Neun Spiele, null Siege, vier Unentschieden und fünf Niederlagen bedeuten vier Punkte, Platz 18 und das Aus für Robin Dutt. Nach dem schlechtesten Saisonstart in der Vereinsgeschichte sahen sich die Verantwortlichen in Bremen dazu gezwungen, ein Zeichen zu setzen und entließen den Coach. Das Spiel gegen den 1. FC Köln wurde dabei zum Schicksalsspiel für den Trainer der Hanseaten. Ob der neue Cheftrainer Viktor Skripnik das Ruder an der Weser herumreißen kann und den SV Werder Bremen wieder in ruhigeres Fahrwasser führen kann, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Dutt als Bauernopfer?
Die Bilanz von Robin Dutt in der aktuellen Saison ist katastrophal und auch saisonübergreifend konnte der 49-Jährige statistisch gesehen nur jedes vierte Spiel gewinnen, womit er neben dem Niederländer Aad de Mos die schlechteste Punktausbeute in der Geschichte der Norddeutschen aufweist. Auch das „Endspiel“ gegen den 1. FC Köln, wie es Bremens Manager Thomas Eichin vor dem Spiel bezeichnete und damit dem Trainer und der Mannschaft einen Bärendienst erwies, ging mit 0:1 im heimischen Weserstadion verloren. Zwar versuchte die Mannschaft von Dutt gegen tiefstehende Kölner nach vorne zu spielen, aber das ständige Anrennen wirkte plan- und ziellos.
Nach dem Führungstor für die Domstädter durch Anthony Ujah machte sich Resignation bei den Bremer Spielern breit und das Spiel ging verloren. Es kam, wie es kommen musste und Dutt – das schwächste Glied in der Kette – wurde entlassen. „Nach den letzten Ergebnissen sind wir der Überzeugung, dass die Mannschaft einen neuen Impuls braucht, um aus der gegenwärtigen Lage herauszukommen. Robin hat alles gegeben und die Mannschaft erreicht, aber sie hat es nicht mehr aufs Feld gebracht“, rechtfertigte Eichin die Entscheidung.
Dabei muss die Frage gestattet sein, welchen Anteil der Manager selbst an der derzeitigen Lage hat, denn die Transferpolitik fällt in seinen Zuständigkeitsbereich und nach dem blutleeren Auftritt einiger Spieler in der Partie gegen Köln muss deren Bundesligatauglichkeit angezweifelt werden. Ob die Freistellung des ehemaligen DFB-Sportdirektors zum jetzigen Zeitpunkt eine Panikreaktion war oder die richtige Entscheidung, muss sich erst noch zeigen. Fakt ist, dass mit Eintracht Frankfurt, dem SC Paderborn und dem VfB Stuttgart bis zur Winterpause noch einige Spiele gegen Mannschaften anstehen, deren Kaderstärke mit der von Werder vergleichbar ist und die damit durchaus auch mit Robin Dutt hätten gewonnen werden können.
Die letzte Bastion im Profifußball fällt
Als Dutt sein Amt in Bremen antrat, bezeichnete er Werder noch als „letzte Bastion im Profifußball“. Er bezog sich dabei auf die langen Amtszeiten seiner Vorgänger Otto Rehhagel und Thomas Schaaf, die beide etwa 14 Jahre für die Hanseaten als Trainer tätig waren. Inzwischen ist klar, dass Dutt diese Tradition nicht fortführen wird und die letzte Bastion wohl endgültig gefallen ist. Der neue an der Seitenlinie heißt Victor Skripnik, der bisher Werders U-23 in der Regionalliga Nord trainiert hat und bereits seit 1996 im Verein ist.
Vielleicht ist dies ein gutes Omen, denn auch Thomas Schaaf, der ebenfalls bereits vor seinem Engagement als Coach viele Jahre für Bremen tätig war, übernahm auch als unerfahrener Nachwuchstrainer kurz vor der Jahrtausendwende den Club, als sich dieser in akuter Abstiegsgefahr befand und führte ihn zu vielen Erfolgen, an die sich besonders die heute gebeutelten Fans gerne zurückerinnern.
Ob nun alles besser wird und die Entlassung von Robin Dutt die erhofften Früchte trägt, muss sich noch genau so zeigen, wie die Qualität der Mannschaft. Sollte Skripnik, ein ausgewiesener Fußballfachmann, die Wende mit dem von ihm präferierten Offensivstil schaffen, so könnte er in die großen Fußstapfen von Schaaf und Rehhagel treten und eine Ära prägen. Es wäre ihm und Werder zu wünschen.