Vier Niederlagen und zwei Unentschieden, so lautet die Vorrunden-Bilanz von Borussia Dortmund in der UEFA Champions League 2017/18. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der BVB als Gruppendritter noch den Sprung in die Europa League geschafft hat. Mit nur zwei Punkten auf dem Konto hat Dortmund damit sogar “Fußball-Geschichte” geschrieben.
Das vorzeitige Aus und vor allem die enttäuschenden Auftritte in der Königsklasse dürften sicherlich noch nicht ganz vergessen sein. Umso größer die Motivation bei den Dortmunder in der EL soweit wie möglich zu kommen. In der Zwischenrunde bekommt man es mit Atalanta Bergamo zu tun, ein Gegner den man keinesfalls unterschätzen darf.
Der BVB startet hoch motiviert in die Europa League
Während die Europa League von vielen Teams, insbesondere aus England und Italien, gerne als “Cup der Verlierer” betrachtet wird, sieht dies in Deutschland und vor allem bei Borussia Dortmund aus. Der BVB konnte die Europa League bzw. den Vorgängerwettbewerb, den UEFA Cup, noch nie gewinnen. Nationalspieler Marco Reus betonte vor dem Zwischenrunden-Hinspiel gegen Bergamo welchen Stellenwert die Europa League für die Schwarz-Gelben hat: “Es ist eine große Chance, wenn wir uns ans Herz fassen und die Sache angehen, als wäre es die Champions League. Der BVB hat die Europa League noch nie gewonnen, das ist zusätzliche Motivation.” Zudem ist die EL rein objektiv betrachtet die letzte Chance für Dortmund in dieser Saison noch einen Titel zu gewinnen. In der Bundesliga hat man sich frühzeitig aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet und auch im DFB-Pokal war bereits im Achtelfinale Schluss. Außenverteidiger Lukasz Piszczek macht kein Geheimnis daraus, dass man den Anspruch hat die EL zu gewinnen: “Wir sind gut genug, in der Europa League für ein gutes Ergebnis zu sorgen. Als Borussia Dortmund muss man den Anspruch haben, so weit wie möglich zu kommen. Am Besten ins Endspiel und es am Ende gewinnen.”
Nach einem eher durchwachsenen Start in das neue Jahr mit drei Unentschieden in Folge findet der BVB so langsam aber sicher wieder zu seiner alten Form zurück. Gegen Köln und gegen HSV feierte man zuletzt zwei Siege in Folge in der Bundesliga. Mindestens genauso wichtig wie die beiden Siege ist die Rückkehr von Marco Reus, der nach seinem Kreuzbandriss am veragangenen Wochenende sein Comeback für den BVB feierte. Auch gegen Bergamo wird Reus aller Voraussicht nach wieder von Anfang an spielen. Neben Reus steht allen voran Winter-Neuzugang und Aubameyang-Nachfolger Michy Batshuayi derzeit beim BVB im Fokus. Mit 3 Toren in 2 Spielen hat der Belgier einen Traumstart hingelegt und möchte auch heute Abend sein erstes internationales Tor für Dortmund erzielen.
BVB-Trainer Peter Stöger kann personell betrachtet nahezu aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Spielmacher Shinji Kagawa wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verletzungsbedingt ausfallen. Mit einem Heimsieg, am besten ohne Gegentor, möchte sich Dortmund eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in einer Woche verschaffen.
Bergamo reist voller Selbstbewusstsein nach Dortmund
Der Name Atalanta Bergamo dürfte den wenigsten Fußballfans in Deutschland etwas sagen. National konnte der Klub seit seiner Gründung 1907 bis dato noch keine Titelerfolge feiern. 1988 schaffte man als Zweitligist ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger einzuziehen. Seit 2011 ist Bergamo fester Bestandteil der Serie A. Die Nord-Italiener waren in der vergangenen Saison so etwas wie die große Überraschung in der italienischen Liga. Atalanta landete auf einem starken vierten Platz und sicherte sich damit erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte die Teilnahme am Europapokal. In der EL-Gruppenphase hat man jedoch bewiesen, dass man durchaus in der Lage ist gegen alle Teams in diesem Wettbewerb mitzuhalten. Mit vier Siegen und zwei Unentschieden hat man sich unbesiegt den ersten Platz in der Gruppe E gesichert und Teams wie Olympique Lyon und den FC Everton hinter sich gelassen.
In der Liga lief es zuletzt nicht so wirklich rund für Bergamo, ähnlich wie beim BVB fehlt es der Mannschaft von Trainer Gian Piero Gasperini an der nötigen Konstanz. Sechs der letzten zehn Spiele konnte man gewinnen, in der Tabelle liegt man derzeit jedoch “nur” auf Rang 8. Der Rückstand auf den Tabellensechsten Sampdoria Genua beträgt jedoch nur vier Punkte. Am vergangenen Wochenende kam man auswärts beim abstiegsbedrohten FC Crotone nicht über ein mageres 1:1-Unentschieden hinaus.
Bergamo ist ein klassischer Ausbildungsverein und verfügt über keine “großen Stars”. Der Klub hat aktuell den zweitjüngsten Kader der Serie A. Innenverteidiger Andrea Masiello ist der einzige Profi jenseits der 30. Angeführt wird die Mannschaft vom argentinische Nationalspieler und Kapitän Alejandro “Papu” Gomez. Der 1,65 Meter kleine Stürmer ist der torgefährlichste Bergamo-Spieler. Im Vorjahr erzielte Gomez 16 Treffer und 12 Vorlagen. In der laufenden Spielzeit kommt Gomez auf 7 Tore und 8 Vorlagen. Das “Multi-Kulti”-Mittelfeld wird dominiert vom Kanadier Bryan Cristante, dem Schweizer Nationalspieler Remo Freuler und dem Niederländer Marten de Roon. Alle drei Mittelfeldspieler sind sehr lauf- und zweikampfstark und leiten immer wieder schnelle Gegenstöße ein.
Trainiert wird Bergamo seit anderthalb Jahren von Gian Piero Gasperini, der zuvor bereits Vereine wie Palermo, Mailand und Genua geführt hat. Der 60-jährige Fußball-Trainer mag das körperbetonte und läuferische Spiel. Bergamo legt in der Serie A mit die meisten Kilometer pro Spiel zurück.
Auch wenn Gasperini die Favoritenrolle ganz klar beim BVB sieht, kampflos wird sich sein Team eigenen Aussagen zu Folge nicht präsentieren: “Natürlich ist Atalanta der Underdog, die Rolle gefällt uns aber offensichtlich. Wir haben schon bei Juventus Turin und in Neapel gezeigt, dass wir auswärts gegen große Mannschaften bestehen können. Für uns ist es eine großartige Erfahrung gegen eines der besten Bundesliga-Teams mit einem Schrank voller Trophäen spielen zu dürfen.”
Dortmund – Bergamo: Die voraussichtlichen Aufstellungen
Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Toprak, Toljan – M. Götze, Weigl – C. Pulisic, Reus, Schürrle – Batshuayi
Atlanta Bergamo: Berisha – Rafael Toloi, Palomino, Masiello – Hateboer, de Roon, Freuler, Spinazzola – Cristante – Cornelius, Gomez
Es ist das erste Mal, dass sich diese beide Klubs im Rahmen eines Pflichtspiels gegenüber stehen. Im Sommer 2017 hat man jedoch ein Testspiel absolviert und damals setzte sich Atalanta mit 1:0 durch. BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat bereits unmittelbar nach der Auslosung davor gewarnt Bergamo “auf die zu leichte Schulter” zu nehmen: “Das wird eine unangenehme Aufgabe. Auch wenn der Gegner nicht so renommiert klingen mag, sind wir gewarnt. Das ist eine Kategorie wie der AC Mailand.” Dennoch, Dortmund geht als klarer Favorit in dieses Duell und alles andere als ein Heimsieg und Weiterkommen wäre eine echte Sensation.
Anpfiff der Partie ist heute Abend um 19 Uhr im Signal Iduna-Park. Das Spiel wird nicht im deutschen Free-TV zu sehen sein, sondern exklusiv bei Sky Sport und/oder beim Online-Streaminganbieter DAZN.
