Die Skepsis war groß. Die Freude über die Schalker Vize-Meisterschaft ist nun umso größer. Als Domenico Tedesco im letzten Sommer zum neuen Cheftrainer ernannt wurde, hatte er nicht mal eine ganze Rückrunde als Coach beim Zweitligisten Erzgebirge Aue bestritten. Doch er krempelte das akut abstiegsgefährdete Team auf links und packte den Klassenerhalt. Auch den FC Schalke 04 veränderte er nach und nach – mit Erfolg. Doch die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Wer wird dafür kommen, wer wird gehen?
Die Erfolge unter Tedesco beruhigten die Schalke-Fans, die am Anfang der Saison erzürnt waren. Der neue Coach hatte es gewagt, nicht mehr auf Identifikationsfigur Benedikt Höwedes zu setzen. Der Weltmeister war nur noch Ersatz und wurde schließlich zu Juventus Turin verliehen. Platz zwei in der Abschlusstabelle gab Tedesco am Ende Recht. Der Deutsch-Italiener hat nun weitere Pläne, um sein Team zu entwickeln. Hierfür stehen einige Personalien, die derzeit diskutiert werden.
Diese Neuzugänge stehen bereits fest
Für sieben Millionen Euro Ablöse sicherte sich der FC Schalke die Dienste von Verteidiger Salif Sané (27). Der Senegalese kommt von Liga-Konkurrent Hannover 96. In der abgelaufenen Spielzeit war Sané einer der Garanten für den Klassenerhalt der Niedersachsen. Er absolvierte 32 Bundesliga-Spiele und erzielte vier Tore (eine Vorlage). Auch bei der Weltmeisterschaft werden wir Sané wieder sehen. Für den Senegal bestritt er bislang 14 Länderspiele. In Russland trifft das Team auf Japan, Kolumbien und Polen.
Mit Mark Uth (26) kommt außerdem einer der besten Stürmer der abgelaufenen Spielzeit. Der gebürtige Kölner kommt ablösefrei von der TSG Hoffenheim. Mit 14 Toren und acht Vorlagen trug Uth einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich die TSG für die Champions League qualifizierte. Uth (ein U-20-Länderspiel) wurde zuletzt auch als potentieller WM-Fahrer gehandelt. Joachim Löw nominierte allerdings Nils Petersen (29) vom SC Freiburg.
So gut wie sicher ist auch der Transfer von Suat Serdar (21) vom FSV Mainz 05. Der deutsche U-21-Nationalspieler soll für 10,5 Millionen Euro Ablöse kommen. Sportvorstand Christian Heidel und Mainz-Manager Rouven Schröder bestätigten den geplanten Wechsel bereits. Serdar absolvierte in der abgelaufenen Saison 25 Bundesliga-Partien für Mainz (zwei Tore).
Diese Abgänge stehen bereits fest
Max Meyer (22) und Leon Goretzka (23) hätten eigentlich über Jahre hinweg Schalker Identifikationsfiguren bleiben sollen. Nun verlassen beide den Verein ablösefrei. WM-Fahrer Goretzka schließt sich dem FC Bayern München an. Sein Wechsel stand schon frühzeitig in dieser Saison fest. Er kam 2013 vom VfL Bochum und absolvierte seitdem 147 Pflichtspiele (19 Tore, 17 Vorlagen) für S04. Für die deutsche Nationalmannschaft kam Goretzka bislang 14 Mal zum Einsatz (sechs Tore, zwei Vorlagen). Vor einem Jahr gewann er mit der Nationalmannschaft den Confed-Cup. Vor zwei Jahren holte er mit dem Olympia-Team in Rio de Janeiro die Silber-Medaille – gemeinsam mit Teamkollegen Meyer.
Max Meyers Abgang geriet dagegen zur Posse. Der 22-Jährige, der aus der eigenen Jugend kam und bereits mit 18 Jahren in der deutschen Nationalmannschaft debütierte (vier Länderspiele, ein Tor), hatte ein gut dotiertes Angebot zur Verlängerung des Vertrages auf Schalke abgelehnt. Meyers Berater spekulierte auf die ganz großen Klubs Europas. Unter anderem wurde der FC Barcelona als neuer Arbeitgeber gehandelt. Bei Schalke ließ Meyer Fristen verstreichen und spielte auch sportlich immer seltener eine Rolle bei Trainer Tedesco. Die Trennung im Sommer ist beschlossene Sache. Meyer sucht allerdings noch einen neuen Klub.
Nach nur einem halben Jahr wird Marko Pjaca (23) den Verein wieder verlassen. Der Kroate war von Juventus Turin ohnehin nur ausgeliehen. Für Schalke kam Pjaca auf nur sieben Bundesliga-Spiele (zwei Tore). Der 23-Jährige steht im vorläufigen Aufgebot Kroatiens für die WM in Russland.
Diese Spieler könnten noch kommen
„Nach der heutigen Planung kommen noch zwei, maximal drei neue Spieler dazu“, so Manager Christian Heidel in einem Interview. Dabei soll vermutlich noch ein Mann für das Mittelfeld dazu kommen. Beim Hoffenheimer Nadiem Amiri (21) winken die Verantwortlichen aber vermutlich ab. Mit einer Ablösesumme von 17 Millionen Euro dürfte er den S04-Verantwortlichen zu teuer sein.
Ein weiterer Kandidat für das Mittelfeld ist Sebastian Rudy (28) vom FC Bayern München. Doch auch Rudys Ex-Verein VfB Stuttgart soll großes Interesse zeigen. Sein Marktwert wird derzeit auf rund 15 Millionen Euro geschätzt. Rudy selbst sagt aber: „Ich gehe weiter fest davon aus, dass ich in der nächsten Saison beim FC Bayern spielen werde.“ Noch ist nicht klar, wie der neue Coach Niko Kovac mit Rudy planen wird. Der 28-Jährige steht im vorläufigen WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw (24 Länderspiel, ein Tor, zwei Vorlagen), obwohl er bei den Bayern in der Rückrunde nur noch sporadisch zum Einsatz kam.
Auch Thomas Delaney (26) vom SV Werder Bremen wird auf Schalke gehandelt. Allerdings soll Bremen mindestens 20 Millionen Euro fordern. Auch Borussia Dortmund ist angeblich in das Buhlen um den Dänen eingestiegen. Zuletzt äußerte Delaney auch den Wunsch in England zu spielen. Möglicherweise erhöht der dänische Nationalspieler (25 Spiele, vier Tore, eine Vorlage) seinen Marktwert bei der Weltmeisterschaft in Russland noch weiter. Dort trifft das Team auf Frankreich, Australien und Peru.
Diese Spieler könnten noch gehen
Zu Beginn der Saison wurde Weltmeister Benedikt Höwedes (30) zu Juventus Turin ausgeliehen. Dort wurde er allerdings von mehreren Verletzungen zurückgeworfen. Eine Klausel für eine Weiterbeschäftigung in Turin hätte gegriffen, wenn Höwedes 25 Einsätze für die „Alte Dame“ bestritten hätte. Davon war er jedoch mit nur drei Einsätzen (ein Tor) weit entfernt. Dennoch ist eine Zukunft von Höwedes auf Schalke ausgeschlossen. Durchaus möglich, dass er in Turin bleibt und nochmal angreift.
Verlässt mit Thilo Kehrer (21) nach Draxler, Goretzka und Meyer das nächste Top-Talent den Verein? Bereits vor Jahren sorgte der Jugend-Nationalspieler für Schlagzeilen als er unerlaubterweise einen Vorvertrag bei Inter Mailand unterschrieb. Kehrer musste bleiben und setzte sich aber schließlich auf Schalke durch. Nach einer starken Saison (28 Bundesliga-Spiele, drei Tore, zwei Vorlange) wurde er bereits als möglicher WM-Fahrer gehandelt. Angeblich soll der FC Barcelona Interesse am Verteidiger zeigen.