Das Coronavirus legt den gesamten Profisport in Deutschland lahm, vor allem der Fußball wird wirtschaftlich hart getroffen. Der sonst so florierenden Branche brechen die Einnahmen weg, viele Vereine bangen schon jetzt um die Existenz. Sollte die laufende Saison tatsächlich abgebrochen werden – und davon gehen viele Experten inzwischen aus – dürfte das die Bundesliga in eine nie erlebte Krise stürzen. Inzwischen mehren sich die Stimmen, die einen Gehaltsverzicht der fürstlich bezahlten Spieler und Funktionäre fordern. Der Präsident von Zweitligist Erzgebirge Aue, Helge Leonhardt, hat jetzt zu drastischen Worten gegriffen.
Leonhardt hatte sich schon zu Beginn der Woche gemeldet und eine scharfe Attacke gegen Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gesagt. Dieser hatte in der ARD jegliche Solidarzahlungen an bedrohte Vereine ausgeschlossen. “Keiner darf abgehängt werden, da geht es auch um soziale Verantwortung”, so der Aue-Boss.
Leonhardt fordert Solidarität
Jetzt hat Leonhardt bei Facebook nachgelegt und zu einem Rundumschlag gegen die gesamte Fußballbranche ausgeholt. Der Präsident von Erzgebirge Aue appelliert an die Verantwortlichen im Profifußball, die in den vergangenen Jahren immer nur auf der Sonnenseite gestanden haben.
“Es müssen jetzt alle in der Bundesliga einen Eigenbeitrag für ihren Arbeitgeber, nämlich ihren Verein leisten. Vor allem die hoch bezahlten Vorstände, Manager, Trainer und Spieler”, schreibt Leonhardt.
Gladbacher Spieler verzichten teilweise auf Gehalt
Es war zuletzte eine hitzige Diskussion darüber entbrannt, ob vor allem die Profis in der aktuellen Situation auf ihre Gehälter verzichten sollten. Am Freitag wurde bekannt, dass Borussia Mönchengladbach jetzt mit gutem Beispiel voran geht. Dort verzichtet die gesamte Mannschaft auf einen Teil des Lohns. “Ich bin stolz auf die Jungs”, kommentierte Sportvorstand Max Eberl diesen Schritt.
“Nichts wird mehr sein wie es war”
Beim BVB wird Boss Hans-Joachim Watzke wohl auf ein Drittel seines Gehalts verzichten, ähnliche Zeichen sind von Spielern und Offiziellen des FC Bayern und Eintracht Frankfurt zu vernehmen.
Für Helge Leonhardt geht das aber nicht weit genug: “Im Fußballsystem muss der Gier nach dem Geld jetzt Einhalt geboten werden. Und zwar in ganz Europa! Die Krise zwingt uns dazu. Nichts wird mehr so sein wie es war.”
“Geht nicht um die Putzfrau”
Der Aue-Boss hält die ganze Branche derzeit für verlogen. Den Verantwortlichen würde es nur um die eigenen und bestens dotierten Jobs gehen: “Das Gerede um die Arbeitsplätze vom Platzwart oder der Putzfrau ist eine Posse. Die werden immer aufgefangen und finden immer Jobs. In Wahrheit geht es nur um die Erhaltung der eigenen Posten – die sehr gut bezahlt sind im Gegensatz zu dem der Putzfrau.”
Vielen Vereinen droht die Insolvenz
Unklar ist weiterhin, wie es in den drei deutschen Profiligen weitergeht. Der Drittligst SV Meppen hat bereits Kurzarbeit für seine Spieler beantragt, auch anderen Vereinen steht das Wasser bis zu Hals. Wenn die laufende Saison wirklich abgebrochen wird, würde das wohl zwangsläufig zur Insolvenz zahlreicher Clubs führen.
Dazu kommt noch die Frage nach den sportlichen Entscheidungen: Wer steigt auf? Mit wie vielen Mannschaften wird die neue Saison dann gespielt? Gut möglich, dass die Verantwortlichen der Bundesliga schon sehr bald Antworten geben müssen. Denn dass der Ball vor dem Sommer nochmal rollt, glaubt inzwischen niemand mehr.