So nah liegen Himmel und Hölle im Fußball beieinander: Noch am Samstag war Bayer Leverkusen der umjubelte Bayern-Bezwinger in der Bundesliga, wenige Tage später folgte nun eine peinliche Pokal-Niederlage beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Die Werkself hatte bis zur Pause alles im Griff und lag sogar in Führung – brach in der zweiten Halbzeit aber völlig ein. Damit hat Leverkusen eine große Chance verspielt, sich über den DFB-Pokal für das internationale Geschäft zu qualifizieren.
Wie kann man erst den amtierenden Deutschen Meister verdient mit 3:1 aus dem Stadion schießen – und drei Tage später bei einem Zweitligisten sang- und klanglos aus dem Pokal fliegen? Dass der Pokal seine eigenen Gesetzte hat, ist ja hinlänglich bekannt. Der Rest ist wohl die unergründliche Psychologie des Fußballs.
Bayer hatte alles im Griff
Dabei sah es am Dienstagabend auf der Ostalb im am höchsten gelegenen Stadion Deutschlands zunächst überhaupt nicht nach einer Sensation aus. Leverkusen hatte knapp 80 Prozent Ballbesitz und die Partie vollkommen im Griff. Heidenheim verteidigte zwar geschickt, musste kurz vor der Pause aber doch den Rückstand hinnehmen.
Nach einem schönen Pass von Charles Aranguiz war Julian Brandt schneller als sein Gegenspieler Mainka und knallte den Ball trocken ins kurze Eck (44.). Der Treffer sorgte offenbar dafür, dass sich bei den Bayer-Akteuren in der Pause bereits das Gefühl des sicheren Sieges breit machte.
Dovedan düpiert Dragovic
Anders ist es nämlich kaum zu erklären, wie fahrig und schlafmützig die Spieler von Trainer Peter Bosz aus der Kabine kamen. Die Quittung: Griesbeck bediente Nikola Dovedan mit einem Steilpass, der Österreicher düpierte seinen Landsmann Dragovic wie einen Schuljungen und traf mit einem satten Schuss zum 1:1-Ausgleich.
Nur wenige Minuten später wäre die Heidenheimer Führung fast fällig gewesen, aber Maurice Multhaup traf nach einer Dovedan-Flanke völlig freistehend nur die Unterkante der Latte.
Multhaup wird zum Matchwinner
Nachdem Multhaup in der 59. Minute eine weitere Chance vergeben hatte, wurde der 22-Jährige dann doch noch für seinen unermüdlichen Einsatz belohnt. Eine Flanke von Arne Feick verlängerte Multhaup in Richtung Tor, der Ball wurde abgefälscht und landete hinter die Torlinie (72.). Der Rettungsversuch von Dragovic kam zu spät.
Heidenheim rettet die Führung ins Ziel
Leverkusen warf in der Schlussphase noch einmal alles nach vorne, scheiterte aber immer wieder an der Defensive des aufopferungsvoll kämpfenden Zweitligisten.
Beim Schlusspfiff kannte der Jubel in Heidenheim keine Grenzen, der Provinzclub steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des DFB-Pokals. “Vielleicht drehe ich nachher noch eine Runde mit meinem Hund, um etwas runter zu kommen”, lachte der aufgekratzte FCH-Trainer Frank Schmidt.
Bosz: “Das darf nicht passieren”
In Leverkusen herrschte hingegen Fassungslosigkeit. Sportchef Rudi Völler stand mit eisiger Miene am Spielfeldrand, Trainer Peter Bosz konnte sich die Leistung in der zweiten Halbzeit nicht erklären: “Die Niederlage war berechtigt, wenn man sich die zweite Hälfte anschaut. Wir hatten viele unnötige Ballverluste. Das darf einfach nicht passieren.”
Brandt bemängelt schlampige Pässe
Auch Nationalspieler Julian Brandt war komplett frustriert: “Wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, das habe ich selten erlebt. Wir waren schlampig und haben Bälle einfach ins Aus gespielt, ich weiß auch nicht warum. Am Ende war es gerecht, dass wir verloren haben.”
Leverkusen am Freitag in Mainz
Ob Bayer Leverkusen am Wochenende wieder ein anderes Gesicht zeigt? Dann muss die Bosz-Elf zum Auftakt des 21. Spieltags am Freitagabend in Mainz antreten. Wer auf einen Auswärtssieg von Bayer wettet, kann sich beim deutschen Top-Buchmacher Wetten.com die starke Quote von 1,86 sichern.