Debatte um Klopps irren Jubel-Lauf: Leidenschaftlich oder respektlos?

Simon Schneider | am: 03.12.18
Klopp Jubel Everton Sperre
Das späte Siegtor gegen Everton ließ ihn wie einen Vulkan explodieren: Liverpools Coach Jürgen Klopp. (Foto: Review News / Shutterstock.com)

Es war die Szene des vergangenen Spieltags in der Premier League – und heute diskutiert ganz England darüber. Es geht um den verrückten Torjubel von Jürgen Klopp nach dem späten Siegtreffer des FC Liverpool im Derby gegen den FC Everton. Während einige Fans und Kommentatoren die Szene feiern, hagelt es auch böse Kritik. “Was Klopp da macht, ist absolut schockierend”, sagte beispielsweise Ex-Profi Danny Mills zur BBC. Auch der englische Verband ist bereits aktiv geworden – Klopp droht nun sogar eine Sperre.

Wer als Spieler, Fan oder Funktionär eines Clubs mal einen so späten und kuriosen Siegtreffer in einem Derby erlebt hat, der dürfte die Reaktion von Jürgen Klopp nachvollziehen können. Die große Frage, die in England nun debattiert wird, lautet: Sind das noch zulässige Emotionen oder ist ein solcher Jubel schon respektlos dem Gegner gegenüber?

Bis zur 96. Minute stand es 0:0

Was war passiert? Der FC Liverpool war im Stadtderby gegen den FC Everton knapp 96 Minuten erfolglos angerannt, die Gäste hatten mit Glück und Geschick das 0:0 verteidigt. Ein Unentschieden wäre für den LFC ein schwerer Rückschlag im Meisterrennen gewesen, der Rückstand auf Tabellenführer Manchester City wäre auf vier Punkte angewachsen. Es liefen die letzten Sekunden der Partie, nach einem Freistoß an der Mittellinie segelte der Ball noch ein letztes Mal hoch an den Strafraum der Gäste.

Kurioses Tor durch Origi

Dort kam LFC-Verteidiger Virgil van Dijk an die Kugel, wollte direkt aufs Tor schießen, erwischte den Ball aber nur mit dem Schienbein. Der Niederlände drehte sich schon enttäuscht weg, der Ball schien als Bogenlampe ins Toraus zu segeln. Doch plötzlich fiel das Spielgerät genau auf Höhe der Latte vom Himmel, Evertons Keeper Jordan Pickford war völlig überrascht, riss zwar die Arme hoch, konnte den Ball aber nicht ins Aus lenken. Stattdessen sprang das Leder ein weiteres Mal auf die Querlatte und von dort zurück ins Spielfeld, wo Liverpools Stürmer Divock Origi lauerte und zum 1:0 einköpfte.

Die besten Quoten für die Premier League Erstklassige Fußball-Wetten Fairer Bonus Steuerfreie Kombiwetten

Klopp rennt und rennt und rennt

Das Stadion an der Anfield Road explodierte nun förmlich – und auch Jürgen Klopp war nicht mehr zu halten. Wie von Sinnen rannte der 51-Jährige los, verließ die Coaching-Zone und wurde erst am Mittelkreis aufgehalten, wo er seinem Torwart Alisson Becker in die Arme sprang. Erst jetzt schien sich der ehemalige BVB-Trainer etwas zu sammeln und lief zurück zur Trainerbank, während er wild mit den Fäusten jubelte. Ein echter Klopp eben – so wie man ihn auch in der Bundesliga schon mehrfach erlebt hat.

“Es ist eben passiert”

Klopp beschrieb die Szene später so: “Ich wollte nicht rennen, das war nicht mein Plan. Ich wollte niemanden beleidigen Aber ich konnte mich nicht bremsen. Das ist nicht cool, aber es ist eben passiert.” Er habe sich direkt nach dem Spiel auch bei Evertons Trainer Marco Silva entschuldigt. Daran konnte sich der 41-Jährige allerdings nicht erinnern: “Nein, er hat sich nicht bei mir entschuldigt. Ich weiß auch nicht, was er getan hat und wie er es getan hat. Es war ein sehr glücklicher Nachmittag für ihn. Das ist Fußball. Aber ich kann nicht sagen, ob es respektlos war – weil ich es nicht gesehen habe.”

Harte Kritik von Danny Mills

Später sagte Silva, er hätte bei einem solchen Siegtor vielleicht sogar das gleiche gemacht. Auch viele Fans und Kommentatoren beurteilten die Szene eher positiv. Klopp sei eben sehr leidenschaftlich, es sei einfach nur ein extremer Jubel mit dem eigenen Team gewesen – so der Tenor. Danny Mills – früherer Spieler bei Manchester City und jetzt TV-Experte – regte sich hingegen auf: “Mal ein wenig die Seitenlinie entlanglaufen, mit den Kollegen auf der Bank jubeln – damit habe ich kein Problem. Aber in den Mittelkreis zu rennen, ist meiner Meinung nach respektlos gegenüber Everton. Das geht nicht. Andere Trainer würde man für so etwas in der Öffentlichkeit schlachten.”

Klopp droht Sperre

Die Regeln schreiben klar vor, dass ein Trainer während des Spiels die Coaching Zone nicht verlassen darf. Auch deswegen droht Klopp nun eine Sperre. Der englische Verband (FA) hat den deutschen Trainer bereits zu einer Stellungnahme aufgefordert. Bis Donnerstag muss Klopp seinen Aussetzer erklären – danach wird ein Urteil gefällt. Experten erwarten, dass Klopp mindestens für ein Spiel auf die Tribüne verbannt wird.

Mittwoch in Burnley

Für den LFC geht es in der Premier League am Mittwoch (20:45 Uhr) weiter mit einem Auswärtsspiel beim FC Burnley. Beim Tabellenvorletzten wird Klopp also ganz sicher noch auf der Bank sitzen, eine eventuelle Sperre würde erst ab dem Wochenende greifen. Liverpool will den Sieg gegen Everton nun vergolden, beim Abstiegskandidaten dürfen auf gar keinen Fall Punkte verschenkt werden. Mit einer Betsson-Quote von 1,29 ist das Klopp-Team auch der klare Favorit.

 

anbietervergleich betsson

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen