Der Ausbruch des Coronavirus hat die Sportwelt völlig auf den Kopf gestellt. Rund um den Globus sind Ligen und Wettbewerbe zu einer Pause gezwungen – und niemand kann derzeit sagen, wann es weitergehen wird. Dieser Schwebezustand hat natürlich auch massive Auswirkungen auf die Sportwetten-Branche. Die Buchmacher müssen ihr Programm aktuell auf ein Minimum reduzieren, aber auch für die Kunden ergeben sich zahlreiche Fragen. Einige Wettfans bangen schon um ihre Einsätze, sollte beispielsweise die laufende Saison in der Bundesliga komplett abgebrochen werden. Was passiert etwa mit Langzeitwetten auf den Deutschen Meister 2020? Unsere Redaktion bemüht sich um Antworten.
Ob Bundesliga, Champions League, NBA, NHL, NFL, die großen Tennis-Turniere, Handball oder Volleyball – es geht gerade gar nichts mehr im internationalen Sport. Sogar die Fußball-EM und die Olympischen Spiele sind jetzt offiziell für ein Jahr verschoben worden. Die Corona-Krise sorgt für totalen Stillstand.
Kaum noch Sportwetten im Angebot
Und je länger diese Zwangspause dauert, desto schlechter ist das fürs Geschäft. Das gilt für die vielen Proficlubs, denen vor allem die überlebenswichtigen TV-Gelder fehlen. Das gilt aber auch für die Anbieter von Sportwetten. Denn wenn auf der ganzen Welt kein Sport stattfindet, dann sind auch keine Sportwetten möglich – und dann bricht der Umsatz ein.
Glück im Unglück für die Buchmacher: die Online-Casinos dürften in Zeiten von Ausgangssperren und Kontaktverboten einen regelrechten Boom erfahren. Und weil inzwischen fast alle großen Wettanbieter parallel auch ein Casino anbieten, werden sich die finanziellen Einbußen wohl in Grenzen halten. Nicht ausgeschlossen, dass sogar die Gewinne steigen.
Was passiert mit den Einsätzen auf Langzeitwetten?
Eine gewisse Unsicherheit ist aber auch bei den Sportwetten-Kunden zu spüren. Viele Wettfreunde haben in den vergangenen Wochen und Monaten schon auf den Ausgang der Bundesliga oder der Champions League gesetzt. Was passiert mit all diesen Langzeitwetten, wenn die Wettbewerbe wirklich abgebrochen werden?
Noch will sich niemand dieses Szenario vorstellen, aber es rückt näher. Dass in naher Zukunft noch einmal in vollen Stadien vor Zuschauern gespielt werden kann, glaubt ohnehin niemand mehr. Das wird wohl frühestens in einem Jahr möglich sein. Bleibt also noch die Option der Geisterspiele.
Auch für die Wettanbieter eine neue Situation
Partien vor leeren Rängen werden wohl die einzige Möglichkeit sein, um diverse Vereine vor der Insolvenz zu retten. Ab wann hier die Politik und die Gesundheitsbehörden aber grünes Licht geben, steht momentan in den Sternen.
Falls Sie bereits auf den Deutschen Meister, den Torschützenkönig der Bundesliga oder den Gewinner der Champions League gewettet haben, müssen Sie sich aber trotzdem keine Sorgen machen. Dass eine Saison komplett abgebrochen werden muss, ist zwar auch für die Wettanbieter neu und in den AGB so nicht vermerkt.
Kontakt zum Kundensupport ist ratsam
Allerdings haben die Buchmacher klare Regeln, wenn es um einen Spielabbruch geht. Es ist zu erwarten, dass diese Vorgaben auch greifen, falls ein gesamter Wettbewerb nicht zu Ende gespielt wird. Fast immer wird die Wette dann annulliert und der Einsatz zurückerstattet.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen immer, direkten Kontakt zum Kundenservice Ihres Anbieters aufzunehmen. Das gilt auch, wenn Sie schon Wetten auf die anstehende Europameisterschaft abgegeben haben. Das Turnier wird sicherlich stattfinden, aber frühestens im Sommer 2021. Ist Ihr Geld bis dahin wirklich geblockt oder werden auch diese Langzeitwetten vorzeitig annulliert? Diese Fragen sollten Sie unmittelbar mit dem Buchmacher Ihres Vertrauens klären.
DFL will ab Mitte Mai wieder spielen
Noch sind die Entscheidungen ohnehin gefallen, beinahe täglich ändert sich die Nachrichtenlage. In dieser Woche wurde bekannt, dass die DFL (Deutsche Fußball-Liga) wohl hinter den Kulissen mit einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs für Mitte Mai plant.
Aktuell sind alle Spieltage bis zum 30. April abgesagt, danach will man die Situation neu bewerten. Zwischen den Zeilen konnte man im offiziellen DFL-Statement bereits herauslesen, dass es wohl auch um juristische Fragen gehen wird.
Kann man Profifußballern verbieten, ihrer Arbeit nachzugehen?
Denn in Deutschland ist es ja weiterhin erlaubt, zur Arbeit zu gehen und seinen Job auszuführen. Die Baustellen quer durch die Republik sind weiterhin voll und in Betrieb. Wenn die Regierung das zulässt, was spräche dann gegen 22 Profi-Fußballer, die auf dem grünen Rasen ihrem Beruf nachgehen?
Der Plan der DFL lautet wie folgt: Bei den Geisterspielen sollen ausschließlich Menschen im Stadion sein, die dort an ihrem Arbeitsplatz sind – das gilt selbstverständlich auch für die Spieler. Darüber hinaus soll die Anzahl von Team-Offiziellen, Betreuern und Journalisten auf ein absolutes Minimum reduziert und die Distanzvorschriften gewahrt werden.
Bundesligisten fahren langsam wieder hoch
Dass sich im deutschen Profifußball aktuell vieles auf die Zeit ab Mitte Mai fokussiert, zeigt auch die Aussage von Bremens Trainer Florian Kohfeldt am Mittwoch: “Wir fahren die Intensität jetzt wieder hoch. Wenn die Saison im Mai fortgesetzt wird, wartet auf uns eine große Belastung. Darauf bereiten wir uns jetzt vor.”
Auch andere Vereine wie Borussia Dortmund und Bayern München prüfen derzeit die Option, allmählich wieder mit dem Mannschaftstraining – wenn auch in kleinen Gruppen und ohne Zweikämpfe – zu beginnen. Das Signal der Clubs und Liga-Bosse ist klar: Es wird eine Zeit nach Corona geben – und die soll möglichst bald starten.
Wann geht die Champions League weiter?
Etwas anders liegt der Fall bei der Champions League und der Europa League. Die beiden Wettbewerbe der UEFA befinden sich ebenfalls in einer Art Schwebezustand, die Königsklasse musste sogar mitten im Achtelfinale abgebrochen werden. Einige Rückspiele – wie das des FC Bayern gegen den FC Chelsea – wurden noch gar nicht ausgetragen.
Ob es in der Champions- und Europa League überhaupt einen Titelträger im Jahr 2020 geben wird, kann man momentan schwer voraussagen. Die nationalen Ligen genießen Priorität, sobald der Ball wieder rollen kann. Auch die UEFA brütet deswegen über mehreren Modellen, die womöglich im Sommer greifen könnten.
Experten sind skeptisch
Denkbar ist, dass die Rückspiele in beiden Wettbewerben komplett wegfallen und dass ab dem Halbfinale der Gewinner in Turnierform “Final Four” ermittelt wird. Wirklich seriös sind derlei Gedankenspiele zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.
Führende Virologen und Gesundheitsexperten neigen zu der Meinung, dass an Profifußball generell erst wieder ab dem Herbst 2020 zu denken sein wird. Das würde aber wohl zwingend den Abbruch von Bundesliga und Champions League bedeuten, denn die neue Saison muss ja auch irgendwann starten.
Infizierte Spieler sind das größte Problem
Das Problem liegt auf der Hand: Bei vielen europäischen Clubs haben sich inzwischen auch Spieler mit dem Virus infiziert. Nachgewiesene Fälle gibt es beispielsweise bei Atalanta Bergamo, Juventus Turin, dem FC Valencia und dem FC Chelsea. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass weitere Profis in den kommenden Wochen positiv getestet werden. Das wiederum würde bedeuten, dass dann jeweils die gesamte Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne muss. An einen regulären Ligabetrieb wäre dann nicht mehr zu denken.