Fast fünf Jahre mussten die Frankfurter Fans darauf warten, ihr Team endlich wieder international spielen zu sehen. Am Donnerstag ist es endlich soweit, wenn die Eintracht in der Europa League auf Olympique Marseille trifft. Umso mehr schmerzt die Tatsache, dass es sich dabei um ein Geisterspiel vor leeren Rängen handeln wird. Nicht einmal in der Stadt sind SGE-Anhänger geduldet. Dem Vorstand geht das entschieden zu weit.
Hintergrund dieser unschönen Situation waren die wiederholten Krawalle von Olympique-Fans in den Europa League-Partien gegen RB Leipzig, Salzburg und Atlético Madrid. Neben einer verhängten Strafe von 100.000 Euro entschied die UEFA, dass Marseille das nächste europäische Heimspiel hinter verschlossenen Türen austragen muss. Nun trifft es also ausgerechnet die Eintracht, deren Fans völlig unverschuldet ebenfalls draußen bleiben müssen.
Sogar im Stadtgebiet riskieren Frankfurt-Fans eine Haftstrafe
Nun hätte von der zufälligen Auslosung auch jedes andere Team betroffen sein können. Die Drastik, mit der die französischen Behörden hier vorgehen, ist allerdings verwunderlich. Denn das Fan-Verbot beschränkt sich nicht nur auf das Stade Vélodrome. Tatsächlich hat die zuständige Präfektur ein Aufenthaltsverbot für jeden verhängt, “der sich darauf beruft, Fan von Eintracht Frankfurt zu sein bzw. sich als solcher durch sein Verhalten zu erkennen gibt”. Dieses gilt am Donnerstag von 8 Uhr bis 24 Uhr im gesamten Stadtgebiet von Marseille. Bei Verstößen drohen SGE-Anhängern Geld- und sogar Haftstrafen.
Eintracht Vorstand empört: “So kann das nicht weitergehen”
Eintracht-Vorstand Axel Hellmann ist verständlicherweise ziemlich sauer: “Ein komplettes Stadtbetretungsverbot für unsere Anhänger zu erlassen, stellt einen völlig unangemessenen und rechtsstaatlich hochgradig bedenklichen, wenn nicht unzulässigen Eingriff in die Rechte eines jeden einzelnen dar”, kritisiert er. “Dieser Erlass stellt unsere Fans unter einen Generalverdacht, dem wir in aller Klarheit widersprechen.” Seiner Meinung nach werde “überdeutlich, dass dringender Handlungsbedarf bei der UEFA hinsichtlich der Anwendungspraxis von Kollektivstrafen besteht. Im Ergebnis sperrt man uns als völlig unbeteiligte Dritte nicht nur von einem Spiel, sondern aus einer ganzen Stadt aus. So kann das nicht weitergehen.”
Ultras setzen Zeichen der Solidarität
Auch die “Ultras Frankfurt”, die in Internetforen bereits von einer Verschwörung der UEFA sprechen, haben sich zu einem kompletten Boykott der Partie entschieden. Die Frankfurter Vereinsführung wollte ihnen ursprünglich ein Kontingent von 200 Tickets überlassen, welches der Gästemannschaft bei sogenannten “Geisterspielen” für Delegationsmitglieder zusteht. Dieses Angebot lehnten sie jedoch ab und ließen stattdessen verlauten: “Dieses Spiel wird ohne uns stattfinden. Das ist eine Frage der Solidarität mit allen Eintrachtlern, denen dieses Erlebnis genommen wird.”
Fernandes sieht gegen Marseille “schwierige Aufgabe”
Der Pokalsieger der letzten Saison hat in der Bundesliga bisher keine gute Bilanz vorzuweisen. Nach den letzten beiden Niederlagen gegen Bremen und Dortmund steht die Eintracht mit drei Punkten auf Tabellenplatz 12. Ein Sieg in Marseille würde ein starkes Signal setzen, doch Olympique geht als klarer Favorit in die Partie. Dessen ist sich auch Gelson Fernandes, aktuell einer der erfahrensten Spieler in den Reihen der SGE, durchaus bewusst: „Das wird eine schwierige Aufgabe, Olympique ist sicher einer der Favoriten auf den Titel“, so der 32-jährige. Wer den Frankfurtern am Donnerstag einen Sieg zutraut, findet beim skandinavischen Buchmacher Betsson die starke Quote von 4,90!