Puh, da wird man in Dortmund aber ganz tief durchatmen! Der BVB hat am späten Dienstagabend nur ganz knapp eine riesige Blamage im DFB-Pokal abgewendet. Gegen den Zweitligisten SC Paderborn mühte sich die Mannschaft von Edin Terzic zu einem knappen 3:2-Sieg nach Verlängerung. Matchwinner war für den BVB wieder einmal Erling Haaland, der bis zur Erschöpfung kämpfte und am Ende das entscheidende Tor erzielte. Insgesamt gibt der Auftritt aus Dortmunder Sicht aber viel Anlass zur Sorge. Die Borussia muss derzeit einfach zu viele Spieler mit durchschleppen, die komplett außer Form sind oder denen vielleicht generell die Qualität fehlt.
Beim SC Freiburg wird man sich die Pokalpartie von Borussia Dortmund mit Freunde angeschaut haben. Vor allem, wie fast sämtliche BVB-Spieler nach 120 intensiven Minuten völlig fertig zu Boden fielen. Der Sportclub ist am kommenden Samstag (15:30 Uhr / live bei Sky) nämlich der nächste Gegner der Borussia in der Bundesliga. Und man kann sich kaum vorstellen, dass der hohe Kräfteverschleiß beim BVB dann keine Rolle mehr spielt.
Paderborn trotz Rückstand mutig
Dass es am Ende eine Extra-Schicht in der Verlängerung wurde, hatte Dortmund sich freilich selbst zuzuschreiben. Das Team von Coach Edin Terzic begann stark und fokussiert – und bereits nach einer guten Viertelstunde stand es 2:0 für den BVB durch die Treffer von Emre Can (6.) und Jadon Sancho (16.). Da sah alles nach einem entspannten Abend für die Borussia aus.
Trotz des frühen Rückstands gab der SC Paderborn aber nicht auf, sondern blieb bei seiner mutigen Linie. SCP-Trainer Steffen Baumgart trieb seine Akteure von der Seitenlinie immer wieder an. Paderborn spielte konsequentes Pressing und brachte den BVB immer wieder in Verlegenheit.
Ausgleich mit der letzten Aktion in der regulären Spielzeit
Je länger das Spiel dauerte, desto mehr gab Dortmund die Kontrolle ab. Der 1:2-Anschlusstreffer durch Julian Justvan (76.) war verdient. Paderborn warf in den letzten Minuten alles nach vorne, der BVB wollte das Ergebnis nur noch über die Zeit retten. Das rächte sich in den unglaublichen Schlusssekunden: Haaland erzielte nach einem Konter das vermeintliche 3:1 für den BVB. Der Treffer wurde von Schiedrichter Stieler aber aberkannt, weil es Momente zuvor ein elfmeterreifes Foul von Passlack an Schonlau gegeben hatte.
Haaland trifft in der Verlängerung
Der Referee überprüfte die TV-Bilder. Und statt 3:1 stand es plötzlich 2:2, nachdem Owusu den Strafstoß verwandelt hatte. Nicht weniger turbulent ging es dann beim entscheidenden Tor in der Verlängerung zu: Haaland war nach Delaney-Pass frei durch und schob die Kugel an SCP-Keeper Zingerle vorbei ins Netz (105.).
Danach wurde der Treffer aber fast sechs (!) Minuten lang vom VAR überprüft, bis das Tor letztlich zählte. Die Begründung von Schiedsrichter Stieler: Haaland habe zwar knapp im Abseits gestanden, der Ball sei aber nach dem Pass noch leicht durch einen Paderborner Spieler berührt worden.
SCP-Trainer Baumgart platzt der Kragen
Diese These konnte selbst in der Super-Zeitlupe aber nicht belegt werden. Und das brachte Paderborns Trainer Steffen Baumgart nach dem Schlusspfiff so richtig auf die Palme: “Das ist eine Frechheit. Ich muss wirklich aufpassen, was ich jetzt sage. Sonst kriege ich wieder Post vom DFB. Ich begreife einfach nicht, warum er sich die Szene nicht anschaut. Der Ball verändert nicht mal seine Bewegung. Da war keine Berührung. Für uns geht es hier um zwei Millionen Euro. Und dann so eine Entscheidung. Ich bin fassungslos.”
BVB weiter mit Chance auf den Pokalsieg
Den Dortmundern stand hingegen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Der BVB hat im DFB-Pokal weiterhin die Chance auf den ersten Titel seit 2017 – zumal sich mit Bayer Leverkusen (1:2 nach Verlängerung gegen Rot-Weiss Essen) ein weiteres Top-Team aus dem Wettbewerb verabschiedet hat.
Wenn der BVB aber weiterhin so fahrig und streckenweise desolat auftritt wie gegen Paderborn, dann ist auch im Pokal bald Endstation. Am Dienstag standen bei Dortmund am Ende – auch wegen der vielen und zu frühen Wechsel von Terzic – zu viele Akteure auf dem Platz, die entweder komplett außer Form oder ohne Spielpraxis sind. Oder an deren genereller Qualität man inzwischen zweifeln muss.
Can, Delaney und Haaland die Retter für Dortmund
Beispiele gefällig? Was Julian Brandt, Nico Schulz, Mo Dahoud, Gio Reina oder Felix Passlack da auf den Platz gebracht haben, war einfach unterirdisch. Der zweite BVB-Anzug passt einfach nicht. Am Ende war es der Kampfgeist und die Leidenschaft von Spielern wie Emre Can, Thomas Delaney und Erling Haaland, die der Borussia den Sieg retteten.