Die Dortmunder Fans dürften sich am Dienstagabend an beste Vollgas-Zeiten unter Jürgen Klopp erinnert haben: Durch eine fulminante zweite Halbzeit kam der BVB zu einem enorm wichtigen 3:2-Sieg gegen Inter Mailand. Damit hat die Borussia nun wieder exzellente Chancen, das Achtelfinale in der Champions League zu erreichen. Zur Pause sah es allerdings eher nach totaler Tristesse aus, denn die Italiener führten bereits mit 2:0. Doch der BVB kam wie verwandelt aus der Kabine, ein überragender Achraf Hakimi führte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre dann noch zum Sieg. Nun fährt Dortmund mit viel Rückenwind nach München, dort steht Samstag das Gipfeltreffen mit den Bayern an.
Nicht nur der Powerfußball der zweiten Hälfte erinnerte an die goldene Klopp-Ära in Dortmund, auch der sonst so introvertierte Lucien Favre sprang in der Schlussphase herum wie Klopp zu seinen wildesten Zeiten. Am Ende reckten Favre, seine Spieler und alle BVB-Fans jubelnd die Arme in die Höhe, der 3:2-Sieg gegen Inter Mailand kann ein Wendepunkt für die gesamte Saison sein.
Zur Halbzeit war der BVB tot
Wer ein solches Szenario allerdings in der Pause vorausgesagt hätte, der wäre wahrscheinlich eher zu einem Fall fürs Irrenhaus erklärt worden. Denn nichts, absolut nichts deutete nach den ersten 45 Minuten darauf hin, dass der BVB noch einmal in dieses Match zurückfinden würde.
Inters Führungstreffer hätte nicht zählen dürfen
Inter Mailand trat zunächst so auf, wie man es von einem italienischen Spitzenteam erwartet: Defensiv enorm stabil, abgezockt und gnadenlos effizient. Schon nach fünf Minuten brachte Lautaro Martinez die Gäste in Führung, der Treffer war allerdings klar irregulär.
Der Inter-Stürmer hatte Akanji bei einem hohen Ball in den Rücken geschlagen, erst dadurch kam der Ball in die Gefahrenzone. Warum der Video-Referee nicht eingriff und das Tor aberkannt wurde, blieb ein Rätsel.
“Sie hatten keine Luft zum Atmen”
Dortmund versuchte zu antworten, verlor aber zu viele Zweikämpfe und prallte immer wieder am Bollwerk der Mailänder ab. Inter lauerte auf Konter und traf nach einem herrlichen Spielzug zum 0:2 durch Matis Vecino (40.). Im Signal Iduna Park war es in diesem Moment gespenstisch still, die Partie schien entschieden.
Dann allerdings folgte eine zweite Halbzeit, die in Dortmund lange nicht vergessen werden dürfte. “Wir hatten uns vorgenommen, höher zu stehen und mehr Druck aufzubauen – das hat auf beeindruckende Art und Weise geklappt”, sagte Mats Hummels nach der Partie. Und Mario Götze ergänzte: “Inter hatte in der zweiten Halbzeit keine Luft zum Atmen.”
Geniestreich von Paco Alcacer
Tatsächlich schien der Rückstand den BVB von allen taktischen Fesseln zu befreien. Die Borussia drückte aufs Tempo und schnürte Inter in der eigenen Hälfte ein. Spätestens als Achraf Hakimi nach Götze-Pass zum 1:2 traf (51.), waren auch die Zuschauer wieder präsent und peitschten die Mannschaft nach vorne.
In der 64. Minute erlebte Dortmund dann einen echten Geniestreich: Paco Alcacer wurde eingewechselt, lief auf das Feld, antizipierte einen Einwurf der Gäste, spritzte dazwischen und legte den Ball genau in den Lauf von Julian Brandt, der aus spitzem Winkel zum 2:2-Ausgleich traf.
Mit Rückenwind nach München
Inter taumelte jetzt wie ein angeschlagener Boxer – und erhielt vom BVB in der 77. Minute den Knock-Out: Der überragende Hakimi spielte einen herrlichen Doppelpass mit Sancho und jagte das Leder zum umjubelten 3:2 ins Inter-Tor. Spätestens jetzt explodierte das Stadion, die Borussia hatte das Spiel tatsächlich gedreht.
Jetzt geht es am Samstag zum Topspiel nach München, wo der BVB in den letzten Jahren regelmäßig untergegangen ist. Diesmal spürt die Borussia aber “Rückenwind”, wie es Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke formulierte. Die Bayern müssen auf der Hut sein, der BVB ist wieder da!