Juventus Turin steht im Viertelfinale der UEFA Champions League! Nach dem 2:2-Unentschieden im Hinspiel, feierte die alte Dame gestern Abend einen 2:1-Auswärtssieg gegen die Tottenham Hotspur. Dabei drehte Juve einen 0:1-Rückstand binnen 169 Sekunden in eine 2:1-Führung um. Matchwinner auf Seiten der Italiener war Stürmer Gonzalo Higuain, der einen Treffer erzielte und den Siegtreffer von Paolo Dybala mustergültig vorbereitete.
Beinahe wäre Gonazlo Higuain zum tragischen Helden für Juventus Turin im Achtelfinal-Duell gegen die Tottenham Hotspur geworden. Der Argentinier erzielte im Hinspiel einen Doppelpack für Juve und hatte das 3:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch vom Elfmeterpunkt. Am Ende ging die Partie 2:2-Unentschieden aus. Auch gestern beim Rückspiel stand Higuain erneut im Fokus, doch diesmal endete die Begegnung mit einem Happy Ende für den Stürmer und Juve.
Higuain und Dybala schocken das Wembley-Stadion und die Spurs
Die knapp 84.000 Zuschauer im Wembley Stadion sahen von der ersten Minuten an ein packendes Spiel, bei denen die Gastgeber zunächst spielbestimmend agierten. Die Spurs hatten bereits nach drei Minuten die erste gute Gelegenheit des Spiels, doch Son scheiterte aus knapp 20 Metern mit einem Distanzschuss an Buffon im Tor der Gäste. Turin kam in den ersten 45. Minuten nur einmal wirklich gefährlich in den gegnerischen Strafraum. In der 17. Minute setzte sich Douglas Costa gut durch, wurde dann aber klar von Vertonghen im Strafraum gefoult. Schiedsrichter Marciniak verweigerte jedoch den eigentlich fälligen und absolut berechtigten Elfmeter.
Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte präsentierte sich Tottenham jedoch erneut als die bessere und griffigere Mannschaft. Vor allem in der Offensive agierten man wesentlich effizienter als Juve, die sich ausschließlich auf ihr Konterspiel fokussiert haben. In der 39. war es dann soweit, der Ex-Leverkusener Son brachte die Spurs kurz vor dem Pausenpfiff verdient mit 1:0 in Führung und stieß mit diesem Treffer das Tor ins Viertelfinale weit auf für die Engländer.
Im zweiten Spielabschnitt änderte sich zunächst wenig am Spielverlauf, Juve blieb in der Offensive nach wie vor harmlos und die Gastgeber kamen immer wieder zu guten Abschlüssen. Bis zur 64. Minute, dann glich Juve aus dem nichts zum 1:1 aus. Nach einer Kopfballverlängerung von Sami Khedira stand Gonzalo Higuain und erzielte mit dem ersten Turiner Torschuss direkt den schmeichelhaften Ausgleich. Keine 170 Sekunden später drehte Paola Dybala mit dem 2:1 die Partie und deren Spielverlauf vollkommen auf den Kopf. Dybala wurde von Higuain mit einem sehenswerten Zuspiel bediente und blieb im 1:1 gegen Hugo Lloris eiskalt.
Kurz vor dem Ende der Partie hatte Harry Kane in der 90. nochmals die große Chance zum 2:2-Ausgleich, welche sein Team in die Verlängerung gebracht hätte, doch der Kopfball des englischen Nationalspielers landete nur am Pfosten und so blieb es bei der ersten Heimniederlage für die Spurs nach zuletzt 14 unbesiegten Spielen zu Hause.
Die Enttäuschung auf Seiten der Engländer dürfte groß sein, denn rein objektiv betrachtet war Tottenham gestern Abend die klar bessere Mannschaft. Turin hingegen hat dank seiner individuellen Klasse mit dem Rücken zur Wand das frühe Aus in der Königsklasse abgwendet.
Die Stimmen zum Spiel
Sami Khedira, der eine ordentliche Leistung zeigte und das 1:1 durch Higuain vorbereitete, zeigte sich nach dem Spiel erleichtert: “Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Es war in der ersten Halbzeit nicht einfach, aber das ist Champions League. Wir haben immer an uns geglaubt und eine gute Mentalität bewiesen. Wir wussten, dass Tottenham eine unfassbar gute Mannschaft hat. Wir haben viele Spieler, die schon jahrelang in der Champions League spielen. Das hat heute den Unterschied ausgemacht. Man darf nie den Glauben verlieren, aber auch nie die Geduld. Wir spielen den Wettbewerb, um ihn zu gewinnen.”
Sein Trainer Massimiliano Allegri bezeichnete das Weiterkommen als verdient: “Die Jungs haben Geduld bewiesen. Wir haben auf den richtigen Moment gewartet, um zuzuschlagen. Wenn man sich die 180 Minuten anschaut, sind wir verdient weitergekommen. In der ersten Halbzeit hatten wir Probleme gegen ein Team mit riesigen Qualitäten. In der zweiten Halbzeit habe ich mit Asamoah und Lichtsteiner frische Spieler für die Außen gebracht. Ich bin froh, dass sich das ausgezahlt hat.”
Mauricio Pochettino, Trainer von den Tottenham Hotspur, betonte nach dem Spiel, dass die Erfahrung in diesem Duell eine tragende Rolle gespielt hat: “Wir haben zwei Fehler in drei Minuten gemacht und dann scheidest du aus so einem Wettbewerb aus. Du musst chirurgisch vorgehen und manchmal besser sein als der Gegner. Wir haben uns viele Chancen herausgearbeitet. Für den Sieg hat es aber nicht gereicht, weil wir in bestimmten Situationen nicht so sehr gekämpft haben, wie wir es hätten tun müssen. Wir hatten die Moral, aber haben es nicht geschafft. Die Konzentration hat nicht gefehlt. Die Erfahrung war für mich nicht ausschlaggebend. Natürlich kann man das jetzt im Nachhinein sagen, wenn Juventus ein positives Ergebnis eingefahren hat. Aber für mich war das nicht entscheidend.”