Die Medien sind schuld: 96-Coach Thomas Doll beklagt “Schadenfreude”

Simon Schneider | am: 19.04.19
Doll entlassen
Er spürt in Deutschland zu viel Schadenfreude: Hannover Trainer Thomas Doll. (Foto: foto2press)

Thomas Doll hat wieder einmal zu einem Rundumschlag gegen die Medien ausgeholt. Der Trainer von Hannover 96 redete sich auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel bei Hertha BSC (Sonntag) in Rage und beschwerte sich über “Respektlosigkeit” und “Schadenfreude”. Mit solchen Unsitten hätten Trainer in anderen Ländern nicht zu kämpfen. Seinen Job dürfte Doll mit dieser Tirade wohl nicht retten. Dass der 53-Jährige noch eine Zukunft bei Hannover 96 hat, gilt als ausgeschlossen.

Als Thomas Doll am Donnerstag in Hannover da so auf dem Podium vor den Journalisten saß, kamen bei einigen Medienvertretern die Erinnerungen an eine legendäre Pressekonferenz vor ziemlich genau elf Jahren hoch.

Erinnerungen an legendäre BVB-Pressekonferenz

Damals war Doll noch Trainer von Borussia Dortmund. Die Saison verlief sehr unbefriedigend, die Mannschaft zeigte gruseligen Fußball und geriet phasenweise in Abstiegsgefahr. Längst war klar, dass der BVB im Sommer einen neuen Coach holen würde. Doll verschaffte sich allerdings einen unvergessenen Abgang, in dem er auf besagter PK auf die Journalisten losging.

“Eine absolute Frechheit ist das! Da lach ich mir doch den Arsch ab!”, schleuderte Doll damals den verdutzten Presseleuten entgegen. Er fühlte sich und seine Spieler unfair behandelt und zu Unrecht kritisiert. Die besten Auszüge aus dieser Pressekonferenz sind mittlerweile ein großer Hit bei YouTube.

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Doll beklagt Respektlosigkeit

Nun nahm sich Doll in Hannover also erneut die Medien vor die Brust. “Ich habe ja nichts gegen Deutschland, aber diese extreme Schadenfreude habe ich in anderen Ländern nicht gespürt. Das sollte sich dringend ändern. Das haben wir hier in Deutschland doch gar nicht nötig”, jammerte Doll.

Wenn man Spiele gewinne, gäbe es zahlreiche Schulterklopfer. Beim Misserfolg werde es hingehen einsam um einen Trainer, so Doll. Insgesamt werde mit den Trainer hierzulande “respektlos” umgegangen. “Das ist in England oder Italien ganz anders, da ist der Trainer immer noch der Chef”, behauptete Doll.

Wird Kovac ungerecht behandelt?

Als Beispiel nannte der ehemalige Nationalspieler vor allem Niko Kovac, mit dem er einst beim Hamburger SV zusammengespielt hatte. Kovac sei ein junger Trainer und mache einen super Job, “aber er muss sich Woche für Woche fragen lassen, ob er überhaupt der richtige Mann ist. Das kann doch nicht sein.”

Seit seinem Rauswurf beim BVB hatte Doll ausschließlich im Ausland gearbeitet, erst im Februar holte ihn Hannover 96 als “Feuerwehrmann” und ermöglichte Doll damit das Comeback in der Bundesliga. “Die Medienlandschaft hat sich seitdem massiv verändert”, stellte der 53-Jährige fest.

In Hannover gilt Doll als Fehlgriff

So oder so wird Dolls Zeit bei den Niedersachsen wohl nur ein kurzes Intermezzo. Die Entscheidung für Doll als neuen Trainer gilt in Hannover mittlerweile als kapitaler Fehler. Nicht zuletzt deshalb musste Sportdirektor Horst Heldt vor einer Woche auch seinen Hut nehmen.

Als Doll das Team von Andre Breitenreiter übernahm, gab es noch eine realistische Möglichkeit auf den Klassenerhalt. Aber unter Doll kassierte 96 in zehn Spielen neun (!) Niederlagen und ist mittlerweile abgeschlagen Tabellenletzter. Der zweite Abstieg innerhalb von zwei Jahren steht praktisch fest, es soll ein Neuaufbau in der 2. Bundesliga erfolgen.

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96 sucht einen neuen Coach

Hinter den Kulissen sucht Hannover längst nach einem neuen Trainer. Es ist überdies mehr als zweifelhaft, ob Thomas Doll jemals wieder einen Job im deutschen Profifußball bekommt. Spätestens nach seiner desaströsen Bilanz mit Hannover dürfte sein Name in Deutschland verbrannt sein.

Ostersonntag auswärts bei Hertha BSC

Für 96 geht nur noch darum, sich anständig aus der ersten Liga zu verabschieden. Am Sonntag will die Doll-Elf zunächst mal die Negativserie von acht Niederlagen in Folge durchbrechen. Beim Auswärtsspiel in Berlin ist Hannover mit einer 22bet-Quote von 5,30 allerdings der krasse Außenseiter.

 

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen