Erstmals in der Bundesliga-Geschichte steigt der HSV aus der 1. Bundesliga ab. Damit hat es auch den letzten der 16 Gründungsmitglieder erwischt und es endet ein jahrelanger verzweifelter Kampf ums Überleben im Oberhaus. Mit dem 2:1 über Borussia Mönchengladbach verabschieden sich die Hanseaten zumindest mit einem überzeugenden Sieg aus dem Oberhaus. Ein Gruppe von wenigen hundert Chaoten machen in der Nachspielzeit die sportliche Ohnmacht zu einem unrühmlichen Abgang.
Der Hamburger Sportverein (HSV) ist tatsächlich nach 1866 ununterbrochenen Spielen im Fußball-Oberhaus nur noch zweitklassig. Trotz einer sehr ordentlichen Vorstellung im letzten Saisonspiel gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) durch Treffer von Aaron Hunt (11.) und Lewis Holtby (63.) mit denen sie die Führung der Gladbacher (28.) durch Josep Drmic egalisierten, reichte es nicht zum “Wunder” an der Alster. Der HSV war seinerseits auf das Ergebnis aus dem Spiel des VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Köln abhängig. Da die “Wölfe” aber ihrerseits die Partie auch gewannen (4:1), konnten die Hanseaten so viele Tore schießen wie sie wollten. Sie hätten die Relegationsplatz nicht mehr erreicht.
So steht für Trainer Christian Titz und die Verantwortlichen des HSV nach 55 Jahren Bundesliga erstmals der Gang in die 2. Bundesliga an. Allerdings ist das keine Überraschung. Denn seit nunmehr 5 Jahren kämpfen die “Rothosen” ununterbrochen gegen den Abstieg und konnten sich immer nur ganz knapp davor retten. Zweimal mussten sie in die Relegation und sprangen nur mit “Ach und Krach” von der Schippe. Diesmal hielt der “Fußballgott” nicht die Hand darüber.
Unglaubliche Fan-Unterstützung von den Fans
Neben den Spieler, die im letzten Bundesligaspiel des HSV durchweg überzeugen konnten, präsentierten sich die Fans der Hanseaten durchweg erstklassig. In der gesamten Wochen vor dem “Entscheidungsspiel” unterstützten sie ihrer Mannschaft mit viel Herz und machten selbst die noch immer öffentlichen Trainingseinheiten zu einem Event. Wäre es nach den Anhängern gegangen, müsste der HSV nun nicht in die 2. Liga.
Allerdings konnten nicht alle ihren Unmut unterdrücken. Einige hundert Chaoten mussten kurz vor Schluss der Partie gegen Borussia Mönchengladbach noch für eine 15-minütige Unterbrechung sorgen. Sie hüllten die Tribüne in schwarzen Rauch und randalierten. Schiedsrichter Felix Brych behielt die Nerven. Ordner und Polizei hielten die Chaoten davon ab auf den Platz zu stürmen. Erst nach unendlichen Minuten wurde der Platz wieder frei gegeben und durch einen Schiedsrichterball noch einmal kurz angepfiffen. Es gehörte zum Regelwerk, dass das Spiel noch einmal ordnungsgemäß angepfiffen werden musste – bevor nach gut 1 Minute die “Lichter” für den HSV in der 1. Bundesliga ausgingen.
Neustart mit Christian Titz
Neben den dringenden strukturellen und personellen Veränderungen im Umfeld des Hamburger SV können die Hanseaten zumindest auf die Unterstützung ihres durchaus überzeugenden und bodenständigen Trainers Christian Titz (47) setzen. Der Übungsleiter hatte den taumelnden Riesen erst vor Kurzen übernommen und doch schon einiges in der Einstellung der Spieler bewirkt. Vor allem führte er die Fans wieder zur Mannschaft und sorgte so dafür, dass bereits am Samstag gut 2.000 Fans den Mannschaftsbus der Hanseaten frenetisch empfingen und vor dem Stadion “Niemals zweite Liga, niemals …” sangen.
Inwieweit Titz in der 2. Liga mit den bisherigen Spielern arbeiten kann, steht noch in den Sternen. Dem HSV fehlt grundsätzlich eine schlüssiges Konzept und ein geordneter Neuaufbau. Dafür haben sie jetzt mindestens ein Jahr Zeit. Man wünscht der Stadt und den Fans, dass sie das auf die Reihe bekommen und vielleicht in einem Jahr ein anderes Bild abgeben als in den vergangenen Spielzeiten.