Der FC Augsburg stand am vergangenen Samstag kurz vor einer faustdicken Überraschung gegen Borussia Dortmund. Mit 3:1 lag der FCA gegen den großen Favoriten schon in Führung, aber dann brach die Abwehr der Fuggerstädter zusammen wie ein Kartenhaus. Der BVB hatte sein System umgestellt und mit Erling Haaland einen neuen Stoßstürmer eingewechselt – damit kam Augsburg überhaupt nicht klar. Am Ende gewann Dortmund noch mit 5:3. Fakt ist aber auch, dass die Borussia die Partie viel zu leicht drehen konnte. Denn trotz der klaren Führung verteidigte der FCA mit extrem viel Risiko, das rächte sich bitter. In Augsburg werden jetzt Fragen nach dem System laut – aber Trainer Martin Schmidt verteidigt seine Philosophie.
Wenn ein Außenseiter eine gute halbe Stunde vor Schluss mit 3:1 führt, dann zieht er sich normalerweise tief in die eigene Hälfte zurück. Der FC Augsburg folgte diesem Muster am letzten Spieltag nicht, trotz des Zwei-Tore-Vorsprung gegen den BVB stand die FCA-Abwehr weiterhin sehr hoch.
Dortmunds Aufbauspieler hatten zu viel Zeit
Augsburg versuchte, auch in der letzten halben Stunde sein Pressing durchzuziehen – aber dafür fehlte offenbar die Kraft. So hatte der BVB im Aufbau kaum noch Druck. Mats Hummels, Axel Witsel und Marco Reus konnten in aller Ruhe ihre exakt getimten Pässe spielen – und gleich drei Mal lief ein Dortmunder allein auf Augsburg Torwart Koubek zu.
“Müssen gewisses Risiko in Kauf nehmen”
Hat FCA-Trainer Martin Schmidt also einen taktischen Fehler begangen? Die Kritik wurde nach der Niederlage lauter, aber der Schweizer verteidigt sich: “Vorne drauf zu gehen und dabei auch ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen, das liegt einfach in unserer DNA. Auf diese Art haben wir in dieser Saison auch schon viele Spiele gewonnen.”
Mit einfachsten Mitteln ausgespielt
Ob eine andere Taktik erfolgreicher gewesen wäre, zieht Schmidt ebenfalls in Zweifel: “Wenn man sich tief hinten rein drängen lässt und nur noch am eigenen Strafraum steht, dann knacken sie dich auch irgendwann.”
Tatsache ist allerdings, dass der FC Augsburg sich gegen den BVB trotz einer 3:1-Führung im eigenen Stadion gleich drei Mal auf einfachste Art und Weise überspielen ließ. Ein langer Pass reichte jeweils, um die gesamte Abwehr der Schmidt-Elf zu düpieren.
Reuter übt Kritik am Abwehrverhalten
Sportdirektor Stefan Reuter sah dieses Verhalten deshalb schon deutlich kritischer als der Trainer: “Wir waren in dieser Phase zu euphorisch und haben viel zu sorglos verteidigt. Wenn die Kraft nicht mehr fürs Pressing reicht, dann muss die Abwehr sich tiefer fallen lassen.”
Schon 17 Gegentore in der Schlussphase
Auch die Statistik deutet darauf hin, dass sich die riskante und kraftraubende Pressing-Taktik der Augsburger häufig rächt. So hat der FCA in dieser Saison bereits 17 Gegentreffer in der letzten halben Stunde eines Spiels kassiert – das ist der zweithöchste Wert der Bundesliga.
“Wir müssen an unserer Balance arbeiten”, sagt Schmidt. Damit kann der FCA bereits am kommenden Samstag (25. Januar) anfangen, wenn die schwere Auswärtspartie beim Aufsteiger Union Berlin ansteht.