Das hatten sich Bundestrainer Joachim Löw und die Verantwortlichen beim DFB wohl ganz anders vorgestellt: Beim ersten Länderspiel des Jahres 2019 kam die deutsche Mannschaft am Mittwoch nur zu einem enttäuschenden 1:1-Unentschieden gegen Serbien. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte das deutsche Team eine schwache Vorstellung, mit dieser Leistung könnte es am Sonntag in der EM-Qualifikation gegen Holland ein böses Erwachen geben.
Mit dem Leipziger Lukas Klostermann stand sogar ein Debütant in der Startelf, auch sonst setzte Löw konsequent auf die nächste Generation. Einzig Manuel Neuer im Tor sowie Ilkay Gündogan bildete so etwas wie eine erfahrene Achse, ansonsten setzte sich die deutsche Elf aus jungen Spielern wie Kai Havertz, Julian Brandt, Jonathan Tah, Marcel Halstenberg oder Timo Werner zusammen.
Schwache erste Halbzeit
Dass der viel zitierte Umbruch aber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, war vor allem in den ersten 45 Minuten zu spüren. Die neu zusammengewürfelte DFB-Elf ließ jedes Tempo und jede Zielstrebigkeit vermissen, dazu gesellten sich üble Abstimmungsprobleme im Defensivverhalten.
Totenstille im Stadion
Die Serben – die stark ersatzgeschwächt angetreten waren – hatte in der Abwehr kaum Probleme mit den behäbigen deutschen Angriffen. Stattdessen starteten die Gäste immer wieder gefährliche Konter, einer davon führte in der 12. Minute zu einer Ecke. Über Maksimovic kam der Ball zu Luka Jovic – und der Stürmer von der Frankfurter Eintracht köpfte völlig freistehend zum 0:1 ein.
Das Gegentor drückte nun noch mehr auf die ohnehin schon gedrückte Stimmung in der Wolfsburger VW Arena. Teilweise herrschte eine so gespenstische Stille auf den Rängen, dass man sogar die Anweisungen der Trainer verstehen konnte.
Reus bringt neuen Schwung
In der 37. Minute schien der Ausgleich dann fällig, aber Timo Werner brachte das Kunststück fertig, Serbiens Keeper Dmitrovic aus zwei Metern anzuschießen. Auf der Gegenseite machte es Adem Ljajic nicht besser: Der Mittelfeldspieler von Besiktas Istanbul tauchte völlig frei vor Neuer auf, setzte den Ball am kläglich über das Tor. Dies hätte zwingend das 0:2 sein müssen.
Die Zuschauer wachten erst mit dem Halbzeitpfiff wieder auf – und verabschiedeten die deutsche Mannschaft mit lauten Pfiffen in die Kabine. Joachim Löw reagierte und brachte in der Pause Marco Reus für den blassen Kai Havertz. Sofort hatte das deutsche Spiel mehr Schwung, in der zweiten Halbzeit entwickelte die DFB-Elf phasenweise ein echtes Powerplay.
Goretzka trifft zum Ausgleich
Nachdem Ilkay Gündogan eine weitere hundertprozentige Chance vergeben hatte (64.), war es schließlich der eingewechselte Leon Goretzka, der das deutsche Team erlöste: Nach einem schönen Zuspiel von Reus ließ der Münchener an der Strafraumkante noch einen Gegenspieler aussteigen und traf dann mit einem satten Schuss zum 1:1-Ausgleich (69.).
Deutschland wollte jetzt unbedingt den Sieg, ging aber weiter höchst fahrlässig mit seinen Chancen um. Von Serbien kam nach vorne so gut wie nichts mehr, die Elf von Trainer Mladen Krstajic wollte nur noch das Unentschieden über die Zeit bringen.
Übles Foul von Pavkov an Sané
Statt eines weiteren Treffers sorgte dann aber nur noch ein böses Foul für Aufregung: In der Nachspielzeit sprang der eingewechselte Milan Pavkov mit offener Sohle in Leroy Sané hinein, der daraufhin schmerzerfüllt auf dem Boden liegen blieb.
Im deutschen Lager herrschte sofort große Sorge, aber Sané kam mit dem Schrecken davon. Dem schottischen Schiedsrichter Madden – der bis dahin keine einzige Karte gezeigt hatte – blieb keine Wahl: Pavkov musste mit “Rot” vom Feld.
Sonntag gegen Holland
Am kommenden Sonntag wird es richtig ernst für das deutsche Nationalteam, dann steht das erste EM-Quali-Spiel in Amsterdam gegen die Niederlande an. Mit einer Quote von 2,85 (Betsson) ist Deutschland in diesem Match nur der Außenseiter.