Auf den ersten Blick handelt es sich um eine surrealistische Summe, die der FIFA von einer unbekannten Investorengruppe aus dem Nahen Osten und Asien angeboten wurde: 25 Milliarden US-Dollar, rd. 20 Milliarden Euro! Als Gegenleistung verlangen die anonymen Investoren die Rechte an jeweils drei Austragungen an der noch neu zu gründenden Liga der Nationalmannschaften und der aufgewerteten Klub-WM. Von FIFA-Präsident Gianni Infantin soll das Angebot persönlich dem höchsten FIFA-Gremium, dem FIFA-Rat am 16. März unterbreitet worden sein, wie es von der „New York Times“ berichtet wird, wobei sich die Zeitung auf mehrere anonymen Quelle stützt.
Offenbar hat sich das Wissen über das Milliarden-Angebot bereits vorab wie ein Lauffeuer in der Szene verbreitet. Die Idee einer vergrößerten Klub-WM stößt vor allem in Europa auf Widerstand. Laut den Recherchen des langenthalertablatt.ch, hat sich die Vereinigung der europäischen Profiligen, zu der auch die Swiss Football League gehört, direkt an den Präsidenten der europäischen Fußballunion UEFA, Aleksander Ceferin gewandt. Ihm wurde mitgeteilt, dass die europäischen Profiligen gegen jegliche neue Form einer Klub-WM seien.
Europa ist skeptisch
Eine ähnliche Haltung wird der neuen Klub-WM von der European Klub Association entgegengebracht, von der die 200 größten europäischen Fußball-Klubs vertreten werden. Im letzten Monat erklärte Präsident Andrea Agnellig, dass vonseiten der ECA frühestens 2024 bereit wäre, über eine neue Form der internationalen Fußballwettbewerbe zu sprechen.
Mysteriöses Milliarden-Angebot: Konsortium will der Fifa angeblich zwei Wettbewerbe abkaufen https://t.co/rh5G5EiQQt
— RP Online Sport (@rpo_sport) 10. April 2018
Diese Einstellung bekam FIFA-Präsident Infantin auch am 16. März zu spuren. Mehrere der Ratsmitglieder sollen sich auch daran gestört haben, dass sie keinerlei Details über die Investoren erhielten, aber Infantino versuchte, von seiner Seite aufs Gaspedal zu treten. Der Grund ist, dass die Geldgeber so schnell wie möglich starten wollen. Nach den Plänen der Investoren soll die erste Klub-WM im neuen Format, an der mindestens auch 12 europäische Vertreter teilnehmen sollen, bereits 2021 stattfinden. Im Anschluss würde die Klub-WM dann ebenso wie die WM der Nationalteams alle vier Jahre stattfinden.
Ein Schlag in die Rippen für Europa
Im Anschluss an die Sitzung in Bogota sprach der Fifa-Präsident nur sehr allgemein von „der Idee“ einer Klub-WM und erklärte, dass nichts entschieden wurde. Aber mit dem Wissen, was die europäischen Ligen davon halten, werden die weiteren Sätze sehr aufschlussreich. Infantino sprach davon, dass es die Mission der FIFA sei, den Sport weltweit zu entwickeln, zum Thema Klub-WM. Und dem fügte er hinzu, dass man nicht nur auf einem Kontinent zu Hause sei. Dabei handelte es sich um einen unverhohlenen Schlag in die Rippen für die Europäer.
Die Europäer kämpfen nicht nur aus hehren Gründen gegen weitere Wettbewerbe im internationalen Kalender, sondern es geht auch darum, dass „der Zeitplan auch Ruhe- und Trainingstage für die Spieler beinhalten müsse“. Dieses stimmt zum einen, aber andererseits besteht ein knallharter Kampf um die TV-Gelder zwischen den großen Klubs in Europa und den Top-5-Ligen sowie den internationalen Wettbewerben, wie der Champions League. Sollten 25 Milliarden USD in die Kasse der FIFA fließen, dann könnten die Kuchenstücke für die anderen großen Player wesentlich kleiner ausfallen.