Im Sommer 2017 wurde Peter Bosz bei Borussia Dortmund als neuer Trainer vorgestellt. Der Niederlände kam von Ajax Amsterdam und trat beim BVB die Nachfolge von Thomas Tuchel an. Was als langfristige Zusammenarbeit geplant war, fand aber schon nach wenigen Monaten ein Ende: Noch vor der Winterpause wurde Bosz in Dortmund gefeuert. Dem Coach wurde unter anderem das Derby gegen Schalke zum Verhängnis, als der BVB eine 4:0-Führung noch verspielte. Jetzt tritt Bosz, der inzwischen bei Bayer Leverkusen unter Vertrag steht, gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber nach und behauptet: “Mit den aktuellen Spielern von Bayer Leverkusen wäre das nicht passiert.”
Für Peter Bosz sind Interviews mit Journalisten eine lästige Pflicht. Der 55-Jährige spricht nicht gerne über seine Arbeit und ist meistens kurz angebunden. Jetzt hat der ehemalige Bundesligaprofi von Hansa Rostock eine Ausnahme gemacht und zu einem ausführlichen Pressegespräch geladen.
Seitenhieb auf Sokratis
Darin geht Bosz auch auf seine erste Station in der Bundesliga ein und beschreibt, warum es aus seiner Sicht zum Rauswurf bei Borussia Dortmund gekommen ist. Wie das Fachmagazin kicker protokolliert, schiebt Bosz sein Scheitern vor allem auf die Verletzungen von Marco Reus und Lukasz Piszczek.
Vor allem der polnische Rechtsverteidiger sei für sein System unverzichtbar gewesen: “Lukasz Piszczek war für mich sehr wichtig. Er war mein einziger Leader in der Abwehr.” Ein klarer Seitenhieb auf den Griechen Sokratis, der damals eigentlich der Abwehrchef beim BVB war und intern als großer Gegner des Trainers galt.
Das 4:4 im Derby ist ein Trauma für den BVB
Bosz kommt auch auf ein Spiel zu sprechen, das wohl heute noch bei jedem BVB-Fan traumatische Gefühle auslöst. Am 25. November 2017 empfing Borussia Dortmund den FC Schalke 04 zum Revierderby, ein Sieg hätte wohl auch für Bosz die Wende zum Guten bedeutet.
Dortmund begann furios und führte bereits zur Halbzeit durch Tore von Aubameyang, Götze, Guerreiro und einem Eigentor von Stambouli mit 4:0.
In der zweiten Hälfte zeigte sich aber dann, wie verunsichert das damalige Team der Borussia schon war. Der Schalker Anschlusstreffer in der 61. Minute reichte, um alles ins Wanken zu bringen. Der BVB erlebte einen mentalen Zusammenbruch erster Güte, am Ende traf der Erzrivale tatsächlich noch zum 4:4-Ausgleich.
“Mit meiner Leverkusener Mannschaft wäre das nicht passiert”
Diese Katastrophe hatte auch mit der mangelnden Qualität der damaligen BVB-Mannschaft zu tun, glaubt Bosz: “Auch wenn wir in diesem Spiel eine Rote Karte gegen Aubameyang hatten – mit meiner Leverkusener Mannschaft hätten wir diese Partie auch in Unterzahl nicht 4:4 gespielt. Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber dieses Match war die Zusammenfassung meiner gesamten Zeit in Dortmund.”
Abschätzige Worte über Rückrunde mit Stöger
Nachdem Bosz gehen musste, engagierte die Borussia Peter Stöger als Interimstrainer. Der Österreicher stabilisierte die Mannschaft, ließ extrem ergebnisorientiert spielen und führte den BVB am Saisonende – wenn auch etwas glücklich – noch in die Champions League.
Auch diese positive Entwicklung beurteilt Peter Bosz rückblickend etwas anders: “Marco Reus konnte nach der Winterpause ja wieder spielen, aber ich glaube nicht, dass die Resultate viel besser waren nach der Winterpause. Und das Spiel auch nicht.”
Bosz scheiterte an seinem eigenen System
Der einzige Grund für seine Entlassung beim BVB sei gewesen, “dass die Resultate nicht gut waren”, so Bosz. Der Niederländer verschweigt dabei allerdings, dass er vor allem an seinem extrem riskanten Spielstil gescheitert ist.
Nach einer Flut von Gegentoren und Niederlagen konnten und wollten die Spieler der Borussia dem Coach nicht mehr folgen. Der Schock im Derby war dann der Anfang vom Ende.
Dortmund am Samstag gegen Wolfsburg
Eine Reaktion der BVB-Verantwortlichen auf die Aussagen von Bosz gibt es noch nicht. In Dortmund konzentriert man sich auf das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am kommenden Samstag. Wer Bei Betsson auf einen Sieg der Borussia wettet, kann sich aktuell die starke Quote von 1,50 sichern.