Bundesligist Arminia Bielefeld hat in dieser Saison, abgesehen vom ersten Pokalspiel gegen den Regionalligisten Spielvereinigung Bayreuth, noch kein Pflichtspiel gewonnen. Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge, inklusive des Ausscheidens in der zweiten Pokalrunde. Aktuell stehen die Arminen in der Bundesliga-Tabelle mit fünf Punkten aus zehn Spielen auf dem vorletzten Platz. Für Trainer Stefan Kramer wird die Luft immer dünner. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Mainz 05 am vergangenen Wochenende hörte man im Stadion „Kramer raus!“-Rufe. Bielefelds Sport-Geschäftsführer Samir Arabi stärkt dem Trainer einstweilen demonstrativ den Rücken. Die Trainerfrage stelle sich nicht, so Arabi.
Dass Arminia Bielefeld nicht um die Meisterschaft spielen würde, war allen Beteiligten vor Saisonbeginn klar. Die Negativserie von elf Pflichtspielen ohne Sieg bei insgesamt sechs Niederlagen ist aber selbst für Bielefelder Verhältnisse alles andere als zufriedenstellend. Am Samstag muss die Kramer-Elf das Auswärtsspiel in Stuttgart überstehen, danach folgt erst einmal die Länderspielpause.
Arabi: “Trainerfrage stellt sich nicht”
Sport-Geschäftsführer Arabi bekannte sich in dieser Woche vorbehaltlos zum Trainer. Die Trainerfrage stelle sich nicht. „Mit keiner Pore unseres Körpers denken wir darüber nach, auf der Position eine Veränderung herbeizuführen“, so Arabi wörtlich. Das sei auch völlig unabhängig von dem Ergebnis in Stuttgart oder der darauffolgenden Spiele.
Natürlich sei man unzufrieden mit den Ergebnissen, es gäbe Dinge, die optimiert werden könnten. Aber man habe eine klare Idee, mit der Arbeit des Trainerteams sei man insgesamt zufrieden.
„Kramer raus!“-Rufe nach dem Mainz-Spiel
Unmittelbar nach dem Spiel am vergangenen Samstag fühlte sich das unter dem Eindruck der Unmutsäußerungen der Fans noch anders an. Nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FSV Mainz 05, gegen den man wenige Tage zuvor bereits im Pokal ausgeschieden war, forderten die Fans lautstark die Entlassung des Trainers.
Nach dem Samstagsspiel sprang dem Trainer zunächst niemand zur Seite. Die Klubverantwortlichen hatten kommentarlos das Stadion verlassen, und den Spielern gar einen Maulkorb verpasst. Zugesagte Interviews wurden ohne Begründung abgesagt. So stand Coach Kramer nach Abpfiff ganz allein da.
Erst am Sonntag nahm Arabi wieder Stellung. Man lasse sich nicht von außen beeinflussen, die Trainerfrage stelle sich „rein inhaltlich momentan nicht“. Allerdings werde man agieren, wenn man von etwas nicht mehr überzeugt sei.
Trainer Kramer will sich für Vertrauensbeweis mit Leistung bedanken
Stefan Kramer ließ die Stimmung im Stadion nicht unbeeindruckt. So etwas müsse man mit Haltung nehmen, sagte er nach der Heimniederlage gegen Mainz. Mit Hinblick auf die Treueschwüre der Vereinsführung gelobte Kramer, er werde sich für den außerordentlichen Vertrauensbeweis mit Leistung bedanken. Es ginge nun darum, zusammen mit der Mannschaft den Turnaround hinzubekommen.
Kramer war im März als Nachfolger von Uwe Neuhaus, mit dem die Arminia 2020 den Aufstieg geschafft hatte, nach Bielefeld gekommen. Damals im März stand die Mannschaft nach fünf sieglosen Spielen in Folge auf dem sechzehnten Tabellenplatz. Mit Kramer steht man aktuell nach doppelt so langer Durststrecke einen Platz weiter unten.
Die Aufgaben werden nicht leichter
Diesen Samstag geht die Reise zunächst nach Stuttgart, danach folgt erst einmal die Länderspielpause. Mit Stuttgart verbindet die Kramer-Elf eigentlich gute Erinnerungen. Am 22. Mai gelang dort nämlich mit einem 2:0-Erfolg der Klassenerhalt. Freilich hat sich die Situation inzwischen verändert.
Und selbst wenn Kramer, trotz einer Niederlage beim VfB, nach der Länderspielpause noch an der Seitenlinie stehen sollte: Es folgen am 12. Spieltag das schwere Heimspiel gegen den wiedererstarkten VfL Wolfsburg, am 13. Spieltag ist man beim deutschen Rekordmeister zu Gast, danach tritt man zu Hause gegen Köln an.
Sollten die Arminen keines dieser Spiele gewinnen, wird Kramer kaum zu halten sein.
Hat Kramer noch das Vertrauen der Mannschaft?
Das Problem aus Sicht des Trainers liegt offenbar auch bei der Mannschaft. Aus Bielefeld berichten inzwischen mehrere Insider, dass Kramer die “Kabine verloren” habe. Eine Gruppe um den einflussreichen Torhüter Stefan Ortega habe sich intern bereits gegen Kramer ausgesprochen.
Aller Dementi zum Trotz sollen bei der Arminia im Hintergrund schon erste Vorbereitungen für einen möglichen Trainerwechsel laufen. Wenn es um denkbare Nachfolger geht, fällt auffällig oft der Name von Ex-HSV-Trainer Daniel Thioune.