Die Stellungnahmen von Mesut Özil haben in den vergangenen Tagen für viel Wirbel in (Fußball) Deutschland gesorgt. Dabei ging es weniger um den Rücktritt des 29-jährigen Mittelfeldspielers, sondern viel mehr um die Art und Weise sie sich der Weltmeister von 2014 aus der DFB-Elf verabschiedet hat. Bei seinem „Rundumschlag“ gegen den Deutschen Fußball-Bund hat Özil allen voran Präsident Reinhard Grindel scharf attackiert. Dieser hat sich nun erstmals selbst zu den Vorwürfen gegen seine Person zu Wort gemeldet.
Wer gedacht hat, dass mit dem historischen Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland der deutsche Fußball seinen Tiefpunkt erreicht hat, wurde in den vergangenen Tagen (leider) eines besseren belehrt. Neben den offenen Fragen in Sachen sportlicher Zukunft, muss sich der Deutsche Fußball-Bund seit den Özil-Statements am vergangenen Wochenende auch die Frage stellen wie es Personal beim DFB weiter geht. Allen voran die Führungsetage rund um Präsident Reinhard Grindel gerät immer mehr unter Druck. Die kritischen Stimmen mit Blick in Richtung Grindel werden immer lauter, zahlreiche Expertenm Funktionäre und ehemalige Nationalspieler fordern schon längst den öffentlichen Rücktritt von Grindel. Dieser hat sich nun, nach einer ersten Stellungnahme seitens des DFB nach den Özil-Anschuldigungen, auch persönlich zu der aktuellen Situation und den Vorwürfen gegen ihn geäußert.
Reinhard Grindel gesteht Fehler ein im Umgang mit Mesut Özil
Die sog. Erdogan-Affäre hat vor und vor allem nach der WM ein mittelschweres Erdbeben im deutschen Fußball ausgelöst. Während die Özil-Kritiker dem 29-jährigen vorwerfen, er habe sich politisch von Erdogan „einspannen lassen“, kontert dieser mit umfänglichen Rassismus-Vorwürfen und betonte vor allem, dass er vom DFB in der schwierigen Zeit nach dem Erdogan-Foto, im Stich gelassen wurde. Präsident Reinhard Grindel hat am Donnerstag nun Fehler eingeräumt im Umgang mit dem Fall Özil. In einer Stellungnahme äußerte er sich wie folgt dazu: „Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar.“
#DFB-Präsident Reinhard Grindel hat die vom zurückgetretenen Nationalspieler Mesut #Özil erhobenen Rassismus-Vorwürfe gegen den Verband zurückgewiesen https://t.co/NjPABjJG8b @dpa via @an_topnews pic.twitter.com/SbG82C5tOm
— dpa-Sport (@dpa_sport) 26. Juli 2018
Özil hatte sich darüber beschwert, dass Jerome Boateng in der Vergangenheit nach rassischsten Vorfällen die volle Unterstützung von Grindel und dem DFB erhalten habe, er jedoch nicht. Grindel hingegen betonte, dass niemand von dieser Unterstützung ausgenommen ist: „Unsere Unterstützung gilt im Fall Jérôme Boateng, das gilt für Mesut Özil, das gilt auch für alle Spieler an der Basis, die einen Migrationshintergrund haben.“
Grindel macht kein Geheimnis daraus, dass ihn die harte Kritik von Özil persönlich getroffen hat: „Ich gebe offen zu, dass mich die persönliche Kritik getroffen hat.“ Auch wenn der 56-jährige seinen möglichen Rücktritt nicht ausschloss, deutete Grindel an, dass er auch in Zukunft DFB-Präsident bleiben möchte und damit auch Teil der Neuausrichtung: „In der Konferenz mit meinen Kollegen aus den Landesverbänden und im Präsidium mit den Vertretern des Amateur- und des Profibereichs haben wir eine gemeinsame Linie festgelegt.“
Demnach möchte der DFB drei zentrale Themenfelder in den kommenden Wochen und Monaten angehen: Die anhaltende Debatte rund um das Thema Integration innerhalb der Nationalmannschaft wird weiter geführt und die Maßnahmen seitens des Verbands diesbezüglich intensiviert. Als zweites Thema führte Grindel die sportliche Analyse der WM 2018 auf und die daraus resultierenden Schlüsse. Als letztes Ziel hat Grindel die EM 2024 ausgerufen, um die sich der DFB beworben hat.
Es wird spannend zu sehen wie sich die Geschichte rund um Özil und Grindel weiter entwickelt. Fakt ist, viel Kredit hat Grindel innerhalb des Verbands nicht mehr. Mit seiner Stellungnahme und der durchaus selbstkritischen Analyse seines Verhaltens, hat er seinen Kritikern zunächst aber den Wind aus den Segeln genommen.