Die meisten werden sich nicht mehr erinnern: Der VfL Wolfsburg war im vergangenen September noch Tabellenführer. Dann setzte der Abwärtstrend ein. Nach der Entlassung von Trainer Mark van Bommel und einem kurzen Zwischenhoch setzte sich der Weg nach unten mit dem neuen Trainer Florian Kohfeldt fort. Nach wettbewerbsübergreifend acht Niederlagen in Folge befindet sich der VfL mittlerweile auf dem 14. Tabellenplatz, nur zwei Punkte über dem Relegationsplatz. Spätestens nach der 0:1-Niederlage gegen Aufsteiger Bochum im ersten Spiel der Rückrunde muss man die Werkself als potenziellen Abstiegskandidaten einordnen. Wie lange hält sich Florian Kohfeldt noch? Und halten die Wolfsburger letztlich die Klasse?
Dass der VfL Wolfsburg mit Spielern wie Weghorst, Nmecha und Baku im Kader das Zeug dazu hätten, sich viel weiter vorne in der Tabelle zu bewegen, steht außer Frage. Es scheint bei den Niedersachsen eine reine Kopfsache zu sein. Warum es aber den Wolfsburgern einfach nicht gelingen will, den Kopf freizubekommen und ihr Potenzial auszuschöpfen, gibt Rätsel auf.
Das positive Gefühl nach einem Spiel verflogen
Die Wolfsburger hofften sich in der Winterpause neu zu erfinden. Man werde nach der Winterpause einen anderen VfL Wolfsburg sehen, kündigte Florian Kohfeldt im Dezember an. Das positive Gefühl für das neue Jahr war da, meinte auch Stürmer Wout Weghorst. Wie es passieren konnte, dass all die Hoffnungen in einem Spiel sang- und klanglos verpufften, weiß auch er nicht.
Man wollte im neuen Jahr anders spielen, sich aus mutigem Kombinationsspiel Torchancen erarbeiten. Was in der Vorbereitung klappte, funktionierte gegen Bochum keine Sekunde. Auf die Frage, wo man nun ansetzen müsse, antwortete Weghorst: „Sorry, ich weiß es nicht“.
Kader hat eigentlich genügend Qualität
Die VfL-Bosse Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer hatten in den vergangenen Jahren aus einem Abstiegskandidaten einen Champions League-Teilnehmer geformt. Im Sommer hatte man sich nochmal für 50 Millionen verstärkt, um die Auftritte in der Königsklasse so erfolgreich wie möglich zu gestalten.
Doch die Mannschaft präsentierte sich auf dem Platz die ganze Saison über in einer merkwürdigen Mischung aus Sorglosig- und Mutlosigkeit. Durch leichtfertige Fehler in Rückstand geraten, ergab man sich in sein Schicksal. Man sah selten Anstrengungen, das Spiel nochmal zu drehen.
Mentalität kann man nicht für Geld kaufen
Könnte es sein, dass der zwischenzeitliche Erfolg der Wölfe, die Mutter ihrer derzeitigen Probleme ist? In den Jahren, in denen es mit dem VfL Wolfsburg bergauf ging, kamen leistungsstarke Spieler, die ihr Engagement bei der Werksmannschaft als idealen Karriereschritt sahen. Man zeigte Einsatz, um sich für höhere Weihen zu empfehlen.
Aktuell scheint der VfL für manchen Akteur eher ein Auffangbecken zu sein. Innenverteidiger Maxence Lacroix galt als große Hoffnung, als er vor anderthalb kam. Bereits ein Jahr später wollte der Franzose zum RB Leipzig, die aber die Ablöse nicht zahlen wollten.
So verlängerte der einstige Shootingstar widerwillig den Vertrag in Wolfsburg und zeichnet sich seitdem nicht durch besonderen Einsatzwillen aus.
Auch für Spieler wie Luca Waldschmidt oder Maximilian Philipp scheint der VfL Wolfsburg wohl eher eine Notlösung darzustellen. Entsprechend die Körpersprache auf dem Platz. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.
Noch halten sich die VfL-Bosse bedeckt beim Thema Kohfeldt
Zu den wenigen, die noch Kampfeswillen zeigen, gehört wohl der Trainer. Die Frage ist aber, wie lange er noch auf der Bank des VfL Wolfsburg sitzen wird.
Er selbst geht fest davon aus, am kommenden Spieltag noch die Werkself zu coachen. Schmadtke und Schäfer haben sich nach dem Spiel gegen Bochum noch nicht öffentlich geäußert. Vieles spricht dafür, dass Kohfeldt zumindest noch am Samstag gegen Hertha an der Seitenlinie stehen wird.
Das bevorstehende Duell gegen Hertha dürfte für Kohfeldt ein Endspiel sein
Dennoch versteht sich unter den gegebenen Umständen von selbst, dass der Trainer vor dem baldigen Aus steht, sollte er nicht liefern. Am kommenden Samstag steht das Heimspiel gegen die Herthanern an, die mit nur einem Platz Vorsprung und einem Punkt mehr als die Wölfe ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfen.
Sollte die Kohfeldt-Elf unter Beweis stellen, dass die Arbeit in der Winterpause doch was gebracht hat und das Spiel gewinnen, könnte der Trainer eine weitere Chance erhalten. Sollte das Spiel gegen die Berliner verloren gehen, dürfte Kohfeldt nächste Woche arbeitslos sein.