Explodierende Flugkosten, horrende Hotelpreise: Vor allem Liverpool-Fans haben einen extrem teuren Aufenthalt während des Champions-League-Finales in Kiew. Und trotz der gigantischen Ticketnachfrage füllen sich die Stadionplätze nur mäßig.
Um am Freitag von Liverpool nach Kiew zu fliegen, um das Endspiel der Champions League gegen Madrid zu verfolgen, musst nicht nur viel Zeit und Geduld mitbringen, sondern auch mit hohen Kosten rechnen. Ganze 13 Stunden Reisezeit und zwei Umstiege (Mailand, München) sind nötig, bis eine Landung im Spielort erfolgt. Die Kosten für diesen One-Way-Flug betragen: 1300 Euro, natürlich ohne Gepäck. Wer aus Madrid kommt, schafft es in deutlich kürzerer Zeit mit nur einem Umstieg und für 600 Euro bis zur ukrainischen Hauptstadt.
540 der Liverpool-Anhänger entschieden sich sogar dafür, drei Airbus-A320-Privatjets für 600.000 Euro zu mieten, weil es günstiger war, als auf die Linienflüge zu setzen. Dabei handelt es sich nur um ein Beispiel dafür, wie überteuert das Erlebnis der Champions League vor allem für Fußballfans aus England ist. Es sind nicht nur die Flugpreise, die explodiert sind, als bekanntgegeben wurde, dass Liverpool seit 2007 zum ersten Mal wieder im Endspiel steht. Auch bei den Hoteliers gibt es enorme Aufschläge.
So kostet ein Einzelzimmer im Drei-Sterne-Hotel Anfang Juni gerade einmal 17 Euro. Das ist ein schlapper Preis, den sich jeder leisten könnte. In der Finalnacht hingegen wird man für dasselbe Zimmer 330 Euro bezahlen müssen, eine Steigerung von nahezu 2000 Prozent. Diese Reihe könnte beliebig fortgeführt werden. Nobelherbergen wie „Interconti“ verlangen sogar vierstellige Preise für nur eine Nacht.
UEFA kommt ins Spiel
Sogar Aleksander Ceferin, Uefa-Präsident, nahm an der Debatte teil. „Es ist eine Unverschämtheit, wie sich die Preise für Hotelzimmer entwickeln. Das ist Missbrauch und den Fans gegenüber unfair“, teilte Ceferin mit, der am Samstag wahrscheinlich den Henkelpott verleihen wird: „Diesbezüglich müssen wir in Zukunft noch viel arbeiten.“ Das nächste Finale der Champions League wird 2019 in Madrid stattfinden.
Die Fans sind in Not – nicht nur die England-Fans sind von der Hotelpreis-Explosion betroffen, sondern auch die Anhänger aus Madrid – und Not macht bekanntlich erfinderisch. Dutzende Einwohner aus Kiew haben sich in sozialen Netzwerken organisiert, um Schlafplätze ihrer Wohnungen an zimmerlose Fans zu vermieten. Dennoch werden viele wahrscheinlich im Auto schlafen müssen.
Auch bei der Ticketverteilung gibt es mal wieder Ärger. Jeder Klub erhält gerade einmal 16.626 Karten von insgesamt 63.000. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ungefähr die Hälfte der Eintrittskarten gehört Sponsoren, Funktionären und neutralen Fans. Selbst das britische Parlament schaute sich den Verteilungsschlüssel genauer an und forderte im Anschluss ein größeres Kontingent für die Teilnehmer im Finale. Es gab rund 45.000 Anhänger aus Liverpool, die sich für Eintrittskarten beworben hatten.
Natürlich konnte man an dieser Stelle nicht allen gerecht werden. Jene Fans, die leer ausgingen, hatten sogar doppelten Grund, um sich zu ärgern. Denn etwa 2000 Fans aus Madrid gaben ihre Tickets aufgrund von Problemen mit Unterkunft und Anreise wieder zurück. Jedoch untersagte es die Uefa aus Sicherheitsgründen, diese Karten wieder zum Verkauf freizugeben. Somit werden am Samstag beim großen Finalspiel wahrscheinlich viele Plätze leer bleiben. Dinge, die für künftige Champions-League-Finales besser organisiert werden müssen.