Die Stimmung bei Borussia Dortmund ist auf dem Tiefpunkt. In der Bundesliga hat der BVB am vergangenen Samstag den nächsten Tiefschlag kassiert, das 2:2-Unentschieden beim SC Freiburg fühlte sich an wie eine Niederlage. Wie schon in Frankfurt und im Heimspiel gegen Werder Bremen verspielte die Mannschaft von Borussia Dortmund eine Führung und damit zwei wertvolle Punkte. Das dritte Remis in Folge hat Konsequenzen: Zum einen in der Tabelle, wo der BVB die Schwäche der Bayern nicht nutzen kann und seinerseits nur auf einem enttäuschenden achten Platz liegt. Und zum anderen für Trainer Lucien Favre, der im Kreuzfeuer der Kritik steht. Insidern zu Folge laufen im Hintergrund schon erste Planungen für den Notfall – eine vorzeitige Entlassung des Schweizers. Dabei soll es Gedankenspiele um Ralf Rangnick und Ralph Hasenhüttl geben.
Wie kann es sein, dass eine Mannschaft mit so gigantischem Potenzial gleich in Serie solch grauenhafte Leistungen zeigt? Was einige Akteure im BVB-Dress in Freiburg boten, grenzte an Arbeitsverweigerung. Vom Anspruch eines Spitzenteams ist diese Elf meilenweit entfernt. Von der Meisterschaft braucht in Dortmund derzeit niemand mehr reden. Das ist die bittere Realität im Herbst 2019.
Dortmund und die verpassten Chancen
Dabei scheint diese Saison wie gemacht für eine Wachablösung in der Bundesliga. Der FC Bayern schwächelt und hat nur vier der ersten sieben Saisonspiele gewonnen. Am vergangenen Spieltag kassierte der Titelverteidiger eine völlig überraschende 1:2-Heimpleite gegen die TSG Hoffenheim. Würde der BVB sich nicht selbst im Weg stehen, er wäre längst souveräner Tabellenführer.
Reus wirkt ratlos
“Die Freiburger hatten mehr Vertrauen in ihr eigenes Spiel. Die Art und Weise, mit der wir hier in der zweiten Halbzeit gespielt haben, ist extrem enttäuschend. Ich hoffe, dass wir die Länderspielpause nutzen können, um die Köpfe mal wieder frei zu kriegen”, sagte Kapitän Marco Reus nach der Partie im Breisgau – und er klang dabei reichlich ratlos.
Auswärts ist der BVB ein Desaster
Vor allem auswärts spielt der BVB in dieser Saison einen ängstlichen Fußball zum Abgewöhnen. Keine Dominanz, keine Torgefahr, keine defensive Stabilität – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Spiele in Köln, Berlin, Frankfurt und Freiburg. Nur fünf Punkte konnte die Borussia in diesen Partien holen, das ist zweifellos viel zu wenig für die hoch gesteckten Ziele.
Akanji steht völlig neben sich
Im Zentrum der Kritik stehen derzeit Akteure wie Manuel Akanji und Marco Reus, die ihrer Top-Form meilenweit hinterher laufen. Oder Julian Brandt, dessen Defensivverhalten die BVB-Fans inzwischen auf die Palme bringt. Die hoch gelobten Neuzugänge sind – bis auf den starken Mats Hummels – bis jetzt noch nicht mal ansatzweise ein Faktor.
Wo sind die Fortschritte unter Favre?
Und natürlich gibt es seit Wochen heftige Diskussionen um Trainer Lucien Favre. Dessen offensichtlicher und schon lange bekannter Mangel an Emotionalität und Leidenschaft sind dabei das eine Thema. Nun kommt noch eine fatale Entwicklung im fußballerischen Bereich dazu, denn hier scheint es von Woche zu Woche mehr Baustellen zu geben.
Kein echtes Team auf dem Platz
Die Mannschaft wirkt völlig verunsichert, besonders nach Führungen ist der Stil geprägt von Angst. In Frankfurt, gegen Bremen und in Freiburg hatte man das Gefühl, dass da elf Individualisten auf dem Platz stehen, die noch nie zuvor zusammengespielt haben. Keine Automatismen, kein Vertrauen, keine Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen. Dazu die unerklärliche Anfälligkeit bei gegnerischen Standardsituationen.
Favre hat wohl keine Zukunft mehr beim BVB
All das ist natürlich auch den Verantwortlichen bei Borussia Dortmund nicht entgangen. Auch wenn es offiziell beim BVB niemand zugeben würde: Intern herrscht spätestens seit Samstag höchste Alarmstimmung. Dass Lucien Favre zur Weihnachtszeit noch Trainer des BVB ist, gilt nicht mehr als gesichert. Einem Insider zu Folge “läuft die Zeit von Favre ab”.
Gerüchte um Rangnick
Wie die Bild-Zeitung berichtet, gibt es in Dortmund bereits konkrete Gedankenspiele um Ralf Rangnick. Der ehemalige Sportchef und Trainer von RB Leipzig hat ein gutes Verhältnis zu BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und wäre bei einem Angebot der Borussia wohl nicht abgeneigt. Derzeit arbeitet der 61-Jährige als Fußball-Chef von Red Bull in New York.
Kommt Hasenhüttl zur nächsten Saison?
Wie zu hören ist, gibt es beim BVB dazu zwei Überlegungen: Rangnick könnte die Mannschaft dauerhaft übernehmen und dem Team eine neue Philosophie verpassen. Oder Rangnick springt nur bis zum Ende der Saison ein – und übergibt dann an Ralph Hasenhüttl. Der Österreicher steht derzeit noch beim FC Southampton unter Vertrag und soll in Dortmund ein ganz heißer Kandidat sein.