine vertreten sollen.”

Der DFB möchte am heutigen Dienstag noch eine eigene Stellungnahme zum Thema veröffentlichen. Die Fanvertreter blicken bereits in die Zukunft: “Wir sind weiterhin bis in die Haarspitzen motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fußballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten. Wir sehen es mehr denn je als unsere Verantwortung gegen den DFB und die DFL aufzustehen und wissen zehntausende Unterstützer in den Kurven des Landes hinter uns.” Sollten die Verbände nicht einige Schritte mehr auf die Fans zugehen, dürfte der Dialog endgültig zum Stillstand kommen.