Borussia Dortmund spielt in der Bundesliga eine fabelhafte Rückrunde, aber für die Deutsche Meisterschaft wird es wieder nicht reichen. Damit verpasst der BVB sein vor einem Jahr ungewöhnlich offensiv formuliertes Saisonziel. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass in Dortmund in der Sommerpause ein Trainerwechsel ansteht. Lucien Favre denkt wohl längst an einen Rücktritt, auch die BVB-Bosse sind nicht mehr restlos überzeugt vom 62-jährigen Schweizer. Wie jetzt zu hören ist, hat die Borussia auch schon einen konkreten Nachfolger im Visier. Wird Ralf Rangnick neuer Trainer beim BVB?
Spätestens seit der 0:1-Niederlage im Topspiel gegen den FC Bayern vor einer Woche steht fest, dass es wieder nichts wird mit dem ersten Meistertitel für Borussia Dortmund seit 2012. In der Vorsaison verspielte der BVB die Meisterschaft in der Rückrunde. Diesmal sind es die vielen und unnötigen Punktverluste in der ersten Saisonhälfte, die der Borussia einen Strich durch die Rechnung machen.
Favre verliert die wichtigen Spiele
BVB-Fans werden sich mit Grauen an die Heimspiele gegen Werder Bremen (2:2) und den SC Paderborn (3:3) erinnern. Auch die Niederlagen bei Union Berlin (1:3) und in Hoffenheim (1:2) werden genannt werden, wenn man die Ursachen für das Dortmunder Scheitern sucht.
Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass der BVB unter Lucien Favre regelmäßig die Big Points nicht holt und in den wirklich wichtigen Spielen versagt. In der laufenden Saison gingen beide direkten Duelle gegen den FC Bayern verloren. In München gab es sogar eine peinliche 0:4-Klatsche.
Peinliches Pokal-Aus in Bremen
In der Rückrunde gab Dortmund in Leverkusen in den letzten fünf Minuten noch eine 3:2-Führung in der Hand. Am Ende hieß es 3:4 und der BVB war im Meisterrennen wieder einmal entscheidend ins Hintertreffen geraten. Auch das Ausscheiden in der Champions League war absolut vermeidbar. Gegen Paris Saint Germain verspielte die Borussia einen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel.
Richtig schmerzhaft war auch die diesjährige Vorstellung im DFB-Pokal. Da schied der BVB schon im Achtelfinale bei eigentlich völlig verunsicherten Bremern aus, die 2:3-Niederlage gegen Werder war der absolute Tiefpunkt der Rückrunde.
Tritt Favre im Sommer von alleine zurück?
Dass der BVB trotz des wohl besten Kaders aller Zeiten keinen Titel holt, wird in Dortmund vor allem Trainer Lucien Favre angekreidet. Und der Coach ist die Fragen nach der fehlenden Siegermentalität leid, das wurde vergangene Woche nach der Pleite gegen die Bayern klar.
Auf das erneute Versagen im Kampf um die Meisterschaft angesprochen, verdrehte Favre die Augen und sagte nur vielsagend: “Dazu werde ich mich in ein paar Wochen äußern.” Diverse Medien interpretierten dies als Ankündigung eines Rücktritts.
Matthäus bringt Kovac ins Spiel
Vor allem Sky-Experte Lothar Matthäus lehnte sich weit aus dem Fenster: “Nach dem Satz ist für mich eigentlich klar: Favre ist zur kommenden Saison weg, dann könnte ich mir Niko Kovac als Nachfolger sehr gut vorstellen. Es ist ja bekannt, dass der BVB in der Winterpause schon Kontakt zu Niko aufgenommen hatte.”
Aber auch seriöse Medien wie das Fachmagazin kicker berichten inzwischen, dass Favre in Dortmund keine Zukunft mehr hat. Der in puncto BVB stets bestens informierte Redakteur Thomas Hennecke titelte direkt nach der Partie gegen den FC Bayern: “Favres Tage wohl gezählt”.
Dortmund wollte Hasenhüttl
Und auch nach unseren Informationen arbeitet die BVB-Führung hinter den Kulissen schon längst an einer Alternative auf der Trainerposition. Der heimliche Favorit soll zuletzt Ralph Hasenhüttl gewesen sein. Der Österreicher lehnte eine Anfrage aber wohl dankend ab und verlängerte in dieser Woche seinen Vertrag beim FC Southampton.
Damit konzentriert sich beim BVB jetzt alles auf eine Lösung, die schon im letzten Herbst heiß diskutiert wurde: Ralf Rangnick. Der 61-Jährige ist wurde von Red Bull auf den gut dotierten Schreibtischjob “Head of Sport and Development Soccer” abgeschoben, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass Rangnick wieder heiß auf einen Posten als Cheftrainer ist.
Alles läuft jetzt auf Rangnick hinaus
In Dortmund soll Rangnick vor allem in Berater Matthias Sammer einen großen Fürsprecher haben. Erste Kontakt zwischen dem BVB und dem Rangnick-Lager gab es wohl schon vor Monaten. Die Gerüchte passen auch zu Meldungen aus Italien, wonach sich ein Engagement Rangnicks beim AC Mailand zerschlagen hat.
Rangnick hatte öffentlich mit einem Angebot der Mailänder kokettiert, im Raum stand ein machtvoller Job als Chefcoach und Sportdirektor. Im Club waren die Widerstände gegen Rangnick aber zu groß, vor allem die Vereinslegende Paolo Maldini – derzeit selbst Technischer Direktor beim AC – hat sich vehement gegen eine Rangnick-Verpflichtung gewehrt.
Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass der bei den BVB-Fans nicht gerade beliebte Rangnick in der Saison 2020/2021 auf der Trainerbank in Dortmund sitzt. Sollte Rangnick dann schnell Erfolg haben und die große BVB-Sehnsucht nach einem Titel stillen, würden die Vorbehalte der Dortmunder Anhänger sicher auch verschwinden.