Der Hamburger SV hat die Sensation verpasst: Am Dienstagabend unterlag der Zweitligist dem großen Favoriten RB Leipzig im Pokalhalbfinale mit 1:3. Die Sachsen ziehen damit fast exakt zehn Jahre nach der Vereinsgründung erstmals ins Endspiel um den DFB-Pokal ein. Das Finale findet am 25. Mai in Berlin statt – Leipzig trifft dann entweder auf Werder Bremen oder den FC Bayern München. “Das wird so richtig geil”, blickte RB-Stürmer Yussuf Poulsen bereits voraus.
“Für uns ist dies das größte Spiel seit zehn Jahren. Ein absoluter Feiertag, wir können nur gewinnen”, sagte HSV-Boss Bernd Hoffmann vor dem Anpfiff und freute sich über ein mit über 50.000 Zuschauern besetztes Stadion. Das Team der Hamburger verkaufte sich teuer, lieferte einen großen Kampf – aber war am Ende doch chancenlos.
Frühes Tor von Poulsen
Leipzig begann enorm druckvoll und drängte den HSV weit in die eigene Hälfte. Als Poulsen in der 12. Minute eine Ecke von Halstenberg zum 0:1 einköpfte, schien auch alles den erwarteten Gang zu nehmen. Die Gastgeber kamen mit der enormen Physis und dem schnellen Kombinationsspiel der Leipziger überhaupt nicht zurecht.
Kuriose Dreifach-Chance für Leipzig
Nur vier Minuten nach der RB-Leipzig wäre der Sack dann fast schon zu gewesen: In einer kuriosen Szene traf erst Poulsen den Innenpfosten, dann scheiterte Werner aus kurzer Distanz an HSV-Keeper Pollersbeck, den Abpraller setzte Sabitzer dann wieder an den Pfosten – unfassbar, dass der Ball nicht hinter der Linie war.
“Das Spiel hätte nach 20 Minuten eigentlich entschieden sein müssen”, monierte Leipzigs Trainer Ralf Rangnick nach dem Schlusspfiff, “aber wir wollten es heute wohl auf die schwere Tour.”
Jatta gibt den HSV neue Hoffnung
Hamburgs Trainer Hannes Wolf reagierte auf die schwache Anfangsphase seiner Elf, beorderte Bakery Jatta von der rechten auf die linke Seite und ließ Gideon Jung auf der “Sechs” tiefer stehen. Die taktische Umstellung wirkte sofort, der HSV fand deutlich besser ins Spiel.
In der 24. Minute wurde das Volksparkstadion dann zum Tollhaus: Kevin Kampl hatte den Ball leichtfertig gegen Jatta vertändelt, der 20-Jährige sah, dass RB-Keeper Gulacsi etwas zu weit vor dem Tor stand und zirkelte den Ball aus 25 Metern mit der Innenseite in den Winkel. Gulacsi bekam nur noch die Fingerspitzen an das Leder, konnte den Einschlag aber nicht verhindern.
Leipzig dominiert die 2. Halbzeit
Der Ausgleich gab dem HSV nun sichtlich Auftrieb, plötzlich entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Und wer weiß, wie das Match gelaufen wäre, wenn Khaled Narey in der 42. Minute seine große Chance zum 2:1 genutzt hätte?
So nutzte Leipzig die Halbzeit, um sich neu zu sortieren. Die zweite Hälfte war dann eine relativ eindeutige Angelegenheit, bei der Leipzig ein Eigentor zur Hilfe kam: Eine scharfe Hereingabe von Poulsen lenkte Janjicic bei seinem Rettungsversuch ins eigene Netz (53.).
Entscheidung durch Forsberg
Die “Roten Bullen” kontrollierten das Spiel jetzt ohne Probleme. Die endgültige Entscheidung besorgte schließlich Emil Forsberg mit einem platzierten Schuss aus 16 Metern (72.). “Ich bin extrem stolz”, sagte der Torschütze später. Und Lob kam auch vom Gegner: “Leipzig ist eine Wahnsinnstruppe. Mit den Bayern die beste Mannschaft in Deutschland”, gab Julian Pollersbeck zu Protokoll.
Leipzig am Samstag gegen Freiburg
Ralf Rangnick wurde schließlich noch gefragt, ob er im Finale lieber gegen Werder oder die Bayern spielen würde. “Das ist mir völlig egal. Wir nehmen, was kommt”, so der knappe Kommentar des Schwaben.
Für Leipzig geht es am Samstag in der Bundesliga weiter mit einem Heimspiel gegen den SC Freiburg. Dort ist RB mit einer Siegquote von 1,23 (22bet) der haushohe Favorit.