Der selbsternannte Meisterschaftsfavorit Borussia Dortmund leistet sich schon früh in der Saison eine sportliche Krise. In der Bundesliga konnte der BVB nur eines der letzten fünf Spiele gewinnen, die beiden letzten Auftritte bei Inter Mailand (0:2) und im Derby gegen Schalke (0:0) waren fast schon beschämend. Die Stimmung rund um die Borussia ist inzwischen am Tiefpunkt, obwohl nicht mal ein Drittel der Spielzeit absolviert ist. Die Mannschaft spielt blutleer und konzeptlos, es fehlen Leidenschaft und Emotionen an allen Ecken und Enden. Zuletzt versagte sogar die hochgelobte Offensive, auf die sich der BVB ansonsten immer verlassen konnte. Die Verantwortung für diese Misere sehen viele Fans und Beobachter bei Trainer Lucien Favre. Jetzt hat sich Rekordnationalspieler Lothar Matthäus in seiner Kolumne bei Sky zu den Perspektiven des BVB geäußert.
Noch vor knapp drei Monaten hätte man sich kaum vorstellen können, dass Lucien Favre bei Borussia Dortmund so schnell und so massiv unter Beschuss stehen würde. Damals hatte der BVB gerade eine starke Vorbereitung absolviert und den Supercup gegen die Bayern gewonnen (2:0). Mit dem vermeintlich besten Kader seit Jahren ging es voller Optimismus in die neue Saison.
Grauenhafte Auftritte gegen Inter und Schalke
Und jetzt – Ende Oktober – gibt es nicht wenige Stimmen, die Favre einen Rauswurf noch vor der Winterpause prophezeien. Die Auftritte und Ergebnisse der Mannschaft stehen schon seit Wochen nicht mehr im Einklang mit den Zielen und großen Ambitionen des Clubs.
Gegen den Aufsteiger Union Berlin gab es eine peinliche Niederlage, in den Partien gegen Frankfurt, Bremen und Freiburg wurden Führungen leichtfertig verschenkt – alle drei Partien endeten mit einem 2:2-Unentschieden. Zuletzt erreichte der BVB bei der 0:2-Peite gegen Inter Mailand und beim 0:0 gegen Schalke 04 einen erneuten Tiefpunkt. Selten hat man eine Dortmunder Truppe so verunsichert und harmlos in der Offensive gesehen.
Hat Favre noch den Rückhalt der Mannschaft?
Für Sky-Experte Lothar Matthäus sitzt das größte Problem der Dortmunder auf der Trainerbank: “In Dortmund redet man sich alles schön, obwohl es alles andere als schön ist. Ich glaube, so langsam muss man dort eine Lösung finden. Ich habe das Gefühl, dass Favre nicht mehr alle Spieler erreicht und hinter sich hat.”
Diesen Eindruck haben in den vergangenen Wochen bereits diverse Insider bestätigt. Aber nicht nur die Mannschaft soll in Teilen nicht mehr an die Ideen des Trainers glauben, auch die Clubführung hat dem Vernehmen nach das Vertrauen verloren.
Matthäus fordert unbequeme Entscheidungen
Matthäus plädiert in seiner Kolumne indirekt für einen Trainerwechsel: “Man muss Entscheidungen treffen. Auch wenn es mir zu einfach ist, ständig alles auf den Coach zu schieben, sich nach fünf Jahren immer noch nach Klopp zu sehnen und dies auch öffentlich zu sagen. Natürlich machen die Trainer nicht alles richtig und es fehlt ein Stoßstürmer wie Mandzukic. Der Rest scheint ein Problem zwischen Trainer und Mannschaft zu sein.”
Mourinho ist definitiv keine Option
Das Problem aus Sicht der Borussia: es gibt derzeit kaum verfügbare Alternativen auf dem Trainermarkt. Die Gerüchte um Jose Mourinho sind nach Informationen unserer Redaktion eine reine Mediengeschichte. Weder hat man sich beim BVB ernsthaft mit Mourinho beschäftigt, noch hat der portugiesische Star-Trainer jemals auch nur annähernd über ein Engagement in Dortmund nachgedacht.
Hasenhüttl steht bei den BVB-Bossen auf dem Zettel
Wer bleibt also noch auf der Liste? Ralf Rangnick? Arsene Wenger? Hannes Wolf? Der einzige Name, der beim BVB wohl tatsächlich eine Rolle spielt, ist der von Ralph Hasenhüttl. Der Ex-Trainer von RB Leipzig steht aber derzeit noch beim FC Southampton unter Vertrag und sitzt dort trotz schlechter Resultate fest im Sattel.