Reise in die Vergangenheit: Bundesliga-Absteiger Hannover 96 hat seinen ehemaligen Trainer Mirko Slomka reaktiviert. Der 51-Jährige stand bei den Niedersachsen bereits von von Januar 2010 bis Dezember 2013 unter Vertrag und soll den Traditionsclub nun zurück in die erste Liga führen. Ihm zur Seite steht Ex-Profi Jan Schlaudraff, der als neuer Sportdirektor vorgestellt wurde. Die sogenannte “Hannover-Lösung” mit den beiden 96-Legenden birgt für den Club auch ein gewisses Risiko: Es ist ein offenes Geheimnis, dass sowohl Slomka als auch Schlaudraff eher nur zweite Wahl waren. Dazu kommt, dass das Verhältnis der beiden als angespannt gilt.
Mit nur 21 Punkten aus den 34 Saisonspielen hat Hannover 96 einen desaströsen Abstieg hingelegt. Der gesamte Verein wird sich nun neu aufstellen, vor allem die Mannschaft wird in der zweiten Liga ein anderes Gesicht haben. Auch die beiden wichtigsten Positionen in der sportlichen Führung werden neu besetzt: Mirko Slomka als Trainer und Jan Schlaudraff als Sportdirektor verantworten ab sofort das “Projekt Wiederaufstieg”.
Markus Anfang galt als Top-Kandidat
Vor allem die Personalie Slomka hat in Hannover einige Insider überrascht. In den vergangenen Tagen und Wochen galt eigentlich Markus Anfang als Favorit auf den Trainerposten. Der 44-Jährige hat schließlich erst in der abgelaufenen Saison beim 1. FC Köln bewiesen, dass er eine Mannschaft zum Aufstieg führen kann.
Mit Anfang konnten sich die 96-Bosse aber offenbar ebenso wenig einigen wie mit Kenan Kocak, dem ehemaligen Coach des SV Sandhausen. Auch Kocak soll noch vor Slomka auf der Liste gestanden haben – warum es letztlich nicht zu einer Zusammenarbeit kam, ist unklar.
Slomka will seine Chance nutzen
Und so fiel die Wahl dann doch auf Mirko Slomka, der bei Hannover 96 eigentlich seit Jahren immer wieder gehandelt wurde, wenn gerade ein neuer Trainer gesucht wurde. Slomka machte zuletzt eher als TV-Experte auf sich aufmerksam, beruflich schien der 51-Jährige deutlich ins Abseits geraten zu sein.
Dass Slomka nun den Job bekommt, überrascht umso mehr, weil 96-Coach Martin Kind vor kurzem noch ausgeschlossen hatte, dass der Ex-Trainer reaktiviert wird. Für Mirko Slomka ist die jetzige Zusage also zweifellos eine riesige Chance.
Entsprechend euphorisch präsentierte sich der ehemalige Schalke-Trainer auf der offiziellen Pressekonferenz: “Ich bin extrem motiviert. Das hier ist meine Heimat, ich fühle mich wie zu Hause angekommen. Meine Aufgabe wird es sein, die Spieler zu begeistern. Wir müssen eine Mannschaft formen, die eine erfolgreiche Zukunft hat.”
Große Konkurrenz beim Rennen um den Aufstieg
Klub-Chef Martin Kind betonte, das klare Ziel sei der schnelle Wiederaufstieg in die erste Liga. “Im Idealfall dauert das nur ein Jahr. Die nötigen Strukturen und die Basis im Verein sind vorhanden.”
Der 75-Jährige gab aber auch zu, dass die Aufgabe durch den Abstieg des VfB Stuttgart nicht gerade leichter geworden sei. Mit Hannover, Stuttgart, dem HSV und dem 1. FC Nürnberg streiten sich in der kommenden Zweitliga-Saison vier ambitionierte Vereine um die beiden direkten Aufstiegsplätze.
Chemie zwischen Slomka und Schlaudraff stimmt nicht
Spannend wird bei Hannover 96 auch zu beobachten sein, wie die Zusammenarbeit zwischen Slomka und dem neuen Sportchef Jan Schlaudraff funktionieren wird. Schlaudrauff war einst Spieler unter Slomka und gilt seitdem nicht gerade als Fürsprecher des Trainers. “Ich sehe keine Probleme, die Hierachie ist klar”, so Schlaudraff zu diesem Thema.
Dass der 35-jährige Ex-Profi überhaupt schon in dieser exponierten Position arbeiten darf, erstaunt ebenfalls. Ursprünglich sollte Schlaudraff zunächst als “Assistent der Geschäftsleitung” anfangen und sich entsprechende Kompetenzen langsam aneignen. Da offenbar mehrere Kandidaten für den Job des Sportdirektors abgesagt haben, wird der unerfahrene Schlaudraff nun ins kalte Wasser geworfen.