Fortuna Düsseldorf hat eine erstaunlich erfolgreiche Saison gespielt. Dass der rheinische Traditionsclub so sicher und frühzeitig den Klassenerhalt schaffen würde, damit hatte vor einem Jahr kaum ein Experte gerechnet. Im Gegenteil: Die Fortuna galt fast überall als Abstiegskandidat Nummer eins. Auch deswegen gehört Trainer Friedhelm Funkel zu den ganz großen Gewinnern dieser Bundesliga-Saison. Was der Trainer mit Düsseldorf erreicht hat, ist andernorts mit einer Meisterschaft zu vergleichen. Und trotzdem ist das Fazit des 65-Jährigen nicht nur positiv. Die Vorkommnisse in der Winterpause lassen in Funkel noch immer die Wut aufsteigen.
Nach der Hinrunde lag Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga auf einem respektablen 14. Tabellenplatz – mit vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel hatte gerade drei Spiele in Folge gewonnen, unter anderem mit 2:1 gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Borussia Dortmund.
Trennung von Funkel öffentlich verkündet
Es herrschte zum Jahresausklang also beste Stimmung im Lager der Fortuna – allerdings nur bis zum Trainingslager im Januar. Da schlug plötzlich eine Nachricht ein wie eine Bombe: Die Vereinsführung gab bekannt, dass man sich spätestens zum Saisonende von Trainer Friedhelm Funkel trennen werde.
Funkel und sein Trainerteam hatten in der Winterpause offenbar darauf gedrängt, den zum Sommer auslaufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Die Fortuna-Bosse um Robert Schäfer und Robert Palikuca hatten dies ausgeschlossen. Der Vorstandsvorsitzende und der Lizenzspieler-Chef wollten bis Mai “die sportliche Entwicklung” abwarten.
Funkel sprach schon von Karriere-Ende
Funkel wertete dies als Misstrauensvotum und kündigte öffentlich und unter Tränen an, im Sommer seine Trainerkarriere beenden zu wollen. Der Skandal war perfekt – und die Öffentlichkeit reagierte verwundert. Dann aber passierte etwas, womit Schäfer und Palikuca nicht gerechnet hatten: Nicht nur die gesamte Mannschaft sprach sich für Funkel aus, auch weite Teile der aktiven Fanszene gingen auf die Barrikaden.
Es folgte ein kleinlauter Rückzieher: Funkel wurde im Falle des Klassenerhalts eine automatische Vertragsverlängerung versprochen. Zu diesem Zeitpunkt war die menschliche Ebene zwischen dem Trainer und den beiden Entscheidern aber längst zerstört. Auch innerhalb des Clubs waren Schäfer und Palikuca schnell isoliert. Im April nahmen beide schließlich ihren Hut, Robert Palikuca ist inzwischen Sportchef beim 1. FC Nürnberg.
“Fühle mich hintergangen”
“Mit diesen Leuten will ich keinen Kontakt mehr haben. Das Tischtuch ist zerschnitten”, sagte Friedhelm Funkel jetzt der “Rheinischen Post”. Der 65-Jährige fühlt sich noch immer “hintergangen” und “tief enttäuscht”, eine Versöhnung kommt nicht in Frage: “Da bin ich nachtragend.”
Funkel glaubt, dass Schäfer und Palikuca im Winter längst beschlossen hatten, den Österreicher Damir Canadi als neuen Trainer zu holen. Entsprechende Gerüchte hatten die Bosse stets abgestritten. Aber Funkel hat ein schlagkräftiges Argument: “Robert Palikuca ist seit April beim 1. FC Nürnberg. Und wer wird da jetzt neuer Trainer? Damir Canadi! Das ist ja sicher kein Zufall.”
Palikuca weist Vorwürfe zurück
Palikuca bestritt gegenüber dem “kicker” allerdings die Vorwürfe: “Damir Canadi hat nie mit Fortuna Düsseldorf verhandelt und hatte auch kein Angebot. Friedhelm Funkel ist mit seinen Aussagen deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Aber ich respektiere seine Arbeit und hoffe, dass er in Düsseldorf noch lange erfolgreich ist.”