Nach dem Aufstieg in der Saison 2008/09 sorgte der 1. FSV Mainz 05 noch vor Beginn der folgenden Spielzeit für einen Paukenschlag und trennte sich von Erfolgscoach Jörn Andersen, dem ein gestörtes Verhältnis zur Mannschaft und ein zu rauer Führungsstil vorgeworfen wurden. Mit der Installation des damals gänzlich unbekannten Thomas Tuchel, der zuvor mit der U19 die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, landeten die Rheinhessen anschließend einen Glücksgriff.
In den folgenden fünf Jahren schaffte Mainz unter Tuchel nicht nur stets souverän den Klassenerhalt, sondern sorgte mehrfach auch im vorderen Drittel der Tabelle für Furore. Beginnend mit den “Bruchweg Boys“ um Lewis Holtby, Andre Schürrle und Adam Szalai bis hin zur aktuellen Mannschaft mit Protagonisten wie Shinji Okazaki verstand es Tuchel immer, mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln starke Teams zu formen. Akteure wie Holtby, Szalai oder Schürrle mussten immer wieder ersetzt werden und dennoch geriet Mainz anders als von manch Skeptiker prophezeit nie ernsthaft in Abstiegsgefahr. Am Ende der vergangenen Saison stand ein siebter Platz, der sogar für die Teilnahme an der Qualifikation für die Europa League reichte, in der Mainz nach dem 1:0 vor eigenem Publikum als Favorit zum Rückspiel zu Asteras Tripolis nach Griechenland reist. Allerdings mittlerweile ohne Tuchel, der am Rande des letzten Spieltages die Bombe platzen ließ und trotz Vertrages bis 2015 seinen Rücktritt verkündete. Nachdem alle Versuche der Mainzer Verantwortlichen um Manager Christian Heidel und Präsident Harald Strutz scheiterten, Tuchel doch noch zum Weitermachen zu bewegen, wurden relativ zügig Nägel mit Köpfen gemacht und der Däne Kasper Hjulmand als neuer Coach vorgestellt. Hjulmand tritt nun fraglos in große Fußstapfen und wird es nicht leicht haben, an die Erfolge Tuchels anzuknüpfen. Wieder einmal vermuten sogar einige Experten, dass Mainz abstürzen und in den Abstiegskampf verwickelt werden könnte.
Ganz von der Hand zu weisen ist eine solche Einschätzung nicht, haben die 05er doch nicht nur ihren Trainer verloren, sondern mit Rechtsverteidiger Zdenek Pospech und Offensiv-Allrounder Eric Maxim Choupo-Moting auch zwei Leistungsträger, denen mit Nicolai Müller in Kürze eine weitere Stammkraft folgen dürfte. Im Gegenzug kamen mit dem chilenischen Nationalverteidiger Gonzalo Jara, dem herausragenden Zweitliga-Rechtsverteidiger Daniel Brosinski und dem serbischen Offensivtalent Filip Djuricic zwar auch einige Neue mit großem Potential, doch bislang greifen unter dem neuen Trainer noch nicht alle Rädchen ineinander. Im Hinspiel gegen Tripolis erspielte sich Mainz 90 Minuten lang kaum eine echte Chance und erzielte nur ein glückliches Tor durch Shinji Okazaki, dem der Ball eher zufällig vor die Beine gefallen war.
Geht auch Loris Karius noch von Bord?
Klar ist, dass in der Kürze der Zeit unter dem neuen Trainer noch nicht alles klappen kann, doch allzu viel Zeit bleibt bis zum Saisonstart am 24. August bei Aufsteiger SC Paderborn auch nicht mehr. Besonders schwierig würde es freilich, wenn noch ein weiterer Stammspieler nach Müller unerwartet den Verein verlassen sollte. Und ein solches Szenario ist offenbar bei Torhüter Loris Karius nicht ausgeschlossen, um den sich Medienberichten zufolge Benfica Lissabon bemühen soll. Der portugiesische Meister kann den 21 Jahre alten Schlussmann mit der Aussicht auf Einsätze in der Champions League locken und wäre vermutlich dazu bereit, auch eine für Mainz lukrative Ablöse zu bieten. Mit dem Griechen Stefanos Kapino, der trotz seiner erst 20 Jahre schon zwei Spielzeiten Stammkeeper bei Panathinaikos Athen war, hätte Mainz auf jeden Fall schon einen potentiellen Karius-Nachfolger unter Vertrag.
Alles in allem ist Mainz 05 vor der neuen Saison schwer einzuschätzen. Dass die 05er abermals ins internationale Geschäft einziehen, ist aber schwer vorstellbar. Vielmehr könnte Mainz diesmal durchaus hinten reinrutschen, sollten sich zuletzt unter ihren Möglichkeiten gebliebene Klubs wie der VfB Stuttgart oder der Hamburger SV wieder steigern.