Wird die UEFA Champions League bald nach dem Vorbild der US-amerikanischen Profiligen aufgestellt sein? Dies ist zumindest der klare Trend, den die European Club Association (ECA) vorgibt. Aller Voraussicht nach wird die europäische Königsklasse ab dem Jahr 2024 ein komplett anderes Gesicht haben, eine groß angelegte Reform steht bevor. Hans-Joachim Watzke – Geschäftsführer von Borussia Dortmund – warnte die deutschen Clubs jetzt davor, sich jeglichen Kompromissen zu verweigern.
Erst vor wenigen Monaten enthüllte der “Spiegel” den brisanten Plan einiger europäischer Top-Clubs, gegen den Willen der UEFA eine eigene “Superliga” zu bilden. Auch der FC Bayern München soll an diesen Gedankenspielen beteiligt gewesen sein.
Kommt die Superliga jetzt auf Umwegen?
Nach massiven Protesten war dieses Projekt zumindest offiziell vom Tisch, nun scheint sich aber über Umwege eine solche “Superliga” anbahnen.
Wenn es nach der European Club Association (ECA) und ihrem Präsidenten Andrea Agnelli (der auch Boss von Juventus Turin ist) geht, dann werden die europäischen Spitzenvereine bald eine Art geschlossene Gesellschaft bilden. Die Elite-Clubs sollen dadurch noch mehr Planungssicherheit bekommen. Den Fans sollen möglichst viele Top-Duelle garantiert werden.
Bundesliga-Vereine geschlossen gegen die Reform
Verlierer wären vor allem die nationalen Ligen, über die es kaum noch Qualifikationsmöglichkeiten für die Champions League geben würde. In Deutschland sieht man diesen Planungen mit großer Skepsis entgegen. Die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga haben sich bereits geschlossen gegen die angedachte Reform ausgesprochen.
Nationale Ligen würden beschädigt
“Das aktuell diskutierte Konzept der ECA würde nicht akzeptable Konsequenzen für die nationalen Ligen bedeuten und sollte daher in dieser Form nicht umgesetzt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass traditionsreiche nationale Ligen in ihrer Attraktivität für Millionen Menschen beschädigt werden”, so DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.
Nun hat sich auch BVB-Chef Hans-Joachim Watzke zu Wort gemeldet. Der 59-Jährige warnte vor einem Meeting der deutschen ECA-Vertreter mit Agnelli davor, eine komplette Blockadehaltung einzunehmen.
Watzke: “Reform kommt so oder so”
“Ob man es jetzt Super League nennt oder nicht: Diese Reform der Champions League kommt so oder so. Wir können nur versuchen, dabei möglichst viele deutsche Interessen umzusetzen”, so Watzke.
Wenn die Bundesligisten nicht zu Kompromissen bereit wären, würde dies nur zu einer Isolation der deutschen Vereine führen: “Dann sagen die anderen: Macht doch euren Scheiß alleine, wir gründen die neue Liga ohne euch. Und dann ist der deutsche Fußball tot.”
Qualifikation über heimische Liga nicht mehr nötig
Wie die neue Champions League im Detail aussehen soll, ist weiterhin unklar. Angedacht ist unter anderem eine Art erste und zweite Liga, bei denen es auch Auf- und Abstieg geben soll. Klar wäre aber auch, dass Clubs wie Real Madrid, Manchester City, Juventus Turin, der FC Barcelona, Manchester United oder Bayern München de facto eine Garantie auf einen Startplatz hätten – völlig unabhängig vom Abschneiden in der nationalen Liga.
Vorteile für englische Top-Clubs
Dies kommt vor allem den englischen Spitzenvereinen entgegen. Die Premier League hat aktuell “nur” vier Startplätze für die Königsklasse, aber mit Manchester City, dem FC Liverpool, dem FC Chelsea, den Tottenham Hotspur, Arsenal London und Manchester United gleich sechs Weltklasse-Vereine, die jährlich einen Anspruch auf die Champions League haben.