Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann hatte das Hinspiel bei den Tottenham Hotspur zuvor als das wohl “spannendste Match der Vereinsgeschichte” bezeichnet. Jetzt sieht es so aus, als könnten die Roten Bullen in dieser Saison noch ein weiteres Kapitel in der Clubchronik schreiben – nämlich im Viertelfinale der Champions League gegen einen womöglich noch klangvolleren Gegner. Denn der Weg dorthin ist seit Mittwochabend nicht mehr weit. Leipzig gewann bei den Spurs absolut verdient mit 1:0, im Rückspiel (10. März) reicht zu Hause jetzt schon ein Unentschieden zum Weiterkommen. Tottenhams Coach Jose Mourinho hat allerdings noch nicht aufgegeben.
Ein Hinspiel auswärts mit 1:0 zu gewinnen, ist zweifellos ein glänzendes Ergebnis im Europacup. Im Fall von RB Leipzig muss man allerdings davon sprechen, dass die Nagelsmann-Elf die Partie in London “nur” mit 1:0 gewonnen hat – denn die deutliche Überlegenheit hätte eigentlich zu einem klareren Resultat führen müssen.
Tottenham kann Ausfall von Kane und Son nicht kompensieren
Leipzig legte los wie die Feuerwehr und hatte allein in den ersten drei Minuten mehrere Top-Chancen, für die Spurs mussten der starke Torhüter Hugo Lloris und der Pfosten retten. Bei Tottenham machte sich das Fehlen der verletzten Leistungsträger Harry Kane, Heung-Min Son und Moussa Sissoko deutlich bemerkbar. Die Spurs standen vor allem in der ersten Halbzeit völlig neben sich.
Mourinho nimmt sein Team in Schutz
RB diktierte das Spiel, hatte phasenweise 75 Prozent Ballbesitz und kam immer wieder zu guten Gelegenheiten. Oft fehlte es aber an Präzision beim letzten Pass oder der Abschluss war kläglich – wie im Falle von Timo Werner in der 37. Minute.
Spurs-Trainer Jose Mourinho hatte seinem Team eine strikte Defensiv-Taktik verpasst – später rechtfertigte der Portugiese diese Ausrichtung mit der Personalsituation: “Das ist eben die Situation. Wir haben nicht die Waffen wie Leipzig. Es war, als wären wir ohne Patronen zu einem Kampf gegangen. Die Mentalität meiner Spieler war trotzdem großartig.”
Werner trifft vom Punkt
Tottenham hatte es seinem überragenden Keeper und einer großen Portion Glück zu verdanken, dass Leipzig lange Zeit nichts aus seiner drückenden Überlegenheit machte. Der Knoten platzte erst in der zweiten Halbzeit, als Konrad Laimer von Ben Davies im Strafraum gefoult wurde – ein glasklarer Elfmeter.
Timo Werner trat an und versenkte den Ball mit einem strammen Schuss links unten im Eck. Lloris hatte zwar den richtigen Riecher, war aber machtlos. “Bei einem Elfmeter muss man immer seine Nerven im Griff haben. Ich wollte so schießen, als wäre es der letzte Schuss des Spiels. Das hat ganz gut geklappt”, so Werner später.
Nagelsmann zufrieden
Erst nach dem Gegentor wurde Tottenham aktiver – und jedoch wirklich zwingend vor das Leipziger Tor zu kommen. Die beste Chance vergab Lucas Moura kurz vor Schluss, der einen Kopfball aus zwei Metern nicht im Netz versenken konnte.
RB-Coach Julian Nagelsmann zog eine zufriedene Bilanz: “Der Sieg war völlig verdient. Wir hatten noch Chancen für weitere Tore, sind aber auch nicht ins totale Risiko gegangen. Das war eine sehr reife Vorstellung meiner Mannschaft.”
Wie schwer ist Laimer verletzt?
Einziger Wermutstropfen aus Leipziger Sicht: Konrad Laimer hat sich bei dem Foul vor dem Elfmeter wohl schwerer verletzt. Der Österreicher ist böse auf die Schulter gefallen und musste in der Schlussphase ausgewechselt werden. “Ich hoffe nicht, dass etwas gebrochen ist. Aber wir müssen die Untersuchung abwarten”, so Laimer.