Manchester United hat in der Premier League erneut verloren. Als Trainer José Mourinho damit konfrontiert wird, rastet er aus. Zusehends verfällt er in alte Muster, welche in der Regel nichts Gutes bedeuten. Seit Wochen schon hadert Mourinho und verbreitet schlechte Laune. Mimt den Miesepeter. Rechnet mit allen ab. Mit eigenen Spielern, mit dem Klub? Nicht einmal die wurden verschont.
Fast könnte man annehmen, dass da jemand seinen Abgang vorbereitet, weil er das Ganze nicht mehr will – und vielleicht auch nicht mehr ganz in den Klub passt. Länger als drei Jahre war er bei seinen letzten Arbeitgebern niemals gewesen, tendenziell sogar weniger. Zwei Jahre sind bei Manchester für Mourinho um.
Gerade in solchen misslichen Situationen wusste er durch sein feines Gespür, wie er sein eigenes Drama zu inszenieren hat, das von der eigentlichen Problematik ablenkt. Nun verfällt er wieder genau in dieses Muster.
Krise bei Manchester United
Manchesters Krise wurde durch Tottenham Hotspur zunächst einmal verschärft. Die Londoner gewannen im Auswärtsspiel in Old Trafford mit 3:0 und konnten damit im dritten Spiel den dritten Sieg feiern. United hingegen befindet sich mit nur drei Punkten auf Platz 13. Harry Kane, englischer Nationalmannschaftskapitän, sowie zweimal Lucas trafen die Tore für Hotspur.
Erst letzte Woche hatte sich die Mannschaft von Mourinho mit einer Niederlage gegen Brighton blamiert. Als Reaktion darauf baute der Portugiese die Mannschaft an sechs Stellen um – erfolglos. Nach dem jüngsten Misserfolg äußerte sich der 55-Jährige auf der Pressekonferenz sehr gereizt und ging vorzeitig vom Podium. Unterm Strich also ein neuer, schwerer Arroganzanfall.
Vorab hatte er sein Team trotz der klaren Niederlage als wesentlich bessere Mannschaft eingestuft. Ungehalten wurde er erst dann, als ihn die Journalisten auf die Strategie für das Spiel angesprochen hatten. “Ihr wollt ein Wunder von meinen Jungs. Vor allem wollt ihr diese Konferenz in Schuldzuweisungen gegen mich verwandeln”, bebte er. Das ist seine übliche Masche, wenn es wieder schlecht läuft. Tenor: Es sind immer die anderen Schuld.
Deshalb verwies er auf die vielen Verletzten in der Defensive: “Ich habe keinen Zugriff auf meine beste Viererkette. Zuerst waren es Eric Bailly und Victor Lindelöf, danach Chris Smalling und Phil Jones. Nun ist Jones verletzt, weshalb nächste Partie Smalling einen anderen Partner bekommen wird.”
Das ist allemal unheilvoll. Sieben Tore in drei Spielen zu kassieren bedeutet, dass es sich um die drittschlechteste Abwehr hinter West Ham United und Huddersfield Town handelt: Es ist beträchtlich, welcher Druck auf Mourinho lastet.
Als der Abpfiff erfolgte, wurde er von den Fans der Gegner verhöhnt. “Besonders bist du nicht mehr”, ertönten die Rufe aus dem Gästeblock des alten Old Trafford und richteten sich klar an den 55-Jährigen, der sich selbst den Namen “The Special One” gegeben hatte. Doch die Spurs-Anhänger waren noch nicht fertig. “Morgen früh wirst du gefeuert”, schrien sie lauthals in seine Richtung, während Mourinho sich nach der Niederlage vor den gebliebenen eigenen Fans hinstellte und mit leerem Blick applaudierte.
Kommt Zidane?
“Ed Woodward und José Mourinho unter Druck”, schrieb man bei der “Manchester Evening News” in Anbetracht des miserablen Saisonstarts. Tatsächlich ist es der schlechteste seit 26 Jahren, weshalb auch Klubboss Woodward zur Verantwortung gezogen wird. Immerhin steht er mit seiner Transferpolitik seit Wochen schon im Clinch mit dem Coach. 1992/93 lief United zu Höchstleistungen auf und feiert mit Sir Alex Ferguson sogar die Meisterschaft. Experten bezweifeln, dass Mourinho in der Lage sein wird, dieses Kunststück zu wiederholen.
Die unterirdischen Leistungen in der letzten Saison sowie das schlechte Verhältnis zu Stars wie Anthony Martial und Paul Pogba könnten Mourinho schon deutlich früher seinen Posten kosten. Der ehemalige Real-Coach Zidane und Ex-Chelsea-Teammanager Conte werden bereits als potenzielle Nachfolger gehandelt.