Hertha BSC spielt mal wieder eine enttäuschende und chaotische Saison. Statt um die internationalen Plätze mitzuspielen, befindet sich die teuer verstärkte Mannschaft im Abstiegskampf. Vor gut einer Woche wurden Trainer Bruno Labbadia und Sportdirektor Michael Preetz gefeuert. Jetzt sollen Pal Dardai als neuer Coach und Arne Friedrich als neuer Boss in der sportlichen Führung die Spielzeit retten. Aber auch der Kader wurde kurz vor dem Ende der Transferperiode noch einmal mit einem prominenten Namen verstärkt. Kein Geringerer als Sami Khedira – langjähriger Nationalspieler und Weltmeister 2014 – wurde von Juventus Turin verpflichtet. Der Mittelfeldspieler könnte schon am Wochenende gegen den FC Bayern zum Einsatz kommen. Aber es gibt auch Zweifel an dieser Personalentscheidung.
Im kommenden April wird Sami Khedira seinen 34. Geburtstag feiern. Der gebürtige Stuttgarter befindet sich also im Spätherbst seiner Karriere. Dazu kommt die mangelnde Spielpraxis: Khedira hat seit Juni 2020 kein Pflichtspiel mehr bestritten. Bei Juventus Turin saß er in der aktuellen Saison nur noch auf der Tribüne.
Khedira fühlt sich bereit für die Bayern
Ob Khedira also wirklich die erhoffte Verstärkung für Hertha BSC sein wird, muss man abwarten. Der Routinier versuchte jedenfalls bei seiner Vorstellung in Berlin, den Kritikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: “Natürlich stand ich jetzt eine ganze Weile nicht auf dem Platz. Das kann man ja nicht bestreiten. Aber ich bin topfit. Körperlich und mental fühle ich mich bereit, schonam Freitag gegen die Bayern zu spielen.”
Der 77-fache deutsche Nationalspieler nahm dann auch gleich Worte wie “Charakter”, “Leidenschaft” und “Mentalität” in den Mund, als der Abstiegskampf mit der Hertha zum Thema wurde. “Ich bin mir sicher, dass ich der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen kann. Ich bin nicht hier, weil Berlin so eine schöne Stadt ist. Es geht ums Gewinnen”, so Khedira.
Hertha steckt mitten im Abstiegskampf
Die Lage für Hertha BSC ist in der Bundesliga weiterhin bedrohlich. Aus den letzten fünf Spielen gegen Arminia Bielefeld (0:1), den 1. FC Köln (0:0), die TSG Hoffenheim (0:3), Werder Bremen (1:4) und Eintracht Frankfurt (1:3) gab es insgesamt nur einen einzigen Punkt.
Dabei sollte der Januar mit vermeintlich machbaren Gegnern eigentlich die Wende in dieser verkorksten Saison bringen. Stattdessen ist die Hertha jetzt immer tiefer in den Abstiegssumpf geraten. Die Konsequenz war der Rauswurf von Trainer Labbadia und Sportchef Preetz nach der Heimpleite gegen Bremen.
WM 2018 als Tiefpunkt in Khediras Karriere
Allerdings ging auch die Premiere von Nachfolger Pal Dardai mit dem 1:3 in Frankfurt schief. Und ausgerechnet jetzt kommen die Bayern, die auf dem Weg zurück zu der gewohnten Souveränität sind. Da könnte eine neue Führungsfigur wie Sami Khedira nicht schaden. Zumindest ein Khedira zu seinen besten Zeiten.
In der deutschen Nationalelf kam Khedira zuletzt bei der peinlichen WM 2018 in Russland zum Einsatz. In den Medien wurde Khedira damals als einer der Hauptschuldigen für das Debakel (Ausscheiden in der Vorrunde) genannt. Seine Verantwortung hat der Defensivspieler nie bestritten: “Es ist mir bis heute unerklärlich, warum ich bei dem Turnier eine solch schlechte Leistung gezeigt habe.”
Wagnis für Hertha und den Spieler
Danach wurde Sami Khedira von Bundestrainer Joachim Löw heimlich, still und leise ausgemustert. Zumindest verlief die Verbannung Khediras wesentlich geräuschloser als bei Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels. Was sicher auch damit zu tun hatte, dass es für Khedira – teilweise auch wegen schwerer Verletzungen – auf Vereinsebene seit Jahren steil bergab ging.
Nun also das Wagnis mit Hertha BSC. Wenn es gut läuft, halten die Berliner am Saisonende die Klasse und Khedira winkt ein neuer Vertrag. Im schlechtesten Fall dürfte das Kapitel Khedira in der Hauptstadt im Sommer dann auch ganz schnell wieder erledigt sein.