Was für ein Spiel, was für Emotionen! Eintracht Frankfurt hat sich durch einen denkwürdigen 3:0-Sieg im Rückspiel gegen Racing Straßburg für die Gruppenphase der UEFA Europa League qualifiziert. Das Hinspiel in Frankreich hatten die Hessen vor einer Woche noch mit 0:1 verloren, ein emotionaler Kraftakt brachte am Donnerstagabend schließlich die Wende. Man hat auf deutschem Boden wohl schon lange kein Match mehr erlebt, in dem so viel Gift und Aggressionen steckten – am Ende gab es aber das Happy End für die Eintracht. Jetzt kann ganz Frankfurt sich auf weitere Top-Spiele auf internationalem Parkett freuen.
Eintracht Frankfurt hat es tatsächlich geschafft, aber für schwache Nerven war das Rückspiel gegen Racing Straßburg garantiert nichts. Zwei Rote Karten, ein überforderter Schiedsrichter, Tumulte im Kabinengang und ein Stadion als Hexenkessel – das waren die Zutaten für den Krimi am Main.
“Zu Hause fast unschlagbar”
Wie sehr die 90 Minuten unter die Haut gingen, konnte man nach dem Abpfiff am besten an Frankfurts Keeper Kevin Trapp ablesen. Der stand mit brüchiger Stimme und völlig aufgewühlt beim Interview: “Das war sehr emotional heute. Wie die Franzosen sich hier benommen haben, das geht einfach nicht. Aber wir haben wieder gezeigt, dass wir zu Hause fast unschlagbar sind.”
Die Gäste aus Straßburg brachten von Anfang an eine gewisse Härte und fortlaufende Provokationen in die Partie. Dennoch diktierte die Eintracht das Geschehen klar. Die 1:0-Führung durch ein Eigentor von Mitrovic (27.) war absolut verdient.
Platzverweis für Rebic sorgt für Tumulte
Frankfurt hatte das Match im Griff, bis eine einzige Szene plötzlich totales Chaos auslöste. Eintracht-Stürmer Ante Rebic hatte kurz vor der Halbzeit gegen Straßburgs Torwart Matz Sels nachgesetzt, dabei gab es einen unglücklichen, aber harmlosen Zusammenstoß.
Mit einem einfachen Freistoß wäre die Situation erledigt gewesen, aber Schiedsrichter Orel Grinfeld zückte zum Entsetzen der Frankfurter die Rote Karte. Ausschlaggebend dafür mag auch die Showeinlage von Sels gewesen sein. Der Belgier wälzte sich nach der Aktion von Rebic theatralisch am Boden und schrie vor angeblichen Schmerzen.
Straßburg lässt sich provozieren
Danach kochten die Emotionen hoch, auf dem Weg in die Halbzeit gab es im Spielertunnel fast eine Massenschlägerei. Frankfurts Trainer Adi Hütter sah in Folge dessen die Gelbe Karte, Sportchef Bruno Hübner musste auf die Tribüne. Straßburg aktivierte den eigenen Sicherheitsdienst, der die Mannschaft zurück aufs Feld begleitete – sowas hat man auch noch nicht erlebt.
Nach der Pause blieb es auf dem Platz hitzig, die Partie war fast minütlich wegen kleinerer Fouls unterbrochen. Dazu kochte das Stadion, keiner der knapp 50.000 Zuschauer saß noch auf seinem Sitz. Straßburg ließ sich in Person von Dimitri Liénard von dieser Atmosphäre nun anstecken, der 31-Jährige griff Dominik Kohr ins Gesicht – und musste ebenfalls vom Platz (55.).
Kostic und da Costa entscheiden die Partie
Die Rote Karte für die Gäste war für Frankfurt natürlich Gold wert, mit Zehn gegen Zehn ergriffen die Hessen sofort wieder die Initiative. Innerhalb von sechs Minuten entschied die Eintracht dann die Partie: Erst zirkelte der überragende Filip Kostic einen Freistoß in den Winkel (61.), dann schloss Danny da Costa eine herrliche Kombination mit dem 3:0 ab (67.).
Danach spielte Frankfurt die Führung souverän nach Hause, der Rest war ein einziger Jubel in Schwarz-Weiß-Rot. Noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff war die Commerzbank-Arena prall gefüllt, die Fans sangen und feierten, während die Spieler auf dem Rasen tanzten.
Am Sonntag gegen Düsseldorf
“Schauen Sie sich das an. Das ist Wahnsinn. Man denkt immer, es geht nicht mehr. Und dann setzen die Jungs noch einen drauf”, sagte ein glückseliger Sportvorstand Fredi Bobic derweil am Mikrofon von RTL Nitro. Am Sonntag steht für die Eintracht wieder der Bundesliga-Alltag an, dann ist Fortuna Düsseldorf in Frankfurt zu Gast.