Die Bayern feierten am Samstag die müdeste Meisterparty überhaupt. Nicht einmal eine Bierdusche hat Trainer Heynckes erhalten. Deshalb fordert Arjen Robben nun neue Impulse im Hinblick auf die Schalenübergabe.
Er hätte selbst nicht gedacht, dass es so einfach werden würde. Oft betont Jupp Heynckes, wie herausfordernd es sei, Trainer beim FC Bayern zu sein. Oftmals hätte man mit harter Arbeit zu tun. Doch vergangenen Samstag war es ausnahmsweise mal einfach, das Ziel zu erreichen: die Kabine ohne Bierdusche zu erreichen. Ein Meistertrainer, der keine durchnässte Kleidung am letzten Spieltag hat – so etwas gab es in München seit langer Zeit nicht mehr. Ein starkes Sinnbild.
Der Trainer musste sich nicht einmal irgendwo verstecken, wie es Pep Guardiola vorgemacht hatte – und dennoch kam er davon. Der 73-Jährige lief nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart seelenruhig in die Kabine.
Thomas Müller, Manuel Neuer und Jérôme Boateng waren die einzigen Stars, die mit großen Gläsern jagen gingen. Ein Opfer fanden sie beispielsweise in Heynckes Assistent Hermann Gerland.
Arjen Robben hingegen hielt sich zurück. Bislang war das die trägste Meisterfeier des deutschen Rekordmeisters. Kaum Emotionen, viel mehr Pflichterfüllung. „In meinen Augen ist die Bierduschen-Aktion überholt“, sagt Heynckes.
Kritike in der Fankurve
Im letzten Jahr montierte der Verein in Kooperation mit einem Sponsor GoPros auf die Biergläser und wurde dafür verspottet. Diesmal wurde darauf verzichtet, stattdessen gab es laute Musik, Bälle und Konfetti. Von den Fans gab es sehr verhaltenen Applaus, selbst dann, als Robert Lewandowski von einem Reporter die Torjäger-Kanone überreicht bekam.
Eine solch müde Feier hat mehrere Gründe. Einerseits war es die überraschende Niederlage, andererseits das anstehende DFB-Pokal-Finale gegen Frankfurt sowie die Skepsis der Fans in Bezug auf die choreografierte Meisterfeier.
Mit Plakaten kritisierten sie die zu hohen Eintrittspreise für das Finale und die neue Farbe der Spielerhosen. Hinzu kommt, dass man sich an der Bundesligaspitze langweilt. Wie soll sich auch eine Mannschaft mitten im Mai über einen Titel freuen, den sie schon anderthalb Monate zuvor gewann? Es ist die 28. Meisterschaft und die sechste in Folge – business as usual.
Arjen Robben will sofort feiern
Auch Arjen Robben zeigte sich wenig begeistert, für ihn war es der siebte Pokal mit den Bayern. „Ich finde, es muss sofort gefeiert werden, wenn die Mannschaft gewinnt. Das wäre bei uns in Augsburg gewesen. Genau so wird es in den Niederlanden gemacht. Dann ist es spontan und man ist im Glück. Hieran sieht man, dass es nicht spontan ist. Das sollte man ändern.“
Der emotionalste Moment kam zustande, als die Fans sich der Regie annahmen. Die Anhänger der Südkurve riefen Ulreich auf den Zaun und feierten ihn gebührend – obwohl er einen groben Fehler im Rückspiel gegen Real Madrid beging. Am Abend gab es trotzdem noch etwas Feierstimmung. Die Mannschaft verbrachte den Abend im Gasthaus ihres Sponsors und genoss den Applaus ihrer Fans vom Balkon aus.
Am Samstag wird die Mannschaft gegen Frankfurt wahrscheinlich ein anderes Gesicht zeigen. Zudem fürchten die Bayern um ihren Innenverteidiger, der sich kürzlich am linken Fuß verletzt hat. Am kommenden Sonntag werden sich die Bayern auf dem Rathausbalkon präsentieren. Das Double könnte dabei für deutlich mehr Feierstimmung sorgen.