Mit einem vor allem in der ersten Halbzeit sehr ängstlichen und uninspirierten Auftritt hat der BVB mit Trainer Peter Stöger gegen den VfB Stuttgart in die Erfolgsspur zurück gefunden. Mit einem am Ende auch in der Höhe verdienten 3:0 gegen die Elf von Tayfun Korkut rückten die Schwarz-Gelben bis auf einem Punkte auf den FC Schalke 04 heran. Im Derby am Sonntag kann die Stöger-Elf dann den 2. Tabellenplatz zurück erobern und ein turbulentes Jahr zumindest hier noch in die richtigen Bahnen lenken.
Was mit “dieser Mannschaft” wirklich in dieser Saison los ist, dass kann auch Manager Michael Zorc nicht genau sagen. Er selbst erwartet in den kommenden 5 Spielen von seiner Truppe “keine Gala-Vorstellungen” mehr. Dafür ist beim BVB der Saison 2017/18 zu viel daneben gelaufen. Selbst das – vom Ergebnis her recht deutliche – 3:0 gegen den VfB Stuttgart, der immerhin seit dem Amtsantritt von Tayfun Korkut in 8 Spielen ungeschlagen geblieben ist, konnte keine endgültige Erkenntnis über die Leistungsfähigkeit von Borussia Dortmund geben.
BVB erst mutlos, dann glücklich
Die Mannschaft des immer mehr in der Kritik stehenden Peter Stöger zeigte in den ersten 35 Minuten eine äußerst dürftige Leistung. Man merkte den Westfalen förmlich an, dass ihnen noch die 0:6-Klatsche gegen den FC Bayern München vom vergangenen Wochenende in den Knochen und Köpfen steckte.
Die Stuttgarter ihrerseits wirkten selbstbewusst, angriffslustig und gewillt den BVB auch ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Das gelang ihnen zumindest bis zur 38. Minute sehr gut. Peter Stöger hatte sein Elf auf 4 Positionen gegenüber dem Spiel gegen den Deutschen Meister 2018 geändert. Ömar Toprak, Marco Reus, Nurin Sahin und Maximilian Philipp rückten in die Start-Elf. Gegen die sehr umtriebigen Schwaben um Nationalstürmer Mario Gomez konnte sie aber zunächst nahezu nichts ausrichten. Jeder 2. Ball ging verloren. Das Spiel wirkte mut und ideenlos.
Es brauchte einen als Flanke getarnten Kunstschuss von US-Nationalspieler Christian Pulisic von der linken Strafraumseite, der sich herrlich ins linke obere Eck des VfB-Gehäuses drehte (38.) um die Lethargie der Westfalen zu beenden. Fortan wirkte der BVB weitaus zielstrebiger. Trotzdem wurde die Mannschaft zunächst noch mit ein paar Pfiffen in die Kabine verabschiedet.
Spielfreude und Mut kehren zurück, VfB chancenlos
Legt man wiederum die zweite Hälfte der Partie zugrunde, so kann der BVB durchaus etwas seines Potentials auspacken. Bereits drei Minuten nach der Halbzeit gelang den Schwarz-Gelben durch einen herrlich herausgepsielten Treffer von Michy Batshuayi (48.) das verdiente 2:0. Das Tor hatte der belgische Nationalspieler, der bis zum Saisonende vom FC Chelsea ausgeliehen wurde, selbst vorbereitet. Von der linken Strafraumseite flankte dann Nurin Sahin zentimetergenau in den Strafraum, wo Batshuayi dann im Stile eines Top-Stürmers zu seinem bereits 7. Saisontreffer im 9. Spiel für den BVB vollendet. Das gelang seit über 40 Jahren keinen BVB-Stürmer mehr.
Dieser Treffer gab der Stöger-Elf noch mehr Auftrieb. Man merkte den Spielern regelrecht an, wie eine Last von ihren Schultern nach der bitteren Pleite gegen den Rekordmeister fiel. Fortan kombinierten Reus, Philipp und Co. fleißig mit einigen schönen Passagen am Stuttgarter Strafraum. In der 59. Minute war es dann Maximiliam Philipp vorbehalten sein 7. Saisontor zu erzielen. Nach herrlicher Vorarbeit von Christian Pulisic steht der Offensivspezialist am Ende etwas glücklich genau richtig und drückt den Ball über die Linie (3:0). Philipp war auch eines der Problemkinder dieser Saison. Er fehlte zuletzt 3 Monate wegen einer langwierigen Verletzung.
BVB fit für Revierderby
Auch wenn erneut nicht alles gelang, so konnte sich die Mannschaft um Peter Stöger doch etwas freispielen. Insbesondere vor dem Hintergrund des am kommenden Sonntag anstehenden Revierderbys gegen den FC Schalke 04, in dem es neben Prestige auch um den 2. Tabellenplatz geht, war dieser Sieg eine heilsame Erfahrung.
Für Stuttgart hingegen gilt es die Partie so schnell wie möglich abzuhaken. Der Anspruch der Schwaben war es ohnehin nicht, auf dem Niveau des BVB zu spielen. Das schätzte Daniel Gindzek nach dem Spiel am Sky-Mikro auch richtig ein. Vom 7. Tabellenplatz sei man ungefähr genauso weit entfernt wie vom Abstieg. Aber alles was man in den kommenden 5 Spielen an Siegen noch mitnehmen könne, dass nehme man auch mit. Dann könne man sehen was dabei herauskommt.
Für Peter Stöger wird es am Ende der Saison trotz einer durchaus beeindruckenden Bilanz (14 Spiele in der Bundesliga: 8 Siege und nur 1 Niederlage) vermutlich doch nicht für eine Weiterbeschäftigung reichen. Die Mannschaft zeigt sich nach dem Hurra-Fußball unter Bosz (der dann ins Gegenteil umschlug) zwar stabiler, aber spielerisch weit unter ihren Möglichkeiten.
Falls der BVB im Derby aber nicht so einbricht wie beim Hinspiel (4:4 nach 4:0-Pausenführung) und auch spielerisch überzeugt, kann man sicher noch einmal darüber nachdenken.