Jahrelang konnte Özil in der Nationalmannschaft nicht angetastet werden. Jetzt ist er nur noch Ersatzspieler. In der Partie gegen Südkorea könnte er aber sein Comeback geben.
Diese Situation kennt er nicht. Und normalerweise würde man von einem Spieler, der sonst immer in der Startelf steht, erwarten, dass er protestiert, wenn er mal auf die Bank muss. Doch Özil wusste, wie er diese ungewohnte Rolle für sich selbst mit Leben füllen kann. Er wandte sich den sozialen Medien zu.
Eine Erklärung gibt es zu den umstrittenen Bildern mit Recep Tayyip Erdogan zwar noch immer nicht. Doch nach dem Match gegen Schweden, bei welchem Özil die volle Zeit auf der Ersatzbank gesessen hatte, teilte er seine Euphorie über den finalen Treffer mit seinen Followern auf Twitter. „Was für ein Spiel. Auf und neben dem Feld sind wir ein Team“, postete Özil und fügte noch an: „Egal, was alle anderen sagen.“
Kritik hatte er zuletzt eine ganze Menge abgekommen. Zum einen wegen der Fotos mit Erdogan, zum anderen wegen des teils schwachen Spiels gegen Mexiko. Aber – und das muss man ihm anrechnen – Markus Sorg bezeichnete seinen Umgang mit der Situation als gut.
Laut dem Assistenten von Bundestrainer Löw habe Özil gute Reaktionen im Training gezeigt. Sobald die Entscheidung, dass ein Spieler nicht antreten wird, fällt, geht es nur noch darum, wie er damit umgeht. Özil tat es beispielhaft, lobte der Hilfstrainer und betonte: „Unser Kader ist breit, wir brauchen jeden Mann. Die Welt geht nicht unter, wenn man eine Partie nicht spielt.“
Gute Chancen für Mesut Özil
Noch ist offen, ob Özil im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea in der Startelf antreten wird. Dass Löw auf ihn verzichtet hatte, lässt sich als klares Statement werten. Immerhin war Özil seit 2010 in 26 EM- und WM-Spielen von Beginn an dabei.
„Alle, die nicht gespielt haben, werden auf jeden Fall weiter gebraucht. Auch Özil und Khedira – beide werden wir weiterhin benötigen“, sagte Löw. Auch Bierhoff, Teammanager des DFB, sagte: „Sie sind gute Spieler und werden keinesfalls abgeschrieben.“
Die Chancen, dass man Özil gegen Südkorea schon von Anfang an einsetzt, stehen gut. Er könnte wieder in der Mittelfeldzentrale spielen, wo Reus in der ersten Halbzeit gegen Schweden war. Ebenso könnte Özil Draxler ersetzen.
Özils ebnete den Weg ins Achtelfinale
Wie wichtig Özil im letzten Vorrundenspiel eines Turniers sein kann, konnte er vor acht Jahren schon eindrucksvoll beweisen. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika stand die Nationalelf nach einem 4:0 gegen Australien und einem 0:1 gegen Serbien im letzten Spiel gegen Ghana kurz vor dem Aus. Schließlich war es Özil, der Deutschland mit einem sehenswerten Tor den Einzug ins Achtelfinale sicherte. Er schoss den Ball aus rund 18 Metern Entfernung in der 60. Minute ins Toreck.
Großtaten wie diese täten dem Weltmeister auch in Kasan gut. Reus fand lobende Worte für seinen Kollegen: „Für uns ist Mesut ein extrem wichtiger Mann. Er ist spielerisch einer der Besten im Weltfußball. Sein Ansehen im Team ist groß“, meinte Reus: „Ich bin mir sicher, dass wir ihn benötigen werden.“
So wie Özil Reus für den Tweet benötigt hatte. Denn das Foto war auf Reus' Handy entstanden. Daran hatte der Dortmunder sichtlich Gefallen – sowie am Post von Özil. „Das zeigt, dass Mesut, auch wenn er nicht spielen durfte, vollkommen beim Team ist.“