BVB: Marcel Schmelzer in der Kapitänsrolle – Zu viel Bürde

Europa League: Marcel Schmelzer schießt BVB ins Achtelfinale
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Nach zwei Jahren möchte Marcel Schmelzer kein BVB-Kapitän mehr sein. In dieser Zeit ist ein Großteil des Klub-Unglücks auf ihn niedergeprasst. Kaum ein Spieler hat mehr wegstecken müssen.

Das letzte Spiel von Schmelzer als Kapitän von Dortmund war recht unspektakulär. Ca. 22.000 Zuschauer kamen ins Bank-of-California-Stadion, um das Spiel Dortmunds gegen Los Angeles FC anzusehen. Am Ende stand es 1:1, gerade den Bundesligisten sah man an, dass sie nur noch in die Sommerpause wollten. Bei Marcel Schmelzer schwang auch Erleichterung mit.

Es handelte sich um das letzte Spiel als BVB-Kapitän, wie er selbst mitteilte. Danach sagte er: „Den Entschluss fasste ich schon vor längerer Zeit. Im Sommer möchte der Verein einen Neustart wagen; dazu müssen viele Aufgaben neu verteilt werden.“ Viel werde sich an seiner Rolle nicht ändern, erklärte der Linksverteidiger: „Nur werde ich die Binde nicht mehr tragen.“

Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass die Kapitänsbinde vor allem Bürde für Schmelzer bedeutete. So war er zum Ende der Spielzeit zum Sinnbild der Dortmunder Krise geworden.

Klar, oft brachte er fehlerhafte Leistungen. Dennoch stand die Häme und Kritik, die ihm entgegenkamen, in keinem gesunden Verhältnis dazu. Wahrscheinlich war es deren Heftigkeit, die ihn im Endeffekt dazu brachte, die Sache von sich aus abzuschließen.

Tuchel schwächt Schmelzer

Seine zwei Jahre als Kapitän waren wie verhext. Schon bei der Ernennung durch den damaligen Trainer Tuchel begann das Unglück. Eigentlich sollte Marco Reus das Amt des Kapitäns bekommen, doch dieser war verletzungsbedingt für lange Zeit ausgefallen. Nachdem Schmelzer ernannt worden war, schwächte ihn Tuchel erneut, indem er Reus' Comeback ankündigte: „Darüber werde ich mit Marco und Marcel noch reden.“

Bereits von Löw verjagt

Drei Monate später kam es zum wohl dunkelsten Abend der Klub-Geschichte. Vor dem Viertelfinale der Champions League gegen Monaco griff man den Mannschaftsbus mit Bomben an. Dem Kapitän kam dabei eine besondere Rolle zu. So sollte er im Anschluss öffentlich erklären, warum das Team die Entscheidung gefällt habe, kurz danach schon wieder zu spielen. Damit war Schmelzer sichtlich überfordert – aber wer kann es ihm verübeln nach so einem Erlebnis?

Der BVB verabschiedete Tuchel in dem Moment, als Schmelzer den DFB-Pokal in die Luft hielt. Zwar konnte er in seinem Amt bleiben, jedoch schaffte er es nicht, die sportliche Talfahrt abzuwenden. Unter Bosz gab es Entsetzen statt Euphorie, auch unter Stöger gab es keine bessere Stimmung. Marcel Schmelzer, der unter Klopp noch eine tolle Interpretation der Außenverteidigerrolle darbot, steckte im Abwärtsstrudel und wurde zu dessen Gesicht.

Am Ende musste er sich vorgekommen sein wie früher in der Nationalmannschaft. Dort war er Stammspieler; dennoch servierte ihn Joachim Löw folgendermaßen ab: „Es finden sich keine Alternativen, sodass wir mit ihm weiterspielen müssen. Währenddessen schauen wir nach weiteren Lösungen.“ Nur 16 Auftritte später endete auch schon die DFB-Karriere des Magdeburgers, der nach seinem Karriereende zu den ältesten Borussen zählt.

Schmelzer konnte die Rückschläge immer mit Fassung tragen, wechselte nie in das Lager der Nestbeschmutzer. Nun bleibt ihm nur zu wünschen, dass er auch ohne die Binde des Kapitäns zurück zu seiner alten Leichtigkeit finden kann.